Länderspiel-Boykott abgewendet
München/Berlin - Das Debüt von Joachim Löw als Bundestrainer wird vom neu entbrannten "Schuh-Krieg" überschattet.
Vor dem ersten Länderspiel nach der WM am Mittwoch gegen Schweden gibt es in der DFB-Auswahl heftige Diskussionen über die freie Wahl der Fußballschuhe, die bislang komplett vom Generalausrüster adidas gestellt werden. Immerhin wurde aber am Dienstagnachmittag ein Boykott der Begegnung abgewendet. Alle Spieler werden mit adidas-Schuhen spielen, allerdings vermutlich zum letzten Mal. Noch am Montag hatte der Mannschaftsrat mit Jens Lehmann, Bernd Schneider, Miroslav Klose und Torsten Frings in einem Gespräch mit DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und Teammanager Oliver Bierhoff einen Streit derjenigen Akteure angedroht, die bei einer anderen Firma unter Vertrag stehen.
Dies war von Bierhoff am Dienstagmorgen auch nicht dementiert worden. "Noch ist keiner abgereist. Ich gehe davon aus, dass wir spielen können. Aber was morgen ist, weiß ich auch nicht", hatte er gesagt. "Es ist eine schwierige Situation, besonders für den Trainer, der die besten Spieler aufstellen will. Man muss jetzt sehen, wie es kommt." Am Nachmittag kam dann vom DFB Entwarnung. Offenbar wurde der Mannschaft im Gegenzug freie Schuhwahl ab dem nächsten Länderspiel am 2. September gegen Irland zugesichert. Dies muss nun aber in Gesprächen mit adidas geklärt werden.
Schon "seit Jahrzehnten" gibt es laut Bierhoff diese Diskussion, in dieser Dimension allerdings hat es sie noch nicht gegeben. Im aktuellen Kader tragen nur sechs von 17 Spielern in ihren Vereinen adidas. Verständnis für die Profis, die sich selber zum Thema vorerst nicht äußern wollten, zeigte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Die Spieler wollen spielen und sie werden spielen. Aber ich verstehe, das die Schuhe für einen Fußballer wichtiger als die Trikots sind."
Neben dem gewohnten Schuhwerk geht es aber natürlich auch um Geld, denn die Sponsorenverträge würden bei freier Wahl höher dotiert werden. Daher ist der Druck vor allem von Seiten der Berater groß. "Jetzt hat sich die gesamte Mannschaft dafür ausgesprochen, dass sie die freie Schuhwahl will", erklärte Bierhoff. "Aber man muss uns im DFB Zeit lassen. Wir haben einen bestehenden Vertrag mit adidas, den wir erfüllen wollen."
Vertrag mit adidas bis 2010. Dieser läuft noch bis 2010 und sieht die komplette Einkleidung des Kaders vor. Die Spieler verweisen dagegen auf andere Nationalmannschaften, in denen fast überall die freie Schuhwahl erlaubt ist. "Wir gehen davon aus, dass die Spieler hinter Löw stehen und ihm einen guten Einstand geben wollen", meinte Bierhoff. "Das Spiel ist auch mit Blick auf die EM-Qualifikation im September zu wichtig."
Löw selber nahm die Drohungen der Spieler ebenso wie die zahlreichen Ausfälle vergleichsweise gelassen hin. "Wir müssen die Gegebenheiten so hinnehmen wie sie sind", sagte er. "Ich habe diese Probleme lieber jetzt als Anfang September, wenn die EM-Qualifikation losgeht und der Ernst des Lebens beginnt. Bislang haben wir unsere Probleme immer in Ruhe gelöst. Das werden wir auch diesmal schaffen."
Martin Volkmar / Andreas Ziepa