"Ich will den Fans zeigen, dass ich mehr kann"
Von Milan Sako
Die Frage erübrigt sich, was Travis Brigley in seiner Freizeit macht, wenn er nicht für die Augsburger Panther auf Torejagd gehen. Schon beim Klingeln an der Tür des Reihenhauses in Friedberg-West wird deutlich, wer Travis in Beschlag nimmt, denn der vierjährige Sohn Reece streckt sein blondes Köpfchen zur Tür heraus und grüßt cool: "Hi". Dann verschwindet er wieder, und Papa Brigley kommt, um den Gast ins Wohnzimmer zu bitten. Dort hat Reece Brigley sein Shrek-Puzzle auf dem Couchtisch ausgebreitet, während sein zweieinhalbjähriger Bruder Talon sich mit einem Geschicklichkeitsspiel beschäftigt. An einem Stuhl ist ein kleiner Basketballkorb aus Plastik angebracht. In der Ecke steht ein Mini-Eishockeytor. "Das ist unser Hobby, die Kinder", sagt der Mittelstürmer der Augsburger Panther, der seine zweite Saison bei dem Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga in Angriff nimmt.
Nimmt man alleine die Scorerwertung aus der vergangenen Saison, dann war es ein erfolgreiches Jahr für den 30-jährigen Kanadier. Hinter Shane Joseph und Craig Darby (wechselte nach Innsbruck) liegt Brigley mit 42 Scorerpunkten (13 Tore, 29 Vorlagen) in 48 Spielen auf Platz drei. Der drittbeste Punktesammler verfügt über eine glänzende Stocktechnik, ist stark am Bullypunkt und kann auch läuferisch auf den großen europäischen Eisflächen überzeugen. Doch wegen seiner bisweilen schon aufreizenden Lässigkeit erntete der Mann mit der Rückennummer 15 Buhrufe von den eigenen Fans. Und zwar nicht zu knapp. "Darby und ich sollten die Führungspersönlichkeiten sein. Aber anfangs hat es nicht so geklappt, wie auch wir uns das vorgestellt hatten", sagt der Nordamerikaner.
Innerhalb der Panther-Führung war man sich nicht einig, ob der Mittelstürmer wieder verpflichtet werden sollte. Doch Trainer Paulin Bordeleau und Sportmanager Duanne Moeser sprachen sich für Travis Brigley aus, den es ebenfalls wieder nach Augsburg zog. "So wollte ich mich nicht verabschieden. Und wenn ich ein vergleichbares anderes Angebot erhalten hätte, dann hätte ich mich trotzdem für Augsburg entschieden. Weil ich den Fans hier zeigen will, dass ich mehr kann."
Die Pfiffe und Buhrufe haben den Sunnyboy aus der kanadischen Provinz Alberta getroffen, und er hat sich für die neue Saison vorgenommen: "Ich will ein besserer Teamspieler sein. Ich will dazu beitragen, dass es den AEV-Fans wieder mehr Spaß macht, ins Eisstadion zu gehen." Er selbst hat sich im Sommer gewissenhafter auf die Eiszeit vorbereitet. Neben den Hobbys Jagen und Fischen stand auch Training im Wochenplan. Seine Teamkollegen sieht Travis Brigley ebenfalls besser in Schuss als im Vorjahr. "Auf der Torhüterposition sind wir mit Patrick DesRochers stärker, und auch sonst lief es in der Vorbereitung viel runder als vor einem Jahr." Jetzt muss der Schwung in die Punktrunde mitgenommen werden.
Dann lassen sich die anderen Aktivitäten neben der Eisfläche mehr genießen. Das Oktoberfest steht bei den Nordamerikanern und auch bei Travis Brigley hoch im Kurs. Oder ein Besuch in der Allianz Arena in München. "Wir waren letztes Jahr mit Torsten Fendt und ein paar anderen dort. Seitdem bin ich FC-Bayern-Fan", berichtet der Angreifer. Und schließlich sollen Reece und Talon in diesem Jahr im Curt-Frenzel-Stadion Schlittschuhlaufen lernen. So lassen sich Beruf und Hobby am besten vereinbaren.