Was fällt Ihnen einen zu...
Heute: Der EHC Wolfsburg
Um sich konstruktiv zum Thema EHC Wolfsburg zu äußern, muss man sich wahrlich etwas anstrengen. Schließlich ist die Aufgabe, einige druckreife Sätze zum Begriff "Bananenfalter" zu finden, ähnlich.
Gut, fangen wir an. Am Anfang steht das Nichts. Nach einigen Sekunden fällt es einem dann doch ein: "Stimmt, die sind doch Tabellenführer" oder "Da spielen doch Furchner und Hospelt". Dann wird es aber um den geneigten Fan auch schon eng. Deswegen will dieser Beitrag mal etwas Licht in das Wissensdunkel bringen.
Vorab zur Stadt: Wolfsburg ist grau, eintönig und künstlich. Viele Menschen leben hier nur, da ein ortsansässiger Automobilhersteller ausreichend Arbeitsplätze zur Verfügung stellt. Ansonsten besitzt die Stadt den Charme von abgestandenem Bier und das sieht man ja auch nicht wirklich gerne vor sich. Wie Wolfsburg eben: Die Fußgängerzone hat man nach ca. 200 Schritten hinter sich gebracht, einen Bahnhof hat die Stadt nur, da die ICE-Zugtrasse Köln-Berlin die Stadt passiert und von einem Nachtleben hat man aus dieser künstlichen Stadt ebenfalls noch nie was gehört. Wolfsburg hieß zudem nicht immer so und ist wahrlich keine alte Stadt. Erst seit 1938 gibt es diese. Aber sie hieß in den ersten 7 Jahren des Bestehens anders:
"Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben". Schließlich wurde hier der VW-Käfer gebaut. Man stelle sich also den Namen unseres kommenden Gegners so vor: "Grizzly Adams Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben"
Sexy ist wahrlich anders.
Ach so ja, unser kommender Gegner: Die Grizzly Adams Fallers....äh Wolfsburg.
Sucht man nach Umschreibungen für diesen Verein, dann fallen einem die Folgenden ein: langweilig, emotionslos und farblos (Man passt sich halt seiner Stadt an). Zumindest was Verein und Fans betrifft. Fans hat der Verein nachweislich kaum. Sie sind so selten, dass man sie eigentlich durch den WWF schützen müsste. Ihre eigene Eishalle, welche jeder Oberligist bei Spitzenbegegnungen problemlos ausverkauft bekommt, wird wenn überhaupt, nur vom Gegner voll gemacht. Die eigenen "Fans" mitsamt 13/14jährigen Nachwuchs-Ultras passen problemlos auf eine überschaubare Haupttribüne, Erinnerungen an die Eishalle des jetzigen Oberligisten EV Duisburg werden da wach.
Erstaunlich ist, dass selbst die eigenen Anhänger ihren Verein schon so langweilig finden, das sie es fertigbrachten, beim letzten Gastspiel in Köln die Gästekurve komplett mit Luft zu füllen. Vielleicht gabs ja zeitgleich im heimischen Allerpark ein Kinderprogramm, wer weiß.
Ich erwähnte Kinder: Die Altersstruktur der Grizzlys liegt im perfekten Justin Bieber-Alter, ich sprach ja schon von den "Mini-Ultras".
Die Kreativität der Fan-Gesänge bewegt sich zudem auf echtem Fremdschäm-Niveau, das Repertoire erschöpft sich nach wenigen Minuten, Anti-Köln-Gesänge (die beliebte "Viva Colonia"-Version der Iserlohner, welche übrigens auch bei Spielen ohne Kölner Beteiligung gespielt wird) werden lauter mitgesungen als Supportversuche für das eigene Team.
Darum schnell weg von den langweiligsten Fans der Liga und hin zum umtriebigen Manager. Der ist im wahrsten Sinne der einzige Farbtupfer von Verein und Stadt. Der macht seine Arbeit wirklich gut, was anderes kann man nicht sagen. Aber dafür gleich in die ostniedersächsische Diaspora zu ziehen, lieber Charly, woanders gibts auch günstige Solarien.
Zum sportlichen Bereich: Der EHC Wolfsburg hat fürwahr eine gute Mannschaft, aber das wars auch schon, was die DEL-Tauglichkeit betrifft. Alle anderen Faktoren bewegen sich wie erwähnt durchweg auf Oberliga-Niveau. Der Spruch "selbst in Wolfsburg kennt Euch keine Sau" wäre hier nicht wirklich fern der Realität. Abseits der eigenen Eishalle richtet sich der sportliche Fokus nahezu ausschließlich auf die erfolglosen Balltreter des VFL. Man muss kein ausgesprochener Hellseher sein, um sich vorstellen zu können, dass jeder blutig eingewachsene Zehennagel des örtlichen Balltreters Diego bzw. jeder Facebook-Eintrag des alten und neuen Trainers F. Magath mehr mediales Echo in Stadt und Region erzeugen würden, als eine frisch gerungene Deutsche Meisterschaft der Grizzlys.
Mit anderen Worten: Der EHC will das sportliche Herz der DEL werden, er wird aber immer der Blinddarm der Liga bleiben. Und das Schicksal von Blinddärmen sollte auch Nicht-Medizinern bekannt sein: Sie werden nicht selten entfernt. Das gleiche Schicksal wird dem EHC früher oder später wohl auch blühen. Wer mit der sportlich besten Mannschaft das abgeschlagene Schlusslicht in der Zuschauergunst ist und bei gegnerischen Vereinen so viel Emotionen auslöst wie das Spätprogramm von Super RTL, der wird früher oder später die DEL wieder verlassen müssen.
Kaum ein Sponsor der Welt hat auf so ein Zuschussgeschäft ohne wirkliches Entwicklungspotential echte Lust. Die Hamburg Freezers lassen hier grüßen.
Die Tränen der Trauer über einen potentiellen Abschied der Wolfsburger sollten sich daher in überschaubaren Grenzen halten. Vielleicht noch bei den Scorpions aus der großen Nachbarstadt, aber dann war es das auch schon.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir uns ab morgen mit einem Gegner sportlich messen werden, der in diesem Bereich Respekt verdient, in allen anderen Bereichen verdient er leider eher nur Mitleid bzw. gleichgültiges Schulterzucken. Genauso wie diese graue Stadt im ehemaligen Zonenrandgebiet der BRD. Heute bildet der heimische EHC das "Zonenrandgebiet" der DEL. Schließlich sollten Traditionen ja weitergelebt werden.
Kurzum: Da möchte man als echter Städter wahrlich nicht tot über'm Zaun hängen.
Übrigens: Die Gattung der "Bananenfalter" umfasst 21 Arten. Die Raupen ernähern sich u.a. von Bananen und das Verbreitungsgebiet ist der Raum des Amazonasbecken.
Für alle die, die sich doch was interessanteres merken möchten.