Quelle: www.eishockey.info
Kolumne: Der schwarze Dienstag
Insolvenzen und der «Fall Busch» - DEL-Finale spendet Trost
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http://www.eishockey.info/logos/inte...eutschland.jpg Eishockey-Fans mussten wirklich einiges aushalten an diesem Dienstag. An der Börse würde man bei einer derartigen Nachrichtenlage sofort von einem «schwarzen Dienstag» sprechen, denn an diesem Tag kamen wir als Fachjournalisten mit dem Überbringen der schlechten Nachrichten gar nicht hinterher. EISHOCKEY INFO Redakteur Ronald Upmann mit dem Versuch der Aufarbeitung eines Tages, der Spuren hinterlassen hat.
Der Morgen fing schon ernüchternd an: Erst fährt die U-Bahn vor der Nase weg und dann läuft in der nächsten U-Bahn auf dem Bildschirm unter der Waggon-Decke eine Eishockey-Nachricht. Aber leider geht es nicht um den Sport, sondern um eine vorübergehend verweigerte Doping-Kontrolle von Berlins Nationalspieler Florian Busch. Man hatte es bereits am Montagnachmittag kommen sehen, doch nun war die Krise da. Das Finale läuft und doch ist das Gesprächsthema nicht der Puck sondern stinkender Urin - Herr Busch möge uns diese etwas abschätzige Bemerkung verzeihen. Aber mit Verlaub: Ist es nicht zum Mäuse melken? Da macht unser Sport wochenlang mit den «besten Play-Offs aller Zeiten» Positiv-Schlagzeilen. Das DSF kauft die WM-Übertragunsrechte und junge Deutsche trumpfen in den Play-Offs der DEL auf wie nie zuvor. Aber jetzt das! Ein vermeintlicher Skandal wegen einer Dummheit einem geistigen Sekundenschlaf, der eigentlich jedem Menschen mal passieren kann - nicht nur Florian Busch. Und natürlich stürzen sich die Medien auf diese Geschichten. Davon leben sie. Das macht Auflage und produziert Klicks.
Und leider fingen die schlechten Nachrichten des Tages ja erst an. Kaum im Büro angekommen, erreichte uns die Meldung von der Regensburger Insolvenz. Die Eisbären von der Donau, die ja immer so etwas wie der Vorzeige-Club der 2. Bundesliga waren und denen nicht nur wegen ihrer modernen Arena zukünftige DEL-Ambitionen nachgesagt wurden. Wie kann ein Verein in der zweithöchsten deutschen Spielklasse eigentlich über eine Millionen Euro Schulden nahezu unbemerkt anhäufen? Man fühlt sich an schlimmste Zeiten erinnert, als die süddeutschen Traditionsclubs wie Kaufbeuren, Rosenheim, Landshut und wie sie nicht alle hießen und heißen wie die Fliegen starben. Misswirtschaft, Selbstüberschätzung und Verschleierung waren stets die schlimmen Symptome dieser Pleiten. Zurück bleiben wie immer ratlose Fans. Das Mittagessen wollte jedenfalls nicht richtig schmecken.
Am Nachmittag flatterte dann auch noch die Nachricht vom Ende der Essener Moskitos in die Redaktion. Damit war das Maß voll. Ich verließ das Büro und trat den Heimweg an. Dieses Mal kam die U-Bahn pünktlich, aber Florian Busch und seine tragische Geschichte lief immer noch auf dem Bildschirm.
Daheim schmeckte das Abendbrot eher schlecht als recht und da konnte auch die erleichternde Nachricht, dass der DEB sich aus den Play-Offs der DEL raushält und keine Sperre gegen Busch verhängt, nicht so recht für Erheiterung sorgen. Trost spendete lediglich das DEL-Finale Eisbären gegen Köln, was die 17.900 Fans in der Kölnarena und viele mitfiebernde Zuschauer vor den Fernsehschirmen am Ende dieses schwarzen Tages wenigstens daran erinnerte, wofür man diesen Sport immer wieder liebt und auch zukünftig lieben wird: Dramatik, Emotion, Rasanz und ganz viel Leidenschaft. Danke Köln, Danke Berlin - ihr habt uns den Tag gerettet!