Mal im Allgemeinen: der ist Bußgeldkatalog in Deutschland ist zu lasch!
Ja, und das sage ich auch (und wähle die nicht, weil ich sie aus anderen Gründen für sehr schlechte Menschen halte). Strafzettel sind Preise, die ich bezahlen muss. Absolutpreise und wenn einer da drüber lacht, dann hat der meistens auch mehr wie andere dafür getan, hat mehr wie andere geschafft, mehr wie andere geerbt oder ist mehr Risiken eingegangen oder hat sich zu Feierzeiten von anderen diese eben versagt. Für gewöhnlich ist das verdient, wenn es jemandem finanziell gut geht.
Nur weil jemand drüber lacht, ist es für mich nicht unfair, dafür Festpreise zu haben. Die kann ich mir persönlich leicht machen oder schwer. (und jetzt driftet es dann eh gleich wieder in das Übliche und dann kommt die Kindersache und die Startbedingungen und das ganze andere aus meiner Sicht Gewäsch. Bei wem die Hardware in Ordnung ist und wer in den letzten sagen wir mal 50 Jahren geboren wurde, der hatte und hat in Deutschland alle Möglichkeiten, es ausreichend zu etwas zu bringen, dass 50 Euro weniger in der Tasche nicht so schlimm sind.)
Nur weil ein Strafzettel nicht die finanzielle Monatsplanung zerstört, kann man sie ja trotzdem vermeiden, da das auch bei gutem Gehalt vom jeweiligen Blödsinns-Budget weggeht und das will ja echt keiner.
Wie schon gesagt...immerorts immer 19 drüber und gut is. Und ne MPU oder Führerscheinentzug fürs Falschparken...vielleicht theoretisch möglich.
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Oje. Wenn ich sagen würde da kommen wir nicht zusammen, wäre das geschönt. Aber...da kommen wir nicht zusammen. In keinem dieser Punkte.
Mal abgesehen davon, dass diese Aussage nicht nur falsch, sondern auch ein wenig ekelhaft ist, geht sie völlig an dem vorbei, was Strafe bewirken soll. Der Täter im Strafrecht soll für seine Tat und nicht für seine Lebensumstände bestraft werden. Und aus diesem Grund ist die Tagessatzregelung an Gerechtigkeit gar nicht zu überbieten. Hundert Tagessätze bedeutet im Extremfall hundert Tage Haft. Für Arme und für Reiche*. Bei der Geldstrafe bleibt die Zahl der Tagessätze identisch und die Höhe wird an die Einkommensumstände angepasst. Wenn daran irgendwas ungerecht ist, dann höchstens der Umstand, dass für wirklich Betuchte der höchste Tagessatz noch zu niedrig ist. Strafe soll schmerzen, aber nicht Leben zerstören.
*nicht unerwähnt bleiben soll hier die Tatsache, dass Wohlhabende unter Umständen weniger Tagessätze aufgebrummt bekommen, weil sie sich die besseren Anwälte leisten können.
Und aus dieser Sicht wäre eine Tagessatzregelung auch im Ordnungswidrigkeitenverfahren zu begrüßen, wird aber schon deshalb kaum machbar sein, weil die Kosten des Verwaltungsaufwands in vielen Fällen höher sind als das verhängte Bußgeld. Außerdem wäre ich gespannt auf die kollektive Empörung, wenn Staatsbürger wegen OWis ihre Einkommensverhältnisse offenlegen müssten.
Geändert von Von Krolock (07.06.2023 um 19:50 Uhr)
Der Sinn von Ordnungswidrigkeitsstrafen liegt doch hauptsächlich in einem schönen kommunalen Verdienst. Wen Schrecken denn 15 Euro Falschparken wirklich ab, so dass daraus ein Lerneffekt entsteht? Es prickelt ein wenig und wenn man erwischt wird, dann tuts halt weh, aber es machen dennoch überall und ständig Leute. Die Strafen sind wohl wirklich viel zu gering. Allgemein viel zu gering. Nicht für denjenigen schon und den anderen wieder nicht. Ich komme da mit vielen Schreibern hier wohl nicht zusammen, wie Engelhardt festgestellt hat. Ist eben so.
Und zum Ekelhaften: es ist einfach meine Ansicht, die ich so begründe. Kurz: jeder hat die gleiche Hardware verbaut und ich habe für mich die Theorie, dass jeder mit dieser Hardware, wenn sie gleich funktioniert und Startbedingungen wie im Deutschland der letzten 50 Jahre hat, die Möglichkeit besteht, beruflich erfolgreich zu sein und gut zu verdienen (Zwillingsversuche haben gezeigt, was Umweltfaktoren ausrichten können, aber sie haben auch gezeigt, dass es möglich ist.). Das ist keine Garantie, aber man kann die Wahrscheinlichkeit dafür gut hoch halten. Man muss halt an manchen Stellen mehr Gas geben als andere und an anderen Stellen nicht so viel Leben und Schönes an sich ranlassen.
Dann ist die Wahrscheinlichkeit bei intakter Hardware hoch, dass es was wird. Und das kann keiner widerlegen und keiner bestätigen und deshalb gebe ich Dir, wo ich Dir oft zustimme, hier in diesem Fall nicht die Deutungshoheit, aber natürlich die Daseinsberechtigung von Deiner von meiner abweichenden Ansicht.
Ich weiß nicht, in welcher Blase du lebst, aber die Voraussetzungen für Menschen in unserem Land sind höchst unterschiedlich. Man lernt Menschen kennen, da weiß man nach 10 Minuten, dass sie auf der Verliererseite stehen. Selbst bei Kindern. Es gibt eben nicht die gleiche Hardware für alle und selbst wenn dem so wäre, spielte es eine große Rolle, wo sie verbaut ist. Laut der aktuellen Bertelsmann Studie ist jedes fünfte Kind und jeder vierte junge Erwachsene von Armut betroffen. Studierende in Deutschland sind zu großen Teilen aus einem Elternhaus mit akademischem Background. Auf dem Weg von der Geburt bis zum sorgenfreien Leben mit Einfamilienhaus und Karibikurlaub sind unzählige Steine, die viele zu erschlagen drohen. Da finde ich schon ein wenig anmaßend, vom hohen Ross herab zu urteilen.
Ist es immer verdient, wenn es einem gut geht? Ist es immer Fleiß und Arbeit? Arbeitet der Beamte im gehobenen Dienst in einer Gemeindeverwaltung härter als der Malocher am Fließband? Ist er fleißiger? Möglicherweise war er das nicht mal in der Schule, sondern hatte einfach andere Hardware und/oder andere Umstände der Sozialisation. Nicht jedes Kind hat das Privileg, mit zwei Elternteilen, die eine harmonische Ehe führen, aufzuwachsen, einen gesunden Freundeskreis zu haben, der auch anspornt, um eine Bildung auf einer weiterführenden Schule zu erhalten, die in vielen Fällen zu einem besseren Einkommen führt. Nicht jeder hat die gleichen körperlichen Voraussetzungen, die auch Bestandteil der Hardware sind.
Im Gegenteil, wir müssen endlich aufhören, eine Elite zu glorifizieren und eine Unterschicht wohlfeil abzuqualifizieren. Und da ist die Einteilung in Tagessätze genau der richtige Weg. Zumindest dann, wenn es darum geht, für Taten zu bestrafen. Du bist doch ein kluges Kerlchen, schau mal über den Tellerrand hinaus.
Und beinahe hätte ich was wichtiges vergessen: Glück, jede Menge Glück kann nicht schaden. Und zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Geändert von Von Krolock (08.06.2023 um 07:50 Uhr)
Um es mal so populistisch einfach zu halten, wie es begonnen wurde: Die beste Hardware nutzt nix, wenn man dir den Erwerb der passenden Software schwer bis unmöglich macht.
Wie denn das? Schule und Uni kosten in Deutschland nichts. Da kann jeder hin, der die Zugangsvoraussetzungen erfüllt.
Keineswegs. René schrub, dass der Erwerb von Wissen schwer bis unmöglich sei und das stimmt halt nicht. Uni und Schule sind kostenfrei in Deutschland.
Lies dir lieber nochmal das vom Grafen durch, so kommst du sehr arrogant und vor allem ignorant rüber, was aber nichts neues von dir ist, bei dem Thema.
Wobei ich schon auch sagen muss, als ich studiert habe (und das ist jetzt 10 Jahre her) da hatte ich 4 Monate im Jahr frei, 2 Monate Stress und 6 Monate gings halt locker dahin. Da hatte ich echt genug Zeit, um mir Geld zu verdienen, ich konnte halt nicht 2 Monate auf Bali rumgammeln wie andere. Und ich hab jetzt Maschinenbau studiert, das war vergleichsweise zu meinen Kumpels schon aufwändiger.
also das geht schon. Bzw. ging, weiß ja nicht, ob sich da was geändert hat.
Ihr versteht aber schon, daß das Problem viel früher anfängt? Wenn zu Hause niemand Interesse dran hat, daß Du auf's Gymnasium gehst. Wenn so früh wie möglich schon Geld rangeschafft werden muß. Oder, oder, oder.
Und so nebenbei sollte man vielleicht aktuell über jeden froh sein, der einen Handwerksberuf ergreift. Aus welchen Gründen auch immer. Und sojemand wird zu 99% nie vermögend werden, ist aber für UNS ALLE enorm wichtig. Klar, daß jemand wie kottsack da jetzt sagen wird: Siehste, selber schuld wenn er keine Knete hat. Womit wir wieder beim Hohen Roß und Widerlich wären.
Geändert von djrene (08.06.2023 um 17:53 Uhr)
Also die Handwerker die ich kenne stinken vor Geld.
Frag mal die Angestellten von Manne, deine Friseurin und den Mechaniker in deiner Werkstatt, ob die vor Geld stinken.
Man kanns als Handwerker dennoch zu was bringen. Und es gibt auch genügend Bildungswege, um auch später noch einen anderen Weg einzuschlagen. An der Hochschule war ich als Abiturient echt die Ausnahme.
Für mich hat das weniger mit Armut der Eltern zu tun, sondern mit mangelnder Fürsorge der Eltern. Dass die Schnittmenge da groß ist, ist klar, aber auch ohne geldige Eltern hat man in Deutschland gute Chancen, sich ein gutes Leben aufzubauen, auch wenns anders natürlich einfacher mit wohlhabenden Eltern ist. Also ja, das Elternhaus trägt generell viel dazu bei, wohin die Reise geht, ich glaube nur nicht, dass fehlendes Geld das Haupt-Problem ist. Aber das ist nur meine Meinung.