Ein Hauptproblem ist meiner Meinung nach die im Vergleich zu anderen Ländern geringe Impfquote in der Altersgruppe 50+. Diese Gruppe belegt die Mehrzahl der Intensivbetten und macht die meisten Todesfälle aus. Diese Menschen zu einer Impfung zu bewegen, sollte viel mehr im Fokus der Debatte stehen. Stattdessen diskutieren wir seit Monaten über die Impfung von Kindern und Jugendlichen, die zwar Überträger sein können, aber niemandem den Krankenhausplatz wegnehmen.
Auch beim "boostern" der überwiegend impfwilligen Risikogruppen darf man bitte langsam in die Gänge kommen. Das allein würde doch schon Druck vom Kessel nehmen.
Eine allgemeine Impfpflicht darf es hingegen nicht geben. Denn auch wenn ernsthafte Nebenwirkungen selten sind, kommen sie vor und es wird auch Impftote geben. Ich will mir keine Bilder vorstellen, wo jemandem unter staatlichem Zwang eine Spritze verabreicht wird, die den Betreffenden dann nachhaltig schädigt oder gar tötet. Das darf in einer Demokratie nicht passieren, auch nicht im Einzelfall.
Was mir in der aktuellen Diskussion auch fehlt, ist die Hospitalisierungsrate, die ja eigentlich das ausschlaggebende Kriterium sein sollte. Diese liegt aktuell etwas über 4, war aber letztes Jahr auf dem Höhepunkt der zweiten Welle dreimal so hoch. Dass die Krankenhäuser volllaufen, hat also primär nicht nur etwas mit Corona zu tun, so interpretiere ich das zumindest. Auch hier sehe ich Klärungsbedarf
Dann stört mich, dass öffentlich nicht noch viel stärker kommuniziert wird, dass wenn im Falle einer Corona-Infektion Symptome auftreten, der Arzt unmittelbar informiert werden muss. Man weiß inzwischen, dass viele Patienten, die auf der Intensivstation landen, dort hinkommen, weil sie zu lange versucht haben, die Symptome selbst zu lindern. Diese Woche wurden von der EMA zwei weitere Medikamente zugelassen, die Patienten in einem frühen Stadium der Erkrankung helfen können.
Ich bin nur ein Laie und lasse mich gerne berichtigen. Aber ich nehme es so wahr, dass die Politik eine ganze Reihe von möglichen Handlungsfeldern hat, die man allesamt nicht nutzt. Das einzige, was den Regierenden einfällt sind Beschränkungen und Schuldzuweisungen.
Dieser uninspirierte Politikstil geht mir allmählich gewaltig auf die Nerven. Auch wenn ich kein Freund von SPD und Grünen bin, bin ich froh, wenn die Union jetzt Mal 4 Jahre auf der Oppositionsbank verschwindet. Vielleicht kann man da Mal in sich gehen.
Das ist tatsächlich das einzige wirklich sachliche und über die Theorie der Selbstbestimmung hinausgehende Argument gegen eine Impfpflicht. Denn ich denke, man ist langsam an einem Punkt an dem die Praxis über der Theorie stehen muss. Und es ist auch ein Argument, über das man nicht einfach ungeprüft hinwegsehen darf.
Was mich für die Impfpflicht stimmen lässt ist, dass der Staat durch die Impfpflicht niemand speziellen zum Tod durch Impfung verurteilt. Sprich er sagt nicht "Du musst sterben, damit 100 anderen leben können". Sondern er sagt, dass er das Risiko für den zu Impfenden um das hundertfache (willkürliche aber vermutlich nicht unrealistische Zahlt) senkt.
Ich bin wirklich kein Fan von Vergleichen, aber das vergleiche ich tatsächlich mit der Gurtpflicht im Auto. Auch hier sterben definitiv Leute, WEIL sie angeschnallt waren. Aber käme jemand auf die Idee zu sagen der Gesetzgeber ist schuld an seinem Tod?
Es gehört auch zu den Aufgaben des Staates, Menschen vor ihrer eigenen Dummheit zu schützen. Sei es ein Idividuum vor sich selbst, sei es die Allgemeinheit vor einem Individuum. Was dabei nicht stattfinden darf ist eine Abwägung wessen Leben mehr wert ist - und das ist bei einer Impfpflicht nicht gegeben.
Sieht man ja an den möglichen Kandidaten für den Parteivorsitz
Bei nicht zitierten Rest stimme ich dir fast ausnahmslos zu. Impfpflicht würde ich nicht kategorisch ausschliessen, bin aber kein Freund davon. Impfpflicht hatten wir übrigens jahrzehntelang hierzulande. Das vergessen manche gern. Andere waren da auch einfach noch nicht hier.
Die Gurtpflicht ist aber kein Eingriff in Persönlichkeitsrechte. Der Vergleich hinkt...
Ich bin für einen Lockdown für Ungeimpfte. Einkaufen morgens zwischen 7:00 - 8:30 Uhr (natürlich unter massiven Sicherheits- und Hygienevorkehrungen und gerne mit einem finanziellen Aufschlag dafür) und dann ab ins Homeoffice. Wenn es der Arbeitgeber nicht mitmacht, Kündigung. Kein Sportverein, kein Kino, kein Puff, keine Pizza bei Giovanni. Das wirkt. In meinem Umfeld haben sich nun schon zwei Leute umentschieden. Allein 2G reicht denen schon.
Edith:
und prompt macht das Österreich
https://www.sueddeutsche.de/politik/...pfte-1.5462550
Geändert von shmul van Fugger (12.11.2021 um 13:53 Uhr)
Ist sie nicht? Was ist sie für dich dann? Was ist dein Persönlichkeitsrecht?
Persönlichkeitsrechte werden jeden Tag millionenfach eingeschränkt. In der Regel zum Wohl der Allgemeinheit, manchmal auch zum Schutz des Individuums.
Ist ein Lockdown für dich keine Verletzung eines Persönlichkeitsrechts?
Das ist eben Definitionssache, da eine Impfung zum Schutz des eigenen Körpers und zum Schutz der Gesundheit aller anderen erfolgt. Das meinte ich damit, dass der Schutz des Individuums bzw. die Allgemeinheit auch eine Aufgabe des Staates ist. Bei jeder Rechtseinschränkung erfolgt immer eine Abwägung und eben weil das Risiko einer Corona-Erkrankung um ein vielfaches höher ist als das Risiko einer Impfung - und das nicht nur für den Einzelnen Geimpften - dürften die rechtlichen Vorgaben vermutlich gegeben sein. Ich gehe davon aus, dass die Masernimpfung damals auch auf dieser Überlegung basiert hat und gerichtlich standgehalten hat.
Ich finde den moralischpraktischen Ansatz von Thane Krios viel interessanter, weil ein Tod durch Impfung im weitesten Sinne quasi ein vom Staat angeordneter Tod wäre. Deshalb auch mein Beispiel mit der Gurtpflicht - auch hier resultiert der Tod mitunter durch den staatlichen Zwang zum Gurt tragen.
Zum Thema Verfassungsrechtliche Bedenken einer Impfpflicht, empfehle ich, kurz das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Thema Masern-Impfpflicht zu überfliegen. Bis 1983 gab es auch noch eine Pocken-Impfpflicht. Die Älteren werden sich erinnern.
Es ist fast ein Jahr her, dass ich den Regierungen hier vorgeworfen habe in vorauseilendem Gehorsam Politik zu machen, von der sie glauben, dass es wenig Gegenwind von den Schwurblern geben würde. Heraus kam der halbgare Mist und die unendliche Pandemie. Hat man mir nicht geglaubt, aber jetzt hat's Drosten genau so bestätigt:
„Einzelne Medien in Deutschland haben – auch mit der Auswahl ihrer Quellen und Gäste – über Monate hinweg mit einer unverhohlenen Agenda der Bevölkerung suggeriert, dass die Gefahr gar nicht so groß ist. Dass die Maßnahmen einseitig und übertrieben sind. Dass man beispielsweise nur die Altersheime schützen muss, und dann kann der Rest der Gesellschaft einfach weitermachen wie bisher. Das hat die Politik damals echt verunsichert."
Schlimm ist dabei vor allem, dass sie überhaupt nicht daraus gelernt haben, oder warum gab's Karneval mit Anfassen und ohne funtionierende Kontrollen? Wieso will man die nationale Notlage beenden? "Einfach weitermachen wie bisher"...
ignorieren hilft. Mach ich bei Blogs recht erfolgreich.
Es wird ja schließlich keiner gezwungen das zu lesen. Und jetzt bitte BTT:
Wie erklärt man die Hospitalisierungsrate "4" die Thane angesprochen hat? Stimmt das?
Warum laufen dann die KKH voll?
Geändert von Cassy O'Peia (12.11.2021 um 15:50 Uhr)
Geändert von unparteiischer (13.11.2021 um 09:13 Uhr)