Straßen zu, Lage angespannt
Die einen Demonstranten pausieren, die anderen werden von Wasserwerfern vertrieben
Die Situation in Heiligendamm bleibt äußerst gespannt. Gipfelgegner haben den Sicherheitszaun um den G8-Tagungsort erreicht. Sämtliche Zufahrtsstraßen sind gesperrt. Die Ankunft der Staats- und Regierungschefs soll dennoch planmäßig stattfinden.
Wasserwerfer, Tränengas und Schlagstöcke: Die Sicherheitslage rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm hat sich unmittelbar vor Beginn des Treffens der Staats- und Regierungschefs deutlich verschärft. Mehreren tausend G8-Gegnern gelang es überraschend, bis in die direkte Nähe des zwölf Kilometer langen Sicherheitszaunes rund um die Hotelanlage vorzudringen. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Schlagstöcke ein. Derzeit sollen mehrere Hubschrauber Polizisten in voller Kampfmontur in der Nähe des Zauns absetzen.
In Vorder Bollhagen, einem der beiden Übergänge nach Heiligendamm, sammeln sich zurzeit Mitglieder des Schwarzen Blocks und reißen offenbar einen Zaun nieder, den die Zufahrtsstraße vom Wald trennt. Offenbar versuchen sie sich auf diese Weise Eisenstangen zu gelangen, die als Waffen dienen könnten. Der Zaun und seine Gäste.
Wegen den Auseinandersetzungen ist Heiligendamm derzeit nicht auf dem Landweg erreichbar. Beide Kontrollpunkte am zwölf Kilometer langen Sicherheitszaun um Heiligendamm waren kurz nach Mittag laut Polizei immer noch gesperrt. Auch mehrere Zufahrtsstraßen vom Flughafen Rostock-Laage nach Heiligendamm waren blockiert. Auf dem Flughafen sollten heute nach und nach die G8-Staats- und Regierungsschefs landen.
Die Ankunft der Gipfelteilteilnehmer ging trotz der Proteste wie geplant vonstatten, wie ein Sprecher der Bundesregierung sagte. Die Staats- und Regierungschefs wurden demnach mit ihren engsten Mitarbeitern wie geplant mit Hubschraubern nach Heiligendamm geflogen. Die anderen Delegationsmitglieder würden in ihre Hotels in der Umgebung unter anderem in Warnemünde und Kühlungsborn gebracht.
Durchs Bohnenfeld zum Zaun
Die Gipfelgegner hatten über eine selbstgeschlagene Schneise durch ein Bohnenfeld den Sicherheitszaun erreicht und dort Steine auf Kontrollstellen geworfen, die geschlossen wurden, ein Wasserwerfer der Polizei ist im Einsatz. Auch Tränengas sei zum Einsatz gekommen. Um kurz nach 14 Uhr wurden die Demonstranten von der Polizei aufgefordert, den Zaun bis auf 250 Meter zu räumen.
Die Stimmung in der Menge ist sehr aufgeladen und angespannt. Die Polizei habe ihre Kräfte massiv verstärkt. Ein Sprecher der Polizei-Sondereinheit Kavala sagte: "Die Polizei ist nicht überrascht worden. Sie ist mit starken Kräften im Einsatz."
"Mit dem Einsatz der Wasserwerfer ist die Deeskalationsstrategie am Ende", sagte ein Polizeisprecher. Weiteren 300 Demonstranten sei es gelungen, zum Zaun am westlichen Kontrollpunkt Vorder Bollhagen vorzudringen. Zuvor hatte die Polizei bereits südlich von Heiligendamm an der Bundesstraße 105 mit Wasserwerfern und Tränengas eine Blockade aufgelöst, berichtete ein Fotograf der DPA. Die Organisatoren sprechen von 10.000 Demonstrationsteilnehmern.
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Tagebuch eines Gipfel-Polizisten: Neue AussichtenInfografik: Was ist wo rund um Heiligendamm?Urteil: Mahnwache und Demo nur unter AuflagenSplitter-Reportage: Willkommen im Gehege!Auf dem Weg in Richtung Sicherheitszaun überwanden die Demonstranten eine Polizeisperre, indem sie in mehreren Gruppen durch einen Wald flüchteten. Dort haben sie "Blockaden" aus Ästen und Zweigen errichtet, die die Polizei entfernen musste. Die Organisatoren hatten noch einmal erklärt, die Blockaden seien friedlich angelegt und würden sofort abgebrochen, wenn die Situation zu eskalieren drohe.
Einige Demonstranten blockierten auch die Gleise der so genannten Molli-Bahn zwischen Bad Doberan und Heiligendamm. Globalisierungskritiker blockierten nach Polizeiangaben ebenfalls die Autobahn 19 bei Rostock-Laage. Ebenso wurde die Bundesstraße 105 bei Sievershagen zwischen Rostock und Bad Doberan blockiert. Eine weitere Blockade bestehe zwischen Reddelich und Bad Doberan.