Wahnsinn! Kohle haut Roddick raus
Kohle macht alles klar
Was für ein Krimi! Die Entscheidung im Spiel zwischen Philipp Kohlschreiber und Andy Roddick fiel erst kurz nach 2 Uhr Ortszeit in Melbourne. Dann stand die Sensation fest: Nach fünf Sätzen warf der Deutsche den favorisierten Texaner mit 6:4, 3:6, 7:6, 6:7, 8:6 aus dem Turnier.
Es begann nach Wunsch für Kohlschreiber. Der Deutsche glänzte mit guter Länge in seinen Grundschlägen und setzte seinen Gegner unter Druck. Das wurde belohnt: Beim Stand von 4:4 konnte er zum ersten Mal den Aufschlag von Andy Roddick durchbrechen: Der Deutsche hatte einen Notstopp zu lang geraten lassen. Doch Roddick konnte daraus kein Kapital schlagen. Seine Vorhand landete knapp im Aus. Mit eigenem Service brachte Kohle dann den ersten Satz unter Dach und Fach.
Im zweiten Durchgang hatte Kohlschreiber schon im ersten Aufschlagspiel eine brenzlige Situation abzuwehren. Roddick, der sein Service zuvor klar durchgebracht hatte, bekam drei Breakbälle. Aber der Münchner war zur richtigen Zeit wieder auf dem Posten. Nervenstark wehrte er alle drei ab und konnte letztlich doch noch zum 1:1 ausgleichen. Doch Roddick agierte jetzt konsequenter und zog auf 4:1 davon. Jetzt häuften sich die Fehler auf der Rückhandseite bei Kohlschreiber - die in allen anderen Sätzen perfekt kam. Insgesamt standen neun Unforced Errors für ihn in diesem Satz zu Buche, den er dementsprechend mit 3:6 dem weitgehend fehlerlosen Amerikaner überlassen musste.
Zwei enge Tiebreaks
Der dritte Satz gestaltete sich lange Zeit offen und ausgeglichen, keiner der Beiden ließ sich sein Service abnehmen. Kohlschreiber, mit deutlich mehr Winnern, aber auch mehr Unforced Errors, lag in der günstigen Position mit eigenem Aufschlag jeweils vorlegen zu können. Beim 6:5 erspielte sich der Deutsche sogar zwei Satzbälle. Doch verwerten konnte er sie nicht. Roddick rettete sich in den Tiebreak.
Und auch der wurde zu einer ausgeglichenen Sache. Erst verhalf Kohle seinem Gegner zu Satzbällen, dann wendete sich das Blatt: Ein toller Lob und ein perfekt platzierter Stopp brachten dem Deutschen die Chance, den Durchgang zu beenden. Drei Mal mussten im Tiebreak die Seiten gewechselt werden, ehe der mental bärenstarke Deutsche sich mit einer Vorhand crosscourt seinen fünften Satzball erspielte und durch einen Vorhandfehler des Texaners zum 7:6 mit 2:1 nach Durchgängen in Führung gehen konnte.
Der vierte Satz glich in weiten Phasen dem Vorgänger. Beide absolut ausgeglichen. Der erste Aufreger ergab sich erst bei 5:5. Eine Challenge brachte Kohle Einstand. Roddick reagierte stocksauer, da der Stuhlschiedsrichter den Ball zunächst ausgegeben hatte. Mit zwei Punkten machte Roddick dann zwar die 6:5-Führung klar, aber legte sich während des Seitenwechselns noch mit dem Stuhlschiedsrichter an. Letztlich musste auch hier der Tiebreak entscheiden. Roddick gelang das Minibreak zum 4:3 und damit die Vorentscheidung. Kohlschreiber schoss eine Vorhand weit ins Aus und Roddick hatte in diesem Krimi den 2:2-Satzausgleich geschafft.
Der fünfte Satz musste entscheiden
In den entscheidenden Durchgang startete Kohle mit einem zu Null gewonnenen Aufschlagspiel. Roddick tat es ihm, ähnlich souverän, nach und so entwickelte sich auch im fünften Satz ein Aufschlagduell mit begeisternden Ballwechseln, bei dem sich keiner auch nur den Hauch einer Blöße geben wollte. Kohlschreiber führte dann mit 5:4 und hatte vier Matchbälle, die der aufschlagende Roddick immer wieder mit punktgenauen Assen abwehren konnte.
Wieder stand es 6:6, aber diesmal durfte nicht der Tiebreak die Entscheidung bringen: Das erste Break musste entscheiden und so holte sich Kohle mit tollem Passierschlag die nächsten zwei Matchbälle. Und den insgesamt fünften verwandelte er nach 232 Minuten zum Einzug ins Achtelfinale.
Kohlschreiber setzte damit seine tolle Form der letzten Wochen durch. Zuletzt hatte er beim Turnier in Auckland triumphieren können.