Köln, 5.März 2007
Es gab einige Veränderungen vor der am vergangenen Sonntag abgelaufenen DEL-Saison, nicht wenige wurden mit Kritik begleitet. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke zieht im Interview mit Hockeyweb Bilanz.
Hockeyweb: „Es war die erste Saison nach der Abschaffung des Abstiegs, am Ende sprach man von Wettbewerbsverzerrung , weil Duisburg und Augsburg mangels Abstiegsdruck viele Spieler abgaben. Haben die Kritiker der Abschaffung des Abstiegs Recht behalten?“
Tripcke: „Es sind sicherlich durch die Abschaffung des Abstiegs einige Dinge eingetreten, die vorher befürchtet wurden und die drei Letzten der Tabelle waren recht früh abgeschlagen.
Ich glaube übrigens nicht, dass die teils schlechten Zuschauerzahlen in Augsburg und Duisburg mit dem fehlenden Abstieg zu tun haben, die Teams haben einfach zu oft schlecht gespielt. Der Abgang vieler Spieler war ein fader Beigeschmack, aber man konnte keinesfalls von Wettbewerbsverzerrung sprechen, sportlich waren die „Kellerkinder“ nach dem Abgang der Spieler bestimmt nicht schlechter als vorher, das Thema wurde schon etwas überbewertet. Man ließ Spieler ziehen, die von anderen Klubs gute Angebote bekamen.
Dafür rückten hungrige Spieler nach.“
Hockeyweb: „Duisburg war abgeschlagen Letzter und will mit einer verjüngten Mannschaft in die kommende Saison gehen. Besteht nicht die Gefahr, dass die Füchse mangels Abstieg nur Punktelieferant sein werden und die Liga Schaden nimmt?“
Tripcke: „Die Gefahr besteht immer, aber das wird sich regulieren, denn auch ohne Abstieg gibt es enormen Druck von den Zuschauern und Sponsoren, es wird Duisburgs Gesellschafter Ralf Pape bestimmt keinen Spaß machen, nur zu verlieren. Man wird sich sicher bemühen, wettbewerbsfähig zu sein.“
Hockeyweb: „Der Kampf um die direkte Qualifikation stand für die meisten Klubs im Vordergrund, die Pre-Play-offs sind bei den knapp an Rang Sechs gescheiterten Klubs alles andere als beliebt. Hat sich der neue Modus bewährt?“
Tripcke: „Der neue Modus hat sich absolut bewährt. Der Wettbewerb in der Vorrunde wurde durch die Kämpfe um die Plätze Sechs und Zehn stark aufgewertet. Jeder hatte Angst vor den Pre-Play-offs, welche für die teilnehmenden Klubs natürlich sehr unangenehm sind, für die Zuschauer aber ungemein spannend sein werden. Früher war es fast gleich, welchen Platz man unter den ersten Acht einnahm, jetzt ging es von Beginn an um einen Platz unter den ersten Sechs. Auch das Spiel an sich hat sich verändert und orientiert sich am internationalen Eishockey. Es wurde in der Liga sehr viel mehr auf Tempo gespielt, ich hatte aber den Eindruck, dass die Spielkultur dabei ein wenig auf der Strecke blieb. Speed ist nicht alles, bei höherem Tempo nehmen die Abspielfehler zu. Aber unsere Nationalspieler profitieren davon, sie stellen sich in der Liga besser auf das internationale Tempo ein, als das noch vor zwei oder drei Jahren möglich gewesen wäre.“
Hockeyweb: „Einige Schiedsrichter haben den Weg der Null-Toleranz wieder verlassen, nur die Profis pfeifen noch konsequent. Wird jetzt alles wieder wie früher?“
Tripcke: „Die Profis sind sicher mehr in dem Thema drin und es ist nur menschlich, dass die Schiedsrichter nach den Schulungen zur Null-Toleranz erst heiß auf die Umsetzung waren und dies dann nachgelassen hat. Aber generell wird schon wesentlich konsequenter gepfiffen als noch vor einigen Jahren, die technisch starken Mannschaften haben einen klaren Vorteil und genau das war ja beabsichtigt.“
Interview: Alexander Brandt