Frühere RAF-Terroristin kommt auf freien Fuß
Die frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt kommt nach mehr als 24 Jahren im Gefängnis auf freien Fuß. Die 57-Jährige wird auf Bewährung entlassen und darf die Justizvollzugsanstalt im bayerischen Aichach am 27. März verlassen. Das entschied am Montag das Oberlandesgericht Stuttgart. Die Bewährungszeit beträgt fünf Jahre.
Ex-BKA-Chef befürchtet "Gefahrenpotenzial"
Der frühere Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Hans-Ludwig Zachert, sieht in der vorzeitigen Freilassung der früheren RAF-Terroristin eine mögliche Gefahr. "Mohnhaupt ist der Typ der Rädelsführerin, und wenn sie - wann auch immer - mit Klar gemeinsam in Freiheit ist, kann sich daraus ein Gefahrenpotenzial entwickeln", sagte er der Mainzer "Allgemeinen Zeitung". Derzeit sitzt ihr ehemaliger Komplize Klar noch in Haft. "Beide zusammen könnten sich gegenseitig aufschaukeln", warnte Zachert.
Richter sehen keine "fortdauernde Gefährlichkeit"
Das Oberlandesgericht Stuttgart schätzt die Gefahr - zumindest mit Blick auf Mohnhaupt - anders ein: "Der Senat hat entschieden, dass unter Berücksichtigung des Sicherheitsinteresses der Allgemeinheit die Aussetzung zur Bewährung verantwortet werden kann", begründeten die Richter am Montag ihre Entscheidung. Es gebe keine Anhaltspunkte für eine "fortdauernde Gefährlichkeit der Verurteilten".
Entscheidung kommt nicht überraschend
Die bevorstehende Freilassung hatte sich bereits bei einer nichtöffentlichen Anhörung am 22. Januar abgezeichnet, als die Bundesanwaltschaft einen entsprechenden Antrag stellte. Mohnhaupt war 1985 zu fünf Mal lebenslang und 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.
In der Führungsriege der zweiten RAF-Generation
In den Jahren von 1977 bis zu ihrer Festnahme 1982 gehörte Mohnhaupt zur Führungsebene der terroristischen "Roten Armee Fraktion". Sie gilt als Rädelsführerin der Entführung und Ermordung des Arbeitgeber-Präsidenten Hanns-Martin Schleyer im Herbst 1977 und war im selben Jahr an den Morden an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto beteiligt.
"Es bleibt ein Gefühl der Bitterkeit"
Dabei starben auch Polizeibeamte. Die RAF-Terroristen hätten zehn Polizisten ermordet - darunter auch einen niederländischen Kollegen, erinnerte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, am Montag in Berlin. "Obwohl die Haftentlassung den Regeln des Strafgesetzbuches folgt und der Spruch der Richter zu akzeptieren ist, werden wir diese Morde nicht vergessen." Freiberg betonte: "Es bleibt ein Gefühl der Bitterkeit."
Klars Gnadengesuch wird geprüft
Außer Mohnhaupt sitzen aus den Reihen der RAF noch Christian Klar, Eva Haule und Birgit Hogefeld in Haft. Bei Klar prüft Bundespräsident Horst Köhler derzeit eine Begnadigung. Der 54-Jährige hatte ein Gnadengesuch schon bei dessen Amtsvorgänger Johannes Rau gestellt. Der studierte Historiker gehörte seit Mitte der 70er Jahre zum inneren Führungszirkel der RAF und war Mohnhaupts Hauptkomplize bei der Schleyer-Entführung. Er sitzt derzeit in Bruchsal in Baden-Württemberg im Gefängnis.