Augsburg / Ingolstadt
Trainer im Glück
Augsburg (AZ) - Es war ein außergewöhnliches Eishockeyspiel. Ingolstadt gewann in der DEL mit 7:6 nach Verlängerung gegen Augsburg. ERCI-Trainer Mike Krushelnyski wurde von den Fans gefeiert, vielen hatte es vor allem sein Ausraster beim Stand von 5:4 für Augsburg angetan. Als der amerikanische Schiedsrichter Rick Looker einen Treffer nicht anerkannte, weil er auf dem Video gesehen hatte, dass das Tor beim Torschuss nicht mehr auf dem vorgeschriebenen Platz stand, "führte sich der Ingolstädter Trainer auf wie Rumpelstilzchen", so der Augsburger Kapitän Torsten Fendt.
Krushelnyski haute derart vehement gegen die Plexiglasscheibe hinter ihm, dass "ihm wahrscheinlich heute noch die Hand schmerzt", meinte Stefan Trainer gestern. Der DEL-Schiedsrichterbeobachter aus Bad Aibling war "nicht glücklich" darüber, dass der Unparteiische das Verhalten des Ingolstädters nicht ahndete. "Looker hätte darauf reagieren müssen", so Trainer, der den Fall in seinem Bericht an die Liga festgehalten hat.
Von einer Verwarnung, über eine Zwei-Minuten-Bankstrafe bis hin zu einer Spieldauer-Disziplinarstrafe oder Matchstrafe - die Schiedsrichter haben einen reichhaltigen Strafenkatalog für Trainer, die ihren Adrenalinspiegel nicht unter Kontrolle haben.
Looker verzichtete darauf, sehr zum Unwillen der Augsburger. "Wir saßen laufend auf der Strafbank, aber für Krushelnyski hatte die Sache keine Konsequenzen", bedauerte Fendt. Der Schiedsrichterbeobachter Trainer bescheinigt dem Amerikaner Looker mit Ausnahme dieser einen Szene "eine hervorragende Regelauslegung". Der Unparteiische habe seine Linie konsequenten durchgezogen, die Augsburger hätten sich "einige dumme Fouls" geleistet. Stefan Trainer nannte hier vor allem Stürmer Stefan Mann.
Darauf müssen die Panther heute gegen Krefeld verzichten. "Im Kampf um die Plätze für die Vor-Play-offs stecken wir in einer entscheidenden Phase", sagt Kapitän Fendt mit Blick auf die Partien in dieser Woche. Heimspiele gegen Krefeld und Köln, dazu ein Gastspiel beim Tabellenletzten Duisburg - nur mit Siegen lässt sich der Rückstand auf Platz zehn (sechs Punkte) verringern. Möglicherweise kann Trainer Larry Mitchell heute wieder auf Verteidiger Arvids Rekis zurückgreifen, der nach seiner Schädelprellung wieder am Training teilnahm. Mike Krushelnyski trifft heute mit Ingolstadt in Hannover auf einen anderen sehr emotionalen Trainer - Hans Zach. Die Hamburg Freezers haben nach der Verletzung von Torhüter Jean-Marc Pelletier den Amerikaner Philippe Sauve (Iowa) verpflichtet.
Schritt für Schritt entwickelt sich die Mannschaft des EVL 2000 weiter. Zwar gab es am Wochenende wieder zwei Niederlagen, dennoch sieht Trainer Fred Ledlin "deutliche Fortschritte". Für Abwechslung abseits des Trainings ist gesorgt: Gestern besuchte man den Fliegerhorst in Penzing, heute geht es nach Bad Kohlgrub. "Wir laufen ein bisschen die Berge hinaus und wollen Spaß haben." Auf dem Eis soll der Spaß am Freitag zurückkehren, denn in München fordert Ledlin einen Sieg: "Das ist jetzt Pflicht." München hat bereits den dritten Trainer in dieser Saison. Nach bernie Englbrecht und Doug Bradley ist nun Pat Cortina zurückgekehrt.
Für das dritte Allgäuer Derby am Freitag um 19.30 Uhr vor eigenem Publikum scheint Oberligist ESV Kaufbeuren gut gerüstet. Gegen die zwei Letzten der Südgruppe, Passau und Miesbach, gab es zwei absolut ungefährdete Siege mit einer Tordifferenz von 14:3. Vor allem letztere Zahl, Ausdruck der starken Joker-Hintermannschaft, ist Trainer Maurizio Mansi in Hinblick auf das Saisonziel "Play-offs" besonders wichtig. Nur zehn Gegentore in den jüngsten acht Spielen geben dem Coach recht. Eine gute Defensive ist auch nötig, will man am Freitag gegen die Tormaschine der Liga, den EV Füssen, bestehen.
Die Offensivkräfte der Leoparden zeigten allerdings am vergangenen Wochenende zwei unterschiedliche Gesichter. Spielten sich Festerling & Co. am Freitag beim 11:5-Kantersieg gegen Rosenheim in einen wahren Torrausch, so lief am Sonntag beim Spitzenreiter Bad Tölz nichts zusammen. Mit 1:7 ging der EV Füssen unter und kassierte damit nach sechs Siegen in Folge wieder eine Niederlage. "Wir haben schwach gespielt und hatten keine Chance", resümierte Trainer Dave Rich, der nun bis Freitag Zeit hat, seine Spieler für das Allgäu-Derby wieder auf Kurs zu bringen.