Augsburger Panther
Ein Kanadier kennt keinen Schmerz
Von Milan Sako
Das Sprichwort sollte abgewandelt werden: Nicht nur ein Indianer, sondern auch ein Kanadier kennt keinen Schmerz - zumindest wenn er Rhett Gordon heißt.
Mitte des zweiten Drittels im Dienstagsspiel gegen Krefeld, das die Augsburger Panther mit 6:4 gewannen, blieb der Außenstürmer auf dem Eis liegen. "Ich weiß gar nicht, wer mich getroffen hat. Jedenfalls hatte ich starke Schmerzen in einer Gesichtshälfte", berichtete der Stürmer nach dem Spiel - als er wieder sprechen konnte. Denn anfangs brachte Gordon kein Wort heraus, weil er sich das Unterkiefer ausgerenkt hatte.
Nachdem dieses Problem von Mannschaftsarzt Dr. Dietmar Sowa in der Umkleide gelöst war, stürzte sich der 31-jährige Profi wieder ins Getümmel. "Es geht schon wieder. Natürlich spiele ich am Freitag gegen Köln", sagte Gordon kurz nach Spielschluss am Dienstag. Doch Mittwochmittag lag der Stürmer wegen eines Jochbeinbruchs auf dem Operationstisch und fällt laut Sowa zwei Wochen lang aus. Ein herber Verlust für Trainer Larry Mitchell. "Rhett setzt sich voll ein und hat zuletzt sehr konstant gespielt. Sein Ausfall tut uns weh." Doch jetzt zahle sich aus, dass die Panther bei der Verpflichtung von Mitchell Mitte Dezember zugleich ihren Kader auffüllten. Der Kanadier David Wrigley und Mittelstürmer Michael Kreitl folgten ihrem einstigen Chef aus Landsberg nach Augsburg. "In den Medien, aber auch in der Mannschaft ist viel darüber diskutiert worden. Aber wir können alle Mann brauchen, wie man jetzt sieht", verteidigt der AEV-Trainer die Personalpolitik des DEL-Klubs.
Trainer Larry Mitchell lobt Roland Mayr
Am Dienstag gegen Krefeld tastete sich auch Torwart Dennis Endras an die Mannschaft heran. Der ehemalige Landsberger und jetzige Ravensburger Torwart besitzt eine Förderlizenz für die Panther und stand als zweiter Mann an der Bande. Doch Endras musste nicht eingreifen. Zum einen hielt die Nummer eins Patrick DesRochers gut. Zum anderen schafften die Panther nach einem katastrophalen ersten Drittel und einem 0:2-Rückstand gegen die Pinguine noch die Wende. Auch, weil Mitchell einige deutliche Worte in der Kabine fand. Ob es laut geworden sei in der ersten Pause, wurde der Deutschkanadier nach der Partie gefragt. "Das kann man so sagen."
Die Aufholjagd starteten die Verteidiger Tomas Slovak und Harlan Pratt, die mit ihren Treffern auf 2:2 stellten. Danach trafen auch die Stürmer Mathis Olimb, Stefan Mann, Mark Murphy und Shane Joseph. Großen Anteil am Sieg habe aber laut Mitchell auch der zuletzt kritisierte Roland Mayr gehabt. "Als es nicht lief, hat er die Mannschaft mit seinen Aktionen angetrieben", lobte der Coach den in den vierten Sturm zurückgestuften Angreifer. Mayr benötige offenbar den Druck. "Denn immer dann, wenn ich ihn unter den ersten neun Stürmern aufgeboten habe, dann hat es Roland langsam angehen lassen."
Am Ende musste um den Sieg gezittert werden, umso gelöster war die Stimmung nach dem Erfolg. Stürmer Stefan Mann saß an der Theke und diskutierte mit seinem Vater. Ex-Panther Manuel Kofler stattete seinen früheren Kollegen einen Besuch ab und Travis Brigley genehmigte sich ein Bier. "Ich denke, das haben wir uns verdient. War ja auch ein hartes Stück Arbeit."
Rhett Gordon dachte bereits an die nächste Aufgabe am morgigen Freitag, wenn die Kölner Haie um 19.30 Uhr im Curt-Frenzel-Stadion zu Gast sind. "Krefeld spielt offensives Eishockey mit viel Leidenschaft. Die Kölner werden eher auf eine solide Abwehr und auf Konter setzen. Das wird schwieriger für uns als gegen Krefeld."
Ob Gordon mit seiner Einschätzung recht behält, wird er genauer verfolgen können, als ihm vermutlich lieb ist: nämlich nicht als Spieler auf dem Eis, sondern als Zuschauer auf der Tribüne. Kurios: Bei den Kölnern fehlt der Norweger Matts Trygg ebenfalls wegen eines Jochbeinbruchs.