In unserem südlichen Nachbarland läuft schon seit längerem eine interessante Diskussion, der auch in der heutigen AZ Rechnung getragen wird:
Die Nationalhymne soll frauenfreundlicher werden.
Viele österreichische Frauen fühlen sich vom "alten" Text der Hymne "Land der Berge" diskriminiert und fordern eine Entschärfung und geschlechterneutrale Umtextung.
Hier der momentane Text:
Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äkker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat bist du großer Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
vielgerühmtes Österreich.
Vielgerühmtes Österreich!
Heiss umfehdet, wild umstritten,
liegst dem Erdteil du inmitten
einem starken Herzen gleich.
Hast seit frühen Ahnentagen
hoher Sendung Last getragen,
vielgeprüftes Österreich.
Vielgeprüftes Österreich.
Mutig in die neuen Zeiten,
frei und gläubig sieh uns schreiten,
arbeitsfroh und hoffnungsreich.
Einig laß in Brüderchören,
Vaterland,dir Treue schwören,
vielgeliebtes Österreich.
Vielgeliebtes Österreich!
Die gefetteten Stellen sind jene Textzeilen, an denen sich Feministinnen ergötzen und eine Änderung fordern.
So fordert die Frauenministerin, dass dort, wo von Söhnen die Rede ist, "auch von Töchtern" gesungen werden soll. Im Klartext: "Heimat großer Töchter, Söhne" in Strophe 1.
Und in Strophe 3 wird "Einig lass in freud'gen Chören, Heimatland dir Treue schwören" gefordert...
Ich meine, wenn hier von "großen Söhnen" die Rede ist, dann ist das eher symbolisch für "Leute, die großes geleistet haben" zu sehen. Mit ein bisschen Nachdenken könnte man da auch draufkommen. Und: hey, "große österreichische Töchter"??? :wink: Wer fällt uns da ein ausser Sissi, Riess-Passer und Ferrero Waldner??? Ohne ins Lexikon zu spicken! Genau, wird schwierig. Dagegen: W.A. Mozart, Arthur Schnitzler, 2 mal Johann Strauss, Franz von Suppé, Toni Polster, Andi Herzog, Reinhard Fendrich,...
Also wenn man's wörtlich nimmt: klarer Punkt für die "alte" Hymne.
Der Begriff "Brüderchöre" steht hier für Zusammenhalt und Einigkeit. Durch "freud'ge Chöre" wird etwas völlig anderes ausgedrückt, was mich eher an die "Ode an die Freude" erinnert.
Der Gipfel der alpenländischen Diskussion ist jedoch das Ersetzen von "Vaterland" durch "Heimatland". Hallo?! Seit Jahrhunderten ist in ganz Europa vom Vaterland die Rede. Das hat nix mit Diskriminierung zu tun, sondern kommt noch aus dem Mittelalter, als Fremde angerufen wurden, wer ihres Landes Vater sei. D.h. gemeint ist der Besitzer des Landes in dem man geboren wurde. Vater heisst in diesem Zusammenhang nicht unbedingt "männliche Person" sondern eher "Herrscher". Von der Wortgeschichte her hat sich "Vater" übrigens aus dem lateinischen "Pater" entwickelt, was ursprünglich soviel wie "Patron" bedeutete. Es ist also völlig unangebracht, sich daran aufzugeilen...
Ob und wann jedoch diese Änderungen kommen, steht noch in den Sternen. Und zuvor dürfte es noch einige hitzige Diskussionen geben.