Nun soll's Mike Bullard richten
Team der Wild Wings völlig zerrissen
Jetzt ist Schluss mit lustig: Bei der 1:5-Niederlage gegen Düsseldorf outeten sich jene Spieler, die im Team der Schwenninger Wild Wings immer noch quer schießen, mit ihrer Leistung quasi selbst. Nun soll Mike Bullard als Respektsperson auf dem Eis und an der Bande für neuen Schwung sorgen.
Eishockey: (tt/wmf) Die Mannschaft der Schwenninger Wild Wings steht vor einer neuerlichen Zerreißprobe. Da mutieren gestandene Eishockey-Profis zu wild gewordenen Querulanten, blockieren damit nicht nur die Arbeit des Vorstandes und der Trainer, sondern auch die der eigenen Teamkollegen.
Es ist ein trauriges Kapitel, das die Schwenninger Wild Wings in ihrer 22. Erstliga-Saison schreiben. Die 1:5-Niederlage vom Mittwochabend gegen die DEG Metro Stars muss für die Verantwortlichen des SERC wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Geben sie sich doch seit Wochen Mühe, dem Verein das finanzielle Überleben zu sichern und befinden sich dabei auf einem guten Weg. Nun stellt sich erneut die Frage: Wer hilft ihnen dabei eigentlich?
Zumindest zwei Spieler tun dies ganz sicher nicht. Der eine, Vadim Slivchenko, läuft nur noch ziel- und willenlos auf dem Eis herum und gibt damit dem gut funktionierenden Pärchen Eric Houde und Christian Kohmann ein ums andere Mal Rätsel auf, frei nach dem Motto: Nur wer mich findet, darf mich auch anspielen. Von taktischer Einordnung keine Spur, womit die nominell stärkste Sturmreihe der Wild Wings quasi zunichte gemacht wird.
Noch "bodenloser" präsentiert sich Dave Chyzowski. Sein Auftritt hätte am 1. Weihnachtsfeiertag eigentlich schon nach zwei Minuten beendet sein müssen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Gegenspieler ohne Gegenwehr zum ersten Mal laufen lassen. Dies setzte sich in schöner Regelmäßigkeit die ganze Partie über fort. Sein Fehlpass zum 1:2 tat ein übriges.
Was aber wesentlich schwerer wiegt, ist das Verhalten des gestandenen Profis außerhalb der Eisfläche. So war Dave Chyzowski nach SÜDKURIER-Informationen einer der Hauptverantwortlichen für den freiwilligen Rückzug von Bedrich Pastyrik vom Chef- zum Co-Trainer. Der Kanadier kam mit dem Tschechen nicht klar, sah eine Menge Arbeit auf sich zukommen und seine Position als Teamleader gefährdet. Überzeugend stiftete Chyzowski Unruhe in der Kabine der Wild Wings, was Pastyrik zum Rücktritt zwang. Auch vor der unsäglichen Partie vor zwei Wochen gegen Hannover hatte der Kanadier seine Kollegen augenscheinlich aufgewiegelt, um gegen Ersatztorhüter Steffen Karg zu spielen (wir berichteten). Dies übrigens nur, um seinem Kumpel Ian Gordon die Position als Nummer eins zwischen den Schwenninger Pfosten zu sichern.
Überhaupt scheint es Dave Chyzowski selbst gar nicht mehr zu interessieren, wo sich die Schwenninger Wild Wings am Ende der Saison wiederfinden. Da muss wohl einer seine Schäfchen schon im Trockenen haben. Doch wie kann ein Einzelner so viel Macht in einem Team entwickeln? Erkennt der Trainer dies nicht, oder will er es nicht erkennen? Dany Held gilt für einige Spieler der Wild Wings offensichtlich nicht gerade als Respektsperson.
Zeit also, um zu handeln. Bereits in der vergangenen Woche haben die SERC-Verantwortlichen mit der Suche nach einem neuen Mann an der Bande begonnen (wir berichteten). Dies gestaltet sich in einer solch sportlich und finanziell prekären Situation jedoch naturgemäß schwierig, zumal man nicht auf den guten Willen der Spieler hoffen kann. Diese hätten wohl wenig Verständnis dafür, auf ein halbes Monatsgehalt zu verzichten, nur damit der Verein einen neuen Trainer finanzieren kann.
Möglicherweise ist Mike Bullard jene Person, die den aufmüpfigen Schwenninger Profis als Co-Trainer bald den rechten Weg weisen und gleichzeitig als Spieler die nötigen Tore schießen soll. Jedenfalls führen die Vereinsbosse des SERC mit dem 41-Jährigen, der nicht mehr für Heilbronn spielt und momentan in Kanada weilt, intensive Gespräche. Bullard, der in der vergangenen Saison mit 20 Treffern zu den Top-Torjägern der Wild Wings zählte, könnte die letzte, noch freie Ausländer-Lizenz erhalten und wieder eine Brücke zu den Fans bilden, die von der Mannschaft nur noch enttäuscht sind.
Inzwischen ist aber auch jene Lösung denkbar, dass sich die Verantwortlichen des Eis- und Rollsportclubs bereits auf eine "neue" Zukunft konzentrieren. Soll heißen: Der SERC stellt im Januar doch noch den bereits vor Wochen angekündigten Insolvenzantrag, verabschiedet sich mit so viel Anstand wie möglich aus der DEL und wagt einen kompletten Neuanfang. Eine Lösung, die angesichts der fragwürdigen Einstellung einiger Akteure nicht mehr von der Hand zu weisen ist.
Quelle: Südkurier http://www.skol.de/sport/regionalspo...16,201712.html