Schlagwort Bevormundung: Genauso wie Rauchverbot in Kneipen, Gurtpflicht, etc. Nun bewege ich mich natürlich auf sehr dünnes Eis, wenn ich solche potentiell lebensrettenden Maßnahmen in einen Zusammenhang mit solch einem Warntäfelchen setze, aber prinzipiell halte ich es nicht für verkehrt, sich vor Augen zu führen, dass dieses Reizwort, das so viel negative Reaktionen nach sich zieht, eben nicht zwangsläufig negativ ist. Was der eine als bevormundent empfindet, hilft dem Anderen. Mir erschließt sich nicht, warum man da so bocken muss, aber dieses Hauptsache-dagegen-Klima wird ja seit Jahren hierzulande wohl bedacht herangezüchtet.
Schlagwort "sanfte Art": Das liest sich so, als hätte man das nicht versucht und führt davon ausgehend zu einem Trugschluss. Seit Jahren, Jahrzehnten mittlerweile gibt es ja diese Stimmen, die darum bitten, man möge vielleicht gewisse aus der Zeit gefallene Formulierungen und Stereotype nicht mehr reproduzieren. Das hat sanft angefangen. Kleiner "woker" Brückenschlag, es wurde auch lange "sanft" darauf hingewiesen, man möge doch bitte auf Klimaexpert*innen hören. Die letzte Generation hat auch nicht im luftleeren Raum angefangen, sich irgendwo festzukleben. Offensichtlich hilft die sanfte Art nichts, weil die nur was bringt, wenn man sich mitnehmen lassen will. Wenn man gegen alles, was progressiv ist und woraus man selbst keinen Vorteil zieht, sofort erst mal in Abwehrhaltung geht anstatt zuzuhören und herauszufinden, aus welcher Position das Gegenüber eigentlich Veränderungen erwirken will, dann ist da mit sanfter Art nichts mehr zu holen. Die Argumente liegen alle seit Jahren und Jahrzehnten auf dem Tisch, sanft ausgebreitet.
Zum Rest: Ich denke, dass da auf der Übermittlungsebene ein bisschen was verloren gegangen ist. Niemand sollte das eigene Weltbild komplett über den Haufen werfen, weil man zufälligerweise Ansichten mit fragwürdigen Gesellen teilt. Ich sag heute noch, das beste, was Angela Merkel passieren konnte, ist, dass sie irgendwann aus so einer scheußlichen Ecke kacke gefunden worden ist, dass man sie links der Mitte nicht mehr so leidenschaftlich ablehnen konnte wie zuvor. Das hieß aber nicht, dass man sie dann einfach gut finden musste. Aber es hat gezeigt, dass man im Zuge der Kritik aufpassen musste, dass der eigene Standpunkt nicht aufweicht und dass man ihn so vertritt, dass ihn irgendein Gesocks nicht mir nichts dir nichts kapern kann. Wirklich angesprochen waren abwägende Charaktere wie du mit dem, was ich da geschrieben hatte, von Haus aus nicht unbedingt. Aber, und das ist dann leider vielerorts recht deutlich zu sehen, so einen stabilen Wertekompass haben dann eben nicht alle, die in solche Debatten einsteigen. Da wird unverhohlen mit den größten Menschenfeinden gefüßelt, weil sie die eigene Meinung vertreten. Und da lässt man sich dann eben in besagtem Kulturkampf vor den Karren spannen. Und das teilweise nicht mal beabsichtigt. Es verlangt nach großer Vorsicht und Reflexionsvermögen, wenn man sich in solche Debatten einschaltet. Darum ging es mir da am Ende hauptsächlich.
Noch kurz zu Harald Schmidt: Entstanden ist das Bild auf dem Sommerfest von Roger Köppel, Herausgeber der SVP Haus- und Hof-Postille Weltwoche.