Also bitte. Alle drei Reiche muss man historisch eine Form von Größenwahn attestieren. Entweder nach außen oder nach innen.
Über Adolf und seine Kameraden braucht man nicht reden.
Das Kaiserreich war spätestens seit Willi mit dem Krüppelarm Bismarck abgesägt hat der Agressor Nummer 1 in Europa. Das Reich kündigte sämtliche taktischen Bündnisse, die in den Jahren zuvor von Bismarck mühevoll geschmiedet worden waren, weil man dachte, man sei so stark, dass man niemanden fürchten müsse. Auch Krieg an zwei Fronten wurde nicht ernsthaft als Problem angesehen, genausowenig wie das nach Rache lächzende Frankreich.
Dazu nahm das Reich aktiv am Imperialismus teil. Man wollte den berühmten "Platz an der Sonne", den der damalige Staatssekräter des Auswärtigen Amtes den Deutschen versprach. Bezeichnend ist auch der Kriegsbeginn, als der berühnte Geist von 1914 beschworen wurde und eine Kriegslust in der Bevölkerung herrschte, die sich Hitler 25 Jahre später mal gewünscht hätte. Der Krieg sollte ein reinigendes Gewitter werden, in dem die angeblichen ausländischen Verursacher der schwierigen sozialen Situation in Deutschland zur Rechenschaft gezogen werden.
Aber auch unter Wilhelm dem Ersten war das Kaiserreich in seiner Außenpolitik unfassbar arrogant, wenn man sich die von Bismarck forcierte und durchgesetzte Isolation Frankreichs ansieht. Genauso war es im Inneren eine riesige Sauerei ,wie Bismarck bspw. den Arbeitern gegenüber auftrat. Die Sozialistengesetze zeigen ganz klar, dass er die Sorgen und Ängste der einfachen Menschen in keinster Weise ernstnahm und in anderen überheblichen geistigen Sphären schwebte, auch wenn er heute häufig unverständlicherweise für seine Sozialgesetzgebung gelobt wird.
Vor dem Kaiserreich existierte der Deutsche Bund, der nicht mal ein Nationalstaat war, aber die Herrscher dem Größenwahn des Absolutismus in wenig nachstanden. Stichwort Karlsbader Beschlüsse.
Und ja das Heilige Römische Reich Deutscher Nation existierte zu lange, um es mal nebenbei zu beschreiben. Allerdings war da auch recht wenig geboten, worauf man als Deutscher stolz sein müsste. Die Reformation, das Laieninvestiturverbot etc. waren ohne Frage große gesellschaftliche Entwicklungen, die wie du richtig sagst sicher spannend sind. Trotzdem braucht man sich für diesen Kram nicht feiern, vor allem wenn man bedenkt, wo beispielsweise England zur gleichen Zeit schon stand.
Worauf bilden sich also die Pegida-Affen und Höcke jetzt etwas ein? Vielleicht sind es ja die germanischen Bauernstämme oder die, die wild röhrend durch die mitteleuropäischen Wälder zogen, als Höcke von der "tausendjährigen deutschen Geschichte" sprach.
Mir ist das ein Rätsel.