Wenn du Aktien nicht als wichtige langfristige Anlageform, sondern als spekulatives Anlageinstrument siehst und das dann noch in Verbindung mit einer Krise bringst, die mit Aktien nur dahingehend zu tun hat, als dass die Krise temporär die Kurse reduziert hat aufgrund der Ängste und Erwartungen der Marktteilnehmer (2 Jahre später waren die übrigens wieder aufgeholt), dann darf man da als Experte für Kapitalanlagen mal intervenieren. Es führt so sehr zu weit, dass ich noch nicht entschlossen habe, ob ich wirklich genug Zeit habe, um das auch nur ansatzweise zu erklären. Da müsste ich an Vorurteilen, Ängsten und massivem Unwissen arbeiten. Ich muss darüber erstmal nachdenken, aber es ist Quatsch. Man kann Merz vorwerfen, dass er das in den Raum wirft, weil er gewisse Aufsichtsratsmandate inne hat, aber über Anlegerschutz zu argumentieren und eine grundsätzlich sinnvolle Anlageklasse darüber zu verunglimpfen macht keinen Sinn.
Vielleicht bin ich nichtig informiert, aber Aktien halte ich als Anlageform für einen Kleinanleger, der sich vielleicht EUR 100-200 pro Monat zurücklegen kann, nicht wirklich für geeignet. Ein entsprechender Staatsfond wäre da aus meiner laienhaften Sicht sicher besser.
Du kannst es mir gerne per PN erklären.
Das hat nichts mit dem Volumen, sondern mit der Zeit zu tun, die ein Anleger hat. Wenn du langfristig in Aktien investierst, dann sind die Schwankungen egal, weil 7 von 10 Jahren positiv sind, du an das Geld nicht hingehst und somit nie einen Kursverlust wirklich realisierst und weil im Schnitt 8,5% vor Kosten erzielt werden konnten in den letzten 90 Jahren, seit wir vernünftige Aufzeichnungen haben (ich unterstelle 3% pauschal Kosten, um da jetzt gar nicht zu sehr reinzugehen). Bedeutet Erwartungswert ca. 5,5%.
Kurzer Exkurs, warum gerade für die "Kleinsparer" hohes Zinsen so wichtig sind:
1. Konservativ (Immobilie-/Sparbuch-/Bausparer- usw. mix)Wenn du als 30 jähriger für 37 Jahre dein Geld (wegen mir 200 Euro monatlich) für Altersvorsorge anlegst, dann erhältst du mit konservativen Anlageformen vielleicht 2% Zinsen langfristig. Bedeutet ca. 127.500 Euro. Bei 2% Inflation hast nix gewonnen und Kaufkraftbereinigt 61.265 Euro zur Verfügung. Lebst du noch 25 Jahre, dann kannst 200 vielleicht 250 Euro im Monat davon verbrauchen. Die 2% nach Kosten sind noch dazu geschönt und langfristig nicht realisierbar.<br>
2. Aktienorientiert: Mit aktienorientierter Anlage bei 5,5% Erwartungsrendite sind es ca. 272.000 Euro, nach Inflation ca. 130.000 Euro. Bedeutet über das doppelte an Ergebnis durch die Wahl einer anderen Anlageklasse.
Ich könnte jetzt damit prahlen, dass ich deutlich bessere Ergebnisse erziele dank niedrigerer Kosten usw. und ich kann auch erklären, warum die Mehrheit der Anleger, die "mal" Aktien gekauft haben, damit kräftig auf die Schnauze geflogen sind, was aber mit zu vielen Gründen zu tun haben kann (zu kurze Haltedauer, zu teure Produkte und falsches Marktverhalten sind aber die wesentlichen Faktoren, dazu noch Einzelwerte mit Einzeltitelausfallrisiken uvm.), aber an sich geht es darum, dass die Grundidee von Merz gut und sinnvoll ist. Die Intension von ihm ist etwas anderes und ich kann nicht ausschließen, dass das wieder in einem ähnlichen Desaster wie Riester endet. Mir ist auch klar, dass es damit Blackrock in eine schicke steuerliche Position bringen will, aber die Grundidee macht Sinn.
Wir sind solche Aktienmuffel in Deutschland, weil wir es in der Vergangenheit, aufgrund der sehr hohen Pensionen/Gehälter usw., nicht nötig hatten auf Rendite zu sehr zu achten. Da hat auch eine Verzinsung von 2-4 % dicke gereicht, um 1-2 Häuser in die nächste Generation zu bringen. Die Zeiten sind aber für 90% der Bevölkerung vorbei, wenn sich da nicht zeitnah was tut. Zudem ist die Finanzbildung ein großes Problem, weil die Leute eine Meinung (und viel Angst) haben und sich nicht anständig informieren (können). Ich neige fast dazu Werbung in eigener Sache zum Thema Finanzbildung zu machen. Vielleicht mach ich ja mal nen Vortrag für Forenmitglieder (hier fehlt der *ichhabAngstsmiley*)
Geändert von Tommy-Fan (03.12.2018 um 14:13 Uhr)
Sehr guter Beitrag. Du hast zu hundert Prozent Recht. Die Kluft zwischen Arm und Reich entsteht eben nicht durch größer werdende Unterschiede beim Lohn sondern durch eine Ungleichverteilung von finanzieller und ökonomischer Bildung. Die Löhne gehen bspw. seit 1990 nicht mehr auseinander (berechnet man bspw mit dem Gini-Koeffizienten), die Vermögen aber in hohem Maße.
Das liegt eben genau an der Denkweise, Aktien, Immobilien, Zertifikate, Optionen etc. seien nur etwas für Reiche.
Hier sehe ich die Verantwortung beim Staat. Es kann nicht sein, dass an den Schulen jeder Dreck gelehrt wird, aber wie unser Wirtschafts - und Finanzsystem funktioniert, erklärt einem niemand. Forciert man das endlich richtig, kann man sich den halben Sozialstaat sparen.
Interview mit Norbert Blüm. Sollte man mal lesen.
https://www.augsburger-allgemeine.de...wW_VSH2zR9unnw
www.soko-chemnitz.de
Amüsiert sich sonst noch jemand über diese neue Aktion der Zentrums für politische Schönheit?
Und vor allem über die Reaktionen, von rechts, Polizei Sachsen, Medien...
Ich bin mir sicher, dass das erstens völlig legal geplant und ausgeführt wurde, habe jedenfalls noch nichts verbotenes auf der HP gefunden.
Und zweitens geht es um ganz anderes. Dazu wird drittens demnächst, wenn der mediale Pulverdampf verraucht ist, noch eine Pointe geliefert.
Der Spiegel berichtet auch:
http://m.spiegel.de/kultur/gesellsch...a-1241882.html
Ich finde derartige "Petz"-Plattformen unterirdisch. Sowohl die von der AfD für Lehrer, wie auch die Nazi-Meldeplattform hier. Sowas geht gar nicht. Da braucht man sich dann auch nicht wundern, wenn sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen wird. Man hat langsam echt das Gefühl, hier drehen alle am Rad.
Bemerkenswert finde ich, was die Proteste in Frankreich bewirken.
Da kommt einem die erstrittene Abschaffung der Montagsspiele schon ein wenig blaß vor.
Übrigens finde ich den Begriff Kunstfreiheit hier eh falsch.
Das Grundrecht wird hier missbraucht. Grundrechtsschutz ist wichtig, aber in jede Richtung. Nicht nur in die Richtung die den Herrschaften passt.
Ihr habt Euch die HP noch nicht angesehen?
Das Perfide ist ja, es auch noch als Kunst zu deklarieren. Nazimethoden gegen vermeintliche Nazis. Ekelhaft. Ob Kunst, Satire oder einfach nur geistige Umnachtung, damit bekämpft man keinen Rechtsextremismus, damit schürt man ihn. Lustig ist daran gar nix. Und ich bilde mir ein, durchaus ein Faible für gute Satire zu haben.