Quelle: Berliner Morgenpost, 16.03.05
[size=18px]Unterstützung für Trainer Pagé[/size]
Die Assistenten Don Jackson und Gilles Lefebvre sollen die Chancen der Eisbären im Play-off verbessern
Von Marcel Stein
Seinen Ring nimmt Don Jackson nie ab. Auch nicht, wenn er die großen Handschuhe anzieht und aufs Eis geht. Der dicke goldene Klunker an der rechten Hand bedeutet ihm viel. Es ist schließlich ein besonderer Ring. Einer, den man nicht kaufen kann. Man muß ihn sich erarbeiten, in der besten Eishockey-Liga der Welt, der NHL. Der 48jährige hat das getan, 1984 und 1985 mit den Edmonton Oilers, an der Seite des großen Wayne Gretzky gewann Jackson den Stanley Cup - und erhielt den Ring als Auszeichnung.
Der Amerikaner muß sein Prunkstück in letzter Zeit häufiger vorzeigen. Seit er in Berlin angekommen ist, um genauer zu sein. Derartige Würdenträger des Eishockeys sind ja nicht gerade oft zu Gast in der Hauptstadt. Jackson ist zu Besuch beim EHC Eisbären. "Weil ich etwas über das europäische Eishockey lernen möchte", sagt er. Und weil er den Berlinern im ab Freitag beginnenden Play-off helfen soll, den ersten Titel in der DEL zu gewinnen.
Eisbären-Cheftrainer Pierre Pagé und Don Jackson kennen sich schon lange. "Pierre hat mir den ersten Trainerjob in der NHL gegeben. Ich war von 1992 bis 1994 drei Jahre lang sein Assistent bei den Quebec Nordiques", erzählt der hünenhafte ehemalige Verteidiger. Insgesamt acht Jahre, zuletzt in Ottawa, arbeitete Jackson als Co-Trainer in der NHL. Daß dort keine Saison stattfindet, trieb ihn wie viele Spieler nach Europa. Nach einigen Stationen in Ungarn, Österreich und der Slowakei trafen sich Pagé, Manager Peter John Lee und Jackson vor drei Wochen beim EHC-Gastspiel in Nürnberg - und nahmen ihn gleich mit nach Berlin.
Für Pagé ist damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. "Ich habe die ganze Saison mit Peter darüber geredet, daß ich noch einen Assistenten haben möchte", sagt der Kanadier. Das stimmt nur bedingt. Pagé redet schon viel länger auf den Manager ein. Doch bislang lehnte Lee bis auf den zeitweise engagierten Torwart-Trainer Gilles Lefebvre weitere Unterstützung ab. Auch weil Pagé nicht gerade wenig Gehalt bezieht. Jackson, der nun speziell die Abwehr schult, arbeitet nur für Kost und Logis, das ist zu verkraften.
Damit stehen bei den Berlinern nun bei jeder Übungseinheit vier Trainer auf dem Eis, denn auch Lefebvre ist erstmals während des Play-off hier. Das bekundet die Ambitionen der Eisbären ebenso wie die Verpflichtung der drei NHL-Spieler. Aber eigentlich ist Pagé die Hilfe von Jackson und Lefebvre noch immer nicht genug.
"In der NHL gibt es sechs Assistenten. Das ist wie in einer Privatschule. Die Lehrer sind nicht unbedingt besser als an öffentlichen Schulen. Aber es gibt mehr Lehrer, und die können sich mehr um ihre Schüler kümmern", erklärt der Cheftrainer. Individuelle und intensivere Ausbildung führe zu besseren Ergebnissen. Am liebsten hätte Pagé noch einen Mentaltrainer und einen Videoanalysten. Jackson kann das verstehen: "Die ganze Arbeit der Assistenten ist nur schwer allein zu schaffen." Er spreche viel mit Pagé über die Verteidiger, das "hilft, einige Dinge klarer zu sehen". Hartmut Nickel, der Co-Trainer, findet das auch: "Jeder Neue bringt auch neue Ideen mit, das ist gut."
Hauptsache, Jackson gelingt es bis Freitag, wenn das Viertelfinale gegen Augsburg beginnt (19.30 Uhr, Sportforum), den Berliner Verteidigern eine bessere Defensivarbeit zu vermitteln. "Da fehlt es noch ein bißchen", hat er festgestellt. Vielleicht sollte Don Jackson öfter seinen Ring zeigen. Der könnte anspornend wirken.