Kann Teil 2 die Klasse von "Die Gefährten" wiederholen? Jein
Der Film hat zwei Probleme: Erstens die immens hohe Erwartungshaltung und zweitens das Buch. Wer das Buch nicht gelesen hat, sieht einen fantastischen Film mit guter Spannungskurve, unglaublicher Landschaft, tollen Tricks und nachvollziehbarer Handlung.
Für die Leser ist es zwangsläufig ein Vergleich mit dem Buch einerseits und der Verfilmung Teil 1 andererseits. Und hier hat sich Peter Jackson einige Freiheiten eines Regisseurs genommen, die ich ihm nicht so ganz verzeihen kann. Allerdings hat es ein Film schwer, der ohne Anfang und ohne Ende auskommen muß. Und im Gegensatz zu bspw. "Das Imperium schlägt zurück" kann dieser Teil auch nicht auf sich selbst zurückgreifen. Wer also "Die Gefährten" nicht gesehen hat, kann sich "Die zwei Türme" sparen.
Eine Rückblende auf Teil 1 findet nicht statt, lediglich die Szene mit Gandalf und dem Balrog wird kurz wiederholt (ziemlich gut). In der Folge sind sehr viele Schnitte, die einem den Handlungsfaden etwas zu schnell ablaufen lassen. Der Film erzählt chronologisch, während im Buch die Episoden Aragorn und Co. sowie Frodo, Sam und Gollum in zwei Blöcken erzählt werden. Die Orks und Uruks sind sehr gelungen, ebenso die Wandlung von Mittelerde zu einem düsteren Planeten. Gollum ist eine absolute Sensation. Ein semidigitales Wesen spielt eine perfekte Hauptrolle. Tricktechnisch dürfte Gollum auf dem Stand von 2010 sein. Seine innere Zerissenheit kommt in dem "Zwiegespräch" Gollum/Sméagol sehr gut zur Geltung. Auch der Machtverlust Sarumans ist gelungen. Tricktechnisch nicht ganz so gelungen ist die Darstellung der Nazgul.
Eine zentrale Rolle spielt in Buch und Film der Ent Baumbart. Schon beim Lesen tat ich mir schwer, ein Bild von Baumbart zu bekommen. Letztendlich traf es der Film aber doch sehr gut. Alleine das wuchtige "Huommm" fehlt etwas. Warum zum Geier mußten die Ents aber erst von Merry und Pippin überzeugt werden Isengard anzugreifen???
Mit dem "Scheintod" von Aragorn kann ich leben, mann kann es auch als "schwer verletzt mit traumatischen Erlebnissen" abtun. Auch die etwas oberflächliche Romantik zwischen Aragorn und Arwen stört mich nicht.
Erkenbrand kommt nicht vor, an seine Stelle tritt Eomer - geht in Ordnung. Gimli wird Pausenclown. Diese Tatsache hat mich gestern noch gestört, aber diese Unbeschwertheit läßt ihn als sympathischen Helden wirken. Gefällt mir mit etwas Abstand gut. Samweis wollte sein ganzes Leben Olifanten sehen und er sieht....Olifanten. Göttlich!
Nicht in Ordnung geht die Tatsache, dass sich auf der Hornburg Elben zur Unterstützung einfinden. Legolas fährt Skateboard und Haldir stirbt durch einen popeligen Ork.
Zwei Szenen finde ich unverzeihlich, eine davon läßt sich aber wohl noch begradigen:
- Faramir hat im Film den Charakter seines Bruders. Das paßt hinten und vorne nicht. Eine mögliche Erklärung wäre, daß Faramir trotz höherer Intelligenz und Qualifikation in Denethors Augen nie den Stellenwert von Boromir bekommt. Trotz Fehler kann man da in Teil 3 wohl noch was machen.
- Völlig daneben ist das Verhältnis Saruman/Theoden. Saruman hat von Theoden Besitz ergriffen und muß von Gandalf ausgetrieben werden. Da muß Peter Jackson einen ganz schlechten Tag erwischt haben. Man erinnert sich an die sabbernde Linda Blair, die einen Meter über ihrem Bett schwebt und "Fi.. mich" gröhlt.
Alles in allem der -sagen wir/ich- zweitbeste Film aller Zeiten.
Viel Spaß