Das Problem liegt m.M. nach an mehreren Dingen.
-die derzeitige Wegschau/Konsum Gesellschaft und sämtliche Auswüchse
-das Elternhaus, wie auch immer das gelagert sei
-die ehemaligen Mitschüler samt ihrer Grausamkeit
Warum muss in Deutschland eigentlich immer irgendjemand/-etwas anderes Schuld an einer Tat oder eines Ereignisses sein?
Man wird niemals vorbeugend gegen Taten wie diese etwas unternehmen können. Schon zu spielekonsolenlosen Zeiten, kam es zu Vorfällen dieser Art. Mag sein, dass dann zu diesen Zeiten die Vorlage Film und Fernsehen war, doch sehe ich die Hauptschuld in solchen Akten nach wie vor bei der Erziehung eines Menschen. Werte wie Familie und Freundschaft sind doch heute kaum mehr vorhanden. Mag daran liegen, dass in unserer Zeit meist beide Elternteile arbeiten müssen, um sich und ihre Familie überhaupt ernähren zu können. Ich gehörte noch zu einer Generation, die wenn sie nach Hause kam, noch mit Mutti die Hausaufgaben erledigen konnte und erst dann seinem Spieltrieb nachgehen konnte. Dieser Spieltrieb beinhaltete aber Bolzplatz, Lagerbauen im Siebentischwald und dergleichen. Auseinandersetzungen erledigte man noch persönlich und nicht durch die Anonymität eines Internet oder durch Kurzmitteilungen durch das ja schon standardmäßig vorhandene Handy. War man zu schwach für den jeweiligen Gegner hat man einfach sein Maul gehalten und den Schwanz eingezogen, im besonderen Fall vielleicht den großen Bruder geholt. Wenn man ein Messer bei sich hatte, dann nur um Pfeil und Bogen für sein Indianerspiel zu fertigen. Dieses war aber dann höchstenfalls ein Schweizer-Messer, denn das war damals noch Trendy. Selbst da bekam man aber, sollte es Mutter entdecken, gehörig eines vor den Latz und nicht in wenigen Fällen eine "Schelln". Heute hingegen gehört ein Butterfly ja schon zum Schulranzen wie Mäppchen oder Geodreieck und die Eltern bekommen es gar nicht mit, oder wollen es nicht. Sitz der Spross doch nach der Schule alleine in der Wohnung, isst die Tiefkühlpizza und versucht verzweifelt den nächsten Level beim Ego-Shooter zu erreichen.
Sicher ist die geschilderte Situation nicht Standart, aber in vielen Fällen doch sehr ähnlich. Auch Werte wie Respekt gehen in unserer Gesellschaft zusehends verloren. Bestes Beispiel eine Straßenbahnfahrt mit den vielen obercoolen Checkern. Hätte ich mich damals gegenüber Erwachsenen so aufgeführt und meine Eltern oder Nachbarn dies mitbekommen, ich hätte mindestens eine Woche "Einzelhaft" in meinem Zimmer bekommen. Dadurch war immer eine Hemmschwelle vorhanden, die bei der "Jugend von Heute", ohne dies jetzt verallgemeinern zu wollen, in diesem Masse nicht mehr vorhanden ist. Da krankt es doch in der Sache. Es wird abzuwarten sein, ob sich auf Grund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation dies alles sogar noch verschärft und nicht nur in Sachen Beschaffungskriminalität.
Sehr gut Alex,triffts meiner Meinung nach genau auf den Punkt.
Klasse Posting, kann ich so unterschreiben!! Ich gehöre ja auch deiner Generation an und kam mittags nach der Schule auch in den Genuß eines feinen warmen Essens zu Hause und meine Mutter kümmerte sich auch darum, dass der Bub schön artig seine Hausfgaben erledigte. Danach war - wie du auch schon geschrieben hast - der Bolzplatz, radeln oder im Sommer das Bärenkellerbad angesagt. Wir konnten uns halt noch ohne Gameboy, Handy und PC-Spiele beschäftigen. Leider wachsen die Kinder heutzutage damit auf und werden somit schon in eine virtuelle Welt gepresst. Ich weiß momentan auch nicht, wie diese Entwicklung gestoppt werden könnte . Dazu müßte sich zu viel ändern.......
Geändert von Höps (12.03.2009 um 11:48 Uhr)
So schauts aus Alex! Viele der heutigen Jugend können auch einfach nicht mehr mit Enttäuschungen und Zurückweisungen umgehen! Heute gibts doch für alles eine psychologische Erklärung oder sonstiges Gelaber, damit den Kindern ja nicht zuviel zugemutet wird! Und die fressen das in sich rein und irgendwann explodiert halt einer...
Super, einer schreibt einen Sentimentalitätsbeitrag, und der Rest nickt. Ich fasse es nicht. Fehlt ja nur noch der braune Bär und Betamax.
Der siebzehnjährige "Täter" hat vielleicht Eltern die evtl nur wenige jahre älter als Du oder ich sind, @ Catweazle. Da wird über die Freizeitgestaltung der kiddies von heute hergezogen, aber wer ist im Endeffekt dafür verantwortlich, dessen Eltern, die anderen Eltern, oder die Lehrer auf die ja gerne soviel abgeschoben wird.
Wenn früher eines der Kinder Mist gebaut hat, dann bekam es mal eine gelangt, und zwar von anderen Erwachsenen ebenso wie von den Eltern, oder den Lehrern.
Schmier heute mal einem Viertklässler eine, da wirst dann ne Anzeige bekommen, und zwar von seinen Eltern, oder würdest du jemandem deinem Kind ne Watschn verpasse lassen.
Früher war da die Gesellschaft ganz anders, ob das besser war sei dahingestellt
Mir fehlt hier etwas der Lösungsansatz, denn Probleme aufzeigen, das kann fast jeder, zumindest bei allen anderen....
Ich bin ja leidenschaftlicher wow-Zocker und selbst dieses Spiel ist teilweise im Fokus von selbsternannten Rettern der Jugend.
Ich stell mir das gerade auch mal im Amokfall vor:
"Ich bin xyz, Paladin und Ritter des Lichts... Alle auf den Boden..."
Ok, man sollte über ein solch ernstes Thema keine Witze machen. Aber im grunde führt ein Diskussion über Killerspiele m.M. nach zu nichts.
Ich unterschreibe es nicht, weil die Zahlen etwas anders aussehen und weil es mir zu viele Früher-alles-gut-heute-alles-schlecht-Klischees enthält.
Stimmt im Großen und Ganzen schon, dennoch gibt es genügend Ausnahmen, die belegen, dass Kinder auch aus intakten Elternhäusern abstürzen. Nicht nur vordergründig intakt, sondern mit allem, was ein gutes Elternhaus bieten sollte. Es gibt nämlich auch Einflüsse außerhalb des Elternhauses. Zudem ist die erblich bedingte Persönlichkeitsstruktur einfach vorhanden.doch sehe ich die Hauptschuld in solchen Akten nach wie vor bei der Erziehung eines Menschen.
Das ist doch jetzt Käse. Die einzige Zahl, die das belegen könnte, ist die Scheidungsrate. Aber "früher" haben sich viele aus finanziellen Gründen nicht scheiden lassen bzw. hatte die Frau Angst vor diesem Schritt und es ging in den eigenen Wänden so richtig ab. Auch früher gab es Schlüsselkinder, Prügel durch die Eltern, Gleichgültigkeit usw.Werte wie Familie und Freundschaft sind doch heute kaum mehr vorhanden.
Ich nicht. Wir helfen unseren Kindern zu Hause bei den Hausaufgaben, mir hat NIEMALS jemand geholfen. Meine Mutter ist Kriegsgeneration und konnte mir nicht helfen, mein Vater war berufstätig und kam erst am Abend nach Hause. Ähnliches kann ich von meinen Bekannten und damaligen Freunden berichten. Viele Kinder werden heute mehr gebauchpinselt als jemals zuvor. Und vor einer Watschn kommt heute der Psycho-Doc.Ich gehörte noch zu einer Generation, die wenn sie nach Hause kam, noch mit Mutti die Hausaufgaben erledigen konnte und erst dann seinem Spieltrieb nachgehen konnte.
Selbiges unternehmen meine Kinder heute. Nur der Siebentischwald ist etwas zu weit weg.Dieser Spieltrieb beinhaltete aber Bolzplatz, Lagerbauen im Siebentischwald und dergleichen.
Ja, erledigte man persönlich. Ich hatte auch mal ein blaues Auge. Der Umgang, den viele heute pflegen, ist keinesfalls schlechter, im Gegenteil. Natürlich gibt es auch andere Fälle, aber auch die gab es vor Jahrzehnten schon. Internet und Handy sind Kommunikationsmittel und vor allem ersteres ist eine der größten Erfindungen unserer Zeit. Dass unsorgfältiger Umgang ein Schuss nach hinten bedeuten kann, ist richtig, aber da fehlt der Vergleich, denn früher gab es das Internet nicht. Soll heißen, nicht nur dessen negative, sondern auch positive Auswirkungen.Auseinandersetzungen erledigte man noch persönlich und nicht durch die Anonymität eines Internet oder durch Kurzmitteilungen durch das ja schon standardmäßig vorhandene Handy.
Nein, so rosa war die Welt nicht. In der Schule waren Messer teilweise Gang und Gäbe, nur hat es keine alte Sau interessiert.Wenn man ein Messer bei sich hatte, dann nur um Pfeil und Bogen für sein Indianerspiel zu fertigen. Dieses war aber dann höchstenfalls ein Schweizer-Messer, denn das war damals noch Trendy.
Ist die Frage, ob Butterbrot und Pornosammlung des Vaters die bessere Alternative waren.Sitz der Spross doch nach der Schule alleine in der Wohnung, isst die Tiefkühlpizza und versucht verzweifelt den nächsten Level beim Ego-Shooter zu erreichen.
Hier widerspreche ich nicht, aber auch das ist eine natürliche Veränderung. Das Individuum hat ein größeres Selbstbewusstsein, weil es sich seiner Rechte bewusst ist. Dadurch gibt es weniger Duckmäusertum. Dass das nicht unbedingt gut ist, gebe ich zu.Auch Werte wie Respekt gehen in unserer Gesellschaft zusehends verloren.
Wir waren keine Checker und deshalb so clever, dass unsere Eltern das nicht mitbekommen haben.Bestes Beispiel eine Straßenbahnfahrt mit den vielen obercoolen Checkern. Hätte ich mich damals gegenüber Erwachsenen so aufgeführt und meine Eltern oder Nachbarn dies mitbekommen, ich hätte mindestens eine Woche "Einzelhaft" in meinem Zimmer bekommen.
Stimme ich zu, aber das liegt, wie oben erwähnt, an der anderen Zeit. Die Zeit ist nicht besser oder schlechter, sie ist nur vorangeschritten.Dadurch war immer eine Hemmschwelle vorhanden, die bei der "Jugend von Heute", ohne dies jetzt verallgemeinern zu wollen, in diesem Masse nicht mehr vorhanden ist.
Es sind sicher einige Punkte richtig, aber früher war nicht alles besser, im Gegnteil. Man hat bei schulischen Problemen mehr Möglichkeiten, es gibt mehr Arten der (auch sinnvollen) Freizeitgestaltung, es sind Möglichkeiten für Erziehungsurlaube gegeben wie nie zuvor und an allen Ecken und Enden bekommt man die Gefahren für Jugendliche ins Hirn getrommelt. Das war früher nicht so. Es gab früher Aussetzer, Amokläufe, sexuelle Übergriffe und Misshandlungen und es gibt sie heute. Nur sind sie durch die Medien heute für jeden Nachvollziehbar. Und wenn es, wie im aktuellen Fall, schon sowas wie einen Live-Ticker für Amiklagen gibt, dann ist klar, warum wir so empfinden, wie wir empfinden. Und da mischt sich unter das Entsetzen eine ganze Menge Sensationsgeilheit. Siehe hier auch Rösner/Degowski.
Im übrigen weiß man jetzt von einer psychischen Erkrankung, einer abgebrochenen psychiatrischen Behandlung, einer Prahlerei mit Waffen und einer Quasiankündigung in einem Chat. Vielleicht hätte hier die Moderne bei richtiger Habdhabung sogar verhindern können, was damals nicht möglich war. Ich glaube, man neigt einfach dazu, die Vergangenheit zu verklären. Das haben schon unsere Eltern gemacht und jetzt machen es wir.
Geändert von Von Krolock (12.03.2009 um 13:32 Uhr)
Ich hab mir jetzt die ersten 6-7 Seiten hier durchgelesen ... und muss jetzt wieder zurück in meine Schule, an der ich unterrichte. Und das war heute weder für meine Schüler noch für mich einfach. Aber mal nur so zum Nachdenken:
Ja. Denn diese Eltern - was auch immer ihr euch einbildet über sie zu wissen und wie ihr (ohne sie zu kennen) zu euren Urteilen kommt - haben ihr Kind verloren. Und müssen mit der Schuld, die ihr Sohn auf sie geladen hat und mit ihren Selbstvorwürfen bzgl. des wohl zu nachlässigen Handhabens ihrer Waffen klarkommen.
Und bevor jetzt wieder sinnfrei über Waffengesetz und Shooter-Spiele diskutiert wird, oder über Schulpsychologen - es würde genügen, wenn wir Lehrer mehr Zeit hätten uns um unsere Schüler zu kümmern. Und sie bei einem wesentlichen Teil ihres Erwachsenwerdens zu begleiten.
Und das heißt,
dass eben nicht die Regelklassenstärke erhöht wurde (wie in den letzten Jahren geschehen),
dass die Lehrer bzgl. ihrer Stundenzahl entlastet werden (nicht, wie es in den letzten Jahren geschehen ist, die Stundenzahl noch um zwei erhöht wird)
dass dadurch mehr Raum geschaffen werden kann, um mit den Schülern als Ausgleich zum Pauken soziales Lernen und gemeinsames Leben mehr zu betonen (wie es bisher fast nicht geschieht)
dass dadurch die Lehrer als Menschen und Vertrauenspersonen eine Rolle spielen können ...
Nur so zum Nachdenken.
So siehts aus!Die gesellschaftlichen Zwänge werden individuell nach Erbanlagen, Persönlichkeitsstruktur, Erziehung, Umfeld und Tagesverfassung unterschiedlich interpretiert und verarbeitet.
Und man muss auch mal anerkennen, dass Amokläufer fast immer verschiedene Motive und Ziele hatten/haben.
Und ich finde es auch seltsam, dass hier niemand die Besonderheit erwähnt, dass dieser Amokläufer fliehen wollte und dabei sehr konsequent gehandelt hat. Erst als er verwundet und "geliefert" war, hat er sich erschossen, um nicht in die Verantwortung gezogen zu werden.
Ansonsten war das Ziel und der Hergang immer das Gleiche: Selbstmord und andere Menschen mitnehmen. Diesmal war dies, der Selbstmord, wohl nicht so geplant.
Das Hauptproblem sind aber dennoch die Umwelteinflüsse auf den Menschen, zu denen nunmal die Medien gehören. Sich natürlich darauf zu beschränken, das anzugreifen, was außerhalb des eigenen Gebrauchs steht, ist sehr verlogen. Alleine schon jede Krimi-Serie zeigt und beschäftigt sich mit Gewalt. Man muss die Gewalt ja nicht einmal direkt sehen, wie in vielen Filmen praktiziert, sondern nur die Tatsache des Geschehens andeuten und erzählen. Warum sonst gibt es Bücher.
Denn, wenn man hier schon von Verschmelzung "irrealer" und "realer" Welten spricht, dann sollte man doch auch auf Bücher eingehen. Die fördern doch viel mehr die Fantasy und das Vermögen, sich in "eine andere Welt" hineinzuversetzen. Ob jetzt wow oder Herr der Ringe, der Effekt ist immer der Gleiche, der Mensch wird so oder so beeinflusst, jedoch hängt es weiterhin von einem selbst ab, inwiefern dies geschieht. Noch heftiger kann ich das jetzt verdeutlichen, indem ich mich von jedweder Geschichte, die ich von einem anderen Menschen höre, total beeinflussen lasse oder nicht.
Das ist wie wenn ein Mensch und ein Elefant Alkohol trinken. Ich nehme jetzt einfach mal an, der Elefant verträgt 100 mal soviel wie der Mensch. Wenn beide die Gleiche Menge trinken, wirkt sich das unterschiedlich aus. Da ist doch klar, dass der Elefant sehr sehr viel braucht, um letztendlich eine Alkoholvergiftung zu bekommen und der Mensch viel schneller zusammenbricht. Und so ist es in allen Lebensbereichen. Wenn ich etwas weniger vertrage, dann verzichte ich darauf (bsw. Allergie) oder fahre den Konsum runter bzw. muss erkennen/es muss erkannt werden, dass ich dies nicht so gebrauchen/konsumieren kann, wie der Rest oder viele andere.
Im Prinzip geht es um den Umgang mit diesen Dingen, ob Waffen, Killerspielen oder eben Horrorfilme. Die einen können das, die anderen nicht. Da gibts halt einfach keinen Schuldigen. Darum muss man schauen, dass diese Gesellschaft etwas weniger abgestumpft und mehr helfend wird. Anderst kann man soetwas nicht verhindern oder vorbeugen.
Manche scheinen hier die Reihenfolge zu verwechseln.
Ein Mensch wird nicht psychisch krank, weil er Ego-Shooter spielt. Er spielt Ego-Shooter, weil er bereits psychisch krank ist.
Und dabei gehen seine Gefühle und Gedanken eben über das hinaus, weil ein "Normalo" dabei empfindet.
Wenn ich sowas zocke, dann will ich übrigens auch bestmöglichste Grafik und Realismus. Alles andere wäre ja schwachsinnig.
Amokläufe gab es immer schon und wird es auch immer geben.
Was in unseren Medien jetzt aber passiert, ist eine Hexenjagd auf einzelne Aspekte, die dann zu einer wunderbaren Schlagzeile ausgeschlachtet werden. Gott sei Dank wurde auf dem Rechner ein Ego-Shooter entdeckt, sonst hätte man diese Diskussion gar nicht wieder in Gang setzen können, mit welcher man so wunderbar von den wahren Gründen ablenken kann. Denn ich glaube wirklich nicht, dass Karel Charva oder Walter Seifert solche Spiele gespielt haben. Auch werden diese Namen einem auch kaum was sagen, denn die mediale Überflutung war zu dieser Zeit noch nicht so gegeben.
Und hier bin dann auch schon einem weiteren Kritikpunkt. Eine große Verantwortung für die Probleme unserer Gesellschaft liegen auch ganz klar in den Medien, die den Konsumenten nicht nur mit einem Dreck überfluten, der zum Himmel schreit, sondern auch dafür sorgen, dass das Leid der Menschen für uns zu etwas vollkommen normalen herabgesetzt wird. Das beste Beispiel hierfür ist die "Tagesschau", welche seit Jahren um 20 Uhr Leichen und Leichensäcke in Großaufnahme sendet, zu einer Uhrzeit, wo noch Kinder zusehen können. Diese Abstumpfung, in Kombination mit dem Wertewandel der Gesellschaft im Allgemeinen und der damit verbunden Probleme des Einzelnen, sind für mich ein offensichtlicher Grund für solche Taten.
Die Frage muss lauten, was stimmt nicht in unserer Gesellschaft. Nicht nur danach, was bei dem Jungen gestört war. In einer vom Komsum regierten Umwelt, wo Wachstum und Leistung zu den fast einzigen Indikatoren für Erfolg geworden sind, ist es mehr als selbstverständlich, dass einzelne Menschen ein Gefühl der Isolation und Erfolglosigkeit verspüren. Diese dynamischen Prozesse ergreifen alle Aspekte des Lebens, beginnend im Familienverbund, der Schule, Freundeskreis, Arbeit, soziales Umfeld und so weiter. Die Frustration des Einzelnen bahnt sich dann auch unterschiedlichste Arten ihren Weg - psyschische Auffälligkeiten, Selbstmord, körperlicher Erkrankungen und eben auch der Durchbruch von Gewaltexzessen. Hier ist aber die ganze Gesellschaft gefragt.
Auch dem Gesetzgeber muss ich einen klaren Vorwurf machen. Es gibt keine Begründung dafür, warum Privatpersonen Schusswaffen zu Hause aufbewahren dürfen. Jeder darf gerne im Schützenverein tätig sein, aber dort kann man die Waffen auch verantwortungsvoll verwahren und muss sie nicht zu Hause horten. Da gehört eingegriffen und zwar schon seit längerer Zeit. Denn sind wir mal ganz ehrlich. Hätte der junge Mann von gestern keine so leicht zugänglichen Schusswaffen gehabt, hätte er nicht dieses Massaker anrichten können. Das ist jedenfalls meine Meinung. Ich weiß, dass die Waffenspinner da gerne andersherum argumentieren, wie man es ja in Amerika erlebt hat. Dort sollten einfach alle bewaffnet werden, damit man sich wehren kann. Ganz tolle Idee. "Bombing for peace is like ******* for virginity"
Es wird nie eine Möglichekeit geben solche Taten zu verhindern. Aber jeder kann anfangen zu fragen, was man tun könnte, damit sich jeder in unserer Gesellschaft wieder etwas geborgender und wohler fühlen kann.
Gruß,
Der Rentner