Vorab schon mal viel Spaß beim Lesen:
Ich möchte das Thema mal wieder hoch holen, weil ich damals abwarten wollte welche Reaktionen hier kommen. Und dass es ganze 2 Antworten geworden sind, gleichzeitig parallel bei den Kader Diskussionen gewisse Erwartungshaltungen geäußert wurden was man sich denn leisten können muss zeigt, mit welchen Scheuklappen die meisten Fans hier genau wie bei den anderen Vereinen durch die Welt gehen.
Ich hatte mir die Finanzdaten der Vereine vor längerem schon mal detailliert angesehen und ich finde es wirklich erschreckend, wie despektierlich sich hier immer wiedeer über die Geschäftsführung geäußert wird. Ich denke, nach der letzten Saison hat jeder selbst gefühlt, wie sich ein Abstieg in die 2. Liga anfühlt, zum Glück kam es anders.
Und auch wenn die meisten es gar nicht bewusst wahrnehmen oder es für selbstverständlich hinnehmen, jedoch sind wir der einzige Eishockey-Standort in Deutschland, der seit der Gründung der DEL nicht pleite ging, nicht umgezogen ist, nicht zwischenzeitlich verschwunden war und der nicht seine Identität an einen Investor verkaufen hat. Wir sind auch das einziige DEL-Gründungsmitglied, welches nicht seine Heimat verloren hat (die Folgen siehe DEG), stattdessen hat man das CFS am Leben gehalten mit 2/3 Stehplätzen und durch den Ausbau der Sitz- und VIP-Plätze überlebensfähig gemacht. Fakt ist, dass der Etat nach dem Stadionumbau um zw. 2012 und 2019 um 52% gestsiegen ist. Und darauf sollte man UNFASSBAR stolz, demütig und dankbar sein.
Hier wird immer erwähnt, dass wir von Straubing abgehängt wurden (Respekt an Straubing). Ich glaube, dass die Fans von Riessersee, Rosenheim, Kaufbeuren, Landshut, Ratingen, Wedemark, Hannover, Oberhausen, Hamburg, Essen, Duisburg, Freibug, Krefeld, Kassel und Weißwasser, die ganz aus der DEL verschwunden sind, sowie die Fans von Frankfurt, Schwenningen, Iserlohn, München, Bremerhaven oder Düsseldorf, welche erst später in die DEL kamen oder zwischendurch ausgeschieden sind, sehr gerne so eine Kontinuität wie wir gehabt hätten.
Deswegen sollte jeder hier, bevor man Dinge rausgehaut wie "Sigl ist so stur und will nichts ändern" , "das Gesllschafter Söhnchen ist jetzt in der Geschäftsführung" oder "was konnte Conti eigentlich" oder "wenn man sich XY nicht leisten kann, dann kannst du den Laden gleich zu sperren", eher drei Kreuze machen und sich bei Sigl und den anderen Gesellschaftern bedanken, dass immer noch 4,6 Mio von deren privatene Geld in den den Panthern steckt, um sie am leben zu halten. Aber klar, die Gesellschafter wollen alles so lassen wie es ist und haben kein Interesse daran, einen Teil dieses Geldes wieder zurück zu bekommen. Auch während Corona wurde nicht all zu viel gejammert, stattdessen sollte man mal nach Köln schauen: Trotz 2-3x so vielen Zuschauern wie bei uns wird dort JAHR FÜR JAHR ein Verlust von ca. 2 Millionen Euro pro Saison gemacht. Jetzt kommt Corona, und dann heißt es auf einmal man stehe kurz vor der Insolvenz, man bettelt die Fans bei der #immerwigger Aktion um Spenden an und generiert dabei 1 Million Euro, und die Mitarbeiter sollen auf 60% Gehalt verzichten. Dadurch hat sich rein garnichts an der finanzielen Situation und Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells geändert, da wurde nichts und niemand gerettet, denn man hatte bereits VOR CORONA 25 Millionen Euro Schulden angesammelt, welche der Investor ausgeglichen hat. Noch viel unglaublicher finde ich, wie man in so einer Phase die emotionale Bindung der Fans ausnützt, und eine angebliche Insolvenz auf einmal nicht mehr durch zuzästzliche Zuschüsse des 1,4 Mrd Euro schweren Besitzers verhindert werden kann.
Die Krönung des Ganzen ist dann einer Aussage wie "Jeder, wirklich ausnahmslos jeder Geldgeber weiß, Eishockey ist ein Draufzahlgeschäft." Nicht nur, weil unsere Gesellschafter nicht der Weihnachtsmann sind, sonder ganz einfach weil eine GmbH rechtlich eine Gewinnerzielungspflicht haben muss, da sie sonst als Liebhaberei eingestuft wird, folglich der Abzug der Betriebskosten abgezogene wird und du den Laden dicht machen kannst. Stattdessen ist es den Panthern vor Corona gelungen, den Etat kontinuierlich zur erhöhen, die Verblindlichkeiten in ganz kleinen Happen abzubauen und trotzdeme keine Verluste zu machen.
Um es für jeden möglichst verständlich zu mmachen, hier nochmal erklärt, wie man das Geschäftsmodell der DEL Vereine vereinfacht aufteilen kann.
1. "Werbeträger für Konzerne": Ingolstadt, Wolfsburg, München
Die primäre Finanzierung erfolgt hier über die Einnahmene von einem Großsponsor, so dass sich der Umsatz erhöht und so ein Jahresergebnis im Bereich +- 500.000 Euro rauskommt. Die genaue Höhe des Sponsorings ist in der Bilanz nicht sichtbar. Da Münchene jedoch erst im Laufe seine DEL Zeit von RedBull übernommen wurde, kann man in Kombination mit den Bilanzen in etwa grob das Investment von RedBull abschätzen, welches bei 10 Mio+ pro Saison liegen dürfte. Kleiner "Fun Fact": Nach der Rückkehr in die DEL und vor dem Einstieg von RedBull hat München es geschafft, in 3 Jahren 9,3 Millionen Euro Verlust zu machen.
2 "Fans und Fortbestand des Vereins als Emotionale Druckmittel zum Bau von Multifunktionshallen in Gesprächen mit der Politik", hier gibt es 3 Kategorien:
a) Investor der Arena wird zum Eigentümer des Vereins (Mannheim , Berlin). In dieseme Fall sind die Vereine ein Tochterunternehmen und der Bilanzverlust am Jahresende geht zur Mutterfirma über. Was bei Mannheim wegen der Beziehung zu Hopp eher unproblematisch ist, bedeutet in Berlin die komplette Abhängigkeit von Anschütz. Was das bedeutet hat man beim Umzug von München nach Hamburg und dann mit dem Verkauf der Lizenz dort nach 54 Mio. Euro kumuliertem Verlust aus dem Spielbetrieb.
In Berlin nimmt Anschütz in Kauf, pro Jahr ca. 3 Millionen Euro Verlust aus dem Spielbetrieb der Eisbären automatisch zu übernehmen, diese Verpflichtung muss alle 2 Jahre verlängert werden. Richtig gehört, die Eisbären machen jedes Jahr 3-6 Mio Verlust und haben sich ihre Meisterschaften mit 80 Millionen Euro Gesamtschulden erkauft.
b) Stadt oder ein Investor baut die Arena und der Verein ist Mieter in der Arena
Diese Variante war ja die Vision der DEL, jedoch hat dieses Geschäftsmodell weder in Oberhausen, Krefeld oder Hannover funktioniert, noch funktioniert es jetzt in Düsseldorf, Nürnberg, Köln und es wird auch in Zukunft nie funktionieren, weil die Einnahmen aus dem Spielbetrieb trotz doppelt so teurer Ticketpreise wie im Fußball nicht ausreichend sind, die zentrale TV Vermarktung ungenügend ist und es an Vermarktungsmöglichkeiten ausserhalb des Spielbetriebs fehlt, weil diese Kohle ja der Arena Eigentürmer mit den anderen Veranstaltung macht.
Dadurch werden die Gesamtschulden immer grüßer und die Vereine existieren so lange, wie ein Dritter aus welchem Interesse Jahr für Jahr Geld verbrennt und für die Schulden ein Darlehen gibt und dabei auf Rückzahlung verzichte, so dass folgenden Gesamtschulden entstanden sind:
- Köln 31 Mio
- DEG: 22 Mio
- Nürnbeerg 18 Mio
3. Traditionelle Vereine wie wir oder Schwenningen
Für mich stinkt der Fisch vom Kopf und diese Zahlen sollten es eigentich jedem mehr als deutlich machen, dass der Plan von finanzieller Stabilität bei der Gründung der DEL nicht funktioniert hat. Stattdessen ist ein Großteil der Traditionsvereine gestorben und es hat eine Verlagerung der Standort in urbane Zentren stattgefunden, wenngleich auch dort kein profitabler Spielbetrieb emöglich ist. Jedoch kann die DEL sich so für steigende Umsätze und Zuschauerzahlen abfeiern und unterstützt dieses System dadurch, dass im Lizenzierungsverfahren die Bürgschaften der Investoren ausreichen anstatt den operativen Verluste zu sanktionien, weshalb bspw. die Eisbären 0,0 Incentive habenm besser zu wirtschaften.
Im Gegensatz dazu gibt es mit uns, SWW, Iserlohn und Straubing noch ein paar Standorte, wo es wirklich noch um "echtes Eishockey" geht, bei denen Fans und lokale Sponsoren hinter dem Team stehen und so versuchen, über Wasser zu bleiben. Für uns alle hat Eishockey einen enormen emotionalen Wert und ist Teil unserer Identität geworden, und das können wir nur gemeinsam erhalten. Der Fehler liegt hier im System und nicht bei den Panthern, das wollte ich mit all diesen Infos einfach mal deutlich machen.
Denn es wird immer ein unfairer Kampf sein mit ungleichen Waffen sein, während wir bspw durch den Stadionumbau, also mit enormen Anstrengungen, den Etat 2020 um knapp 2 Millionene Euro erhöhen konnten gegenüber 2012, haben bspw. die Eisbären die Personalkosten (inkl. Verwaltung) im gleichen Zeitraum einfach mal von 6,8 auf 9,2 Millionen erhöht, aber nicht wegen Umsatzsteigerungen, sondern einfach indem statt 2 Millionen Verlust dann halt 4,1 Millionen Verlust gemacht wurde.
Ich finde es wirklich krass wie da vieles bewusst verzerrt dargestellt wird von der DEL, denn das Ganze ist ja nicht erst durch Corona entstanden, hier ein Artikel aus 2017 wo sich Gabi Sennebogen von Straubing sich dazu geäußert hat und anprangert, dass die DEL nach aussen immer nur das steigende Zuschauerinteresse und Umsatzwachsum (auf ca. 111 Mio Euro) kommuniziert, mit keinem Wort aber erwähnt, dass dieser Umsatz mit einem operartive Verlust von 15 Millionen Euro der Vereine einhergeht. Ähnlich kommumizieren eigentlich nur Sportsüchtige nach einem erfolgreichen Wettschein um zu prahlen ohne jedoch auch nur eon Wort von all den verlorenen Wetten zuvor zu sprechen.
https://www.sueddeutsche.de/sport/ei...mpft-1.3434784
Deswegen umso mehr Respekt und noch größeren Dank an unsere Geschäftsführung, aber auch nach Straubing, Schwenningen und Iserlohn, wo das Eishockey für die Menschen in der Region noch eine Bedeutung hat. Und wir alle sollten uns dessen bewusst sein, dass diese Standort nur durch den Zusammenhalt zwischen Fans, regionalen Unternehmen und Club überleben können. Gelingt das nicht, dann wird die DEL in wenigen Jahren nicht mehr hier, sondern in Stuttgart, Leipzig oder Dresden zu sehen sein, die Umsätze und Zuschauerzahlen werden weiter steigen, und die Transformation des Eishockeys von einem lokalen Aushängeschild mit echten Fanrivalitäten hin zum bedeutungslosen Unterhaltungsprodukt wie im Fussball wird abgeschlossen sein.