Duisburg (dpa) - Bei einer Massenpanik während der Loveparade in Duisburg sind am Samstag mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Todesopfer könnte aber noch steigen: Rettungskräfte versuchten am späten Nachmittag, zehn bewusstlose Verletzte zu reanimieren.
45 Menschen wurden verletzt. Zu der Panik war es nach Polizeiangaben in einem Tunnel vor dem Loveparade-Gelände am ehemaligen Güterbahnhof gekommen. Vor dem eingezäunten Gelände des Güterbahnhofs hatte sich auch am Nachmittag noch der Besucherstrom gestaut, einige andere Teilnehmer wollten aber auch schon nach Hause. Der Tunnel war dabei ein Nadelöhr. Rund um den Beginn der Abschlusskundgebung um 17.00 Uhr entstand Gedränge unter Besuchern, die schnell auf das Gelände wollten. Nach ersten Schätzungen waren insgesamt rund eine Million Menschen bei der Loveparade.
Mehr als eine halbe Stunde vor der Massenpanik hatten Augenzeugen die Polizei vor der Gefahr gewarnt. «Wir standen mittendrin. Es hatten immer mehr Menschen noch versucht, zum Gelände zu kommen», sagte der 21-jährige Raver Fabio der dpa. «Wir waren schon durch den Tunnel durch und standen auf dem kurzen Stück vor dem Eingang. Dort ging es aber nicht weiter.» Einige Menschen seien über Zäune und eine Leiter geklettert.
«Wir sind danach durch den Tunnel zurück. Meine Freundin und ich haben schon kaum mehr Luft mehr bekommen und haben die Ellbogen ausgefahren, um noch wegzukommen. Anschließend haben wir die Polizei alarmiert und gesagt, dass es im Tunnel gleich zur Massenpanik kommen wird.» Passiert sei aber erst einmal nichts. «Das war etwa eine Dreiviertelstunde vor dem Unglück gewesen. Da waren aber schon Leute reihenweise zusammengeklappt», sagte Fabio.
Trotz des tragischen Geschehens lief das Musikspektakel aus Sicherheitsgründen noch weiter, um eine mögliche weitere Panik zu verhindern. «Der Krisenstab der Stadt Duisburg hat sich entschlossen, aus Sicherheitsgründen die Veranstaltung zurzeit nicht zu beenden», erklärte Stadtsprecher Frank Kopatschek. Die Notausgänge des Geländes wurden aber inzwischen geöffnet.
Die Polizei sperrte nach dem Unglück den Hauptbahnhof. Bahnsprecher Udo Kampschulte sagte der dpa, durch die Panik seien viele Leute auf die Gleise in der Nähe des Loveparade-Geländes ausgewichen. «Sämtliche Gleise sind jetzt gesperrt», erklärte Kampschulte. Zugverkehr in Richtung Süden gebe es seit kurz nach 18.00 Uhr nicht mehr. Mittlerweile würden sich die Menschen vor dem Hauptbahnhof stauen. «Wir wollen versuchen, die Leute in Richtung Norden rauszubekommen». Neben der Bahnsicherheit sei auch die Bundespolizei im Einsatz.
Unterdessen wurde nach einem Bericht des Westdeutschen Rundfunks die A59 für den Verkehr gesperrt, offensichtlich um die Rettungskräfte über die Autobahn zu leiten. Auf Bildern, die der Sender von dem Partygelände übertrug, war zu sehen, wie ein Hubschrauber zu landen versuchte. Neun Rettungshubschrauber seien im Einsatz, hieß es.
Die Polizei schaltete eine Telefonnummer, unter der sich Angehörige von Opfern informieren können: 0203/ 94 000. Die Bundespolizei war ursprünglich mit mehr als 1200 zusätzlichen Polizeibeamten im Einsatz gewesen, um den Besuchern einen sicheren Weg vom Bahnhof zum Partygelände zu ermöglichen.
Die Loveparade unter dem Motto «The Art Of Love» gilt als eine der wichtigsten und größten Veranstaltung zur «Ruhr.2010» im Kulturhauptstadtjahr. Die Raver-Parade war 1989 in Berlin gegründet worden und ist 2007 ins Ruhrgebiet gezogen. 2009 hatte die Stadt Bochum kein geeignetes Gelände gefunden. In Duisburg fand sie erstmals auf einem abgeschlossenem alten Bahngelände mit nur 15 Floats statt. Im Sommer 2011 soll die Loveparade in Gelsenkirchen Station machen.