Drei »Freunde des Eishockeysports« möchten in die zweite Bundesliga
Seit Ende Januar steht der Schwenninger Eis- und Rollsportclub vor dem
wirtschaftlichen Abgrund, kam um einen Insolvenzantrag nicht mehr
herum. Doch ganz am Boden liegt der Traditionsverein offensichtlich
noch nicht.
Jedenfalls gibt es eine Gruppe von Eishockey-Liebhabern, die im
Hintergrund an einem Fortbestehen des SERC arbeitet. Aufgeschreckt
durch verschiedene Verlautbarungen hinsichtlich einer möglichen
Fortführung des Spielbetriebs in der Oberliga, die unter anderem von
Insolvenzverwalter Klaus Haischer propagiert wird (wir berichteten),
trafen sich diesen Mittwoch mehrere Freunde des Schwenninger
Eishockeys. Sie alle hatten in den vergangenen Jahren schon intensiv
mit dem Verein am Neckarursprung zu tun.
Diese Gruppe, in der unter anderem der frühere Obmann von Mitte bis
Ende der 80er-Jahren, Rechtsanwalt Hans-Peter Reimer (Bild),
Spieleragent Sana Hassan und »Denkmal« Dr. Hermann Benzing aktiv sind,
hat sich dem Ziel verschrieben, den SERC künftig in der zweiten
Bundesliga spielen zu lassen. Zunächst einmal ging es nur um einen
Meinungsaustausch, um die Auslotung der Chancen, im nächsten Jahr in
der zweithöchsten deutschen Spielklasse dabei zu sein.
Eine Rechnung birgt allerdings gleich mehrere Unbekannte. Fakt ist,
dass der SERC auch für die zweite Liga eine Lizenz beim Deutschen
Eishockey-Bund (DEB) beantragen müsste. Dies ist allerdings nur
möglich als Kapitalgesellschaft, also in Form einer GmbH oder AG. Zu
diesem Zweck hat man sich bereits mit DEB-Sportdirektor Franz Reindl
und Helmut Bauer vom Deutschen Eishockey-Bund in Verbindung gesetzt
und sich mittlerweile die Lizensierungs-Unterlagen schicken lassen.
Desweiteren muss diese Kapitalgesellschaft aus dem Stammverein
hervorgehen. Diese GmbH der Schwenninger Wild Wings existiert bereits
seit einigen Jahren, allerdings eher im Hintergrund. Der
Geschäftsführer dieser GmbH ist der ehemalige erste Vorsitzende des
SERC, Andreas Würthner. Um mit dieser Kapitalgesellschaft weiter
»arbeiten« zu können, muss sie von Insolvenzverwalter Klaus Haischer
freigegeben werden. Derzeit ist diese GmbH der Wild Wings aber noch
mit circa 100000 Euro verschuldet. Ein Neustart in der zweiten Liga
wäre aber nur mit einer schuldenfreien GmbH möglich.
Die zweite Unbekannte ist die Einstellung der Stadt
Villingen-Schwenningen zum Thema Erhalt des Bauchenbergstadions. Nur
mit der kommunalen Zusicherung, dass die Eishalle auch weiter als
Spielstätte zur Verfügung gestellt werden würde, machen derartige
Überlegungen überhaupt Sinn.
Nichts desto Trotz hat die Interessensgruppe schon einmal einen
vorsichtigen Etatplan für den Spielbetrieb in der zweiten Liga
aufgestellt. »Mit einem Budget von 1,4 bis 1,5 Millionen Euro kann der
SERC in dieser Liga im Mittelfeld gut mithalten und sich zunächst
einmal etablieren«, glaubt Hans-Peter Reimer. Ein Teil dieses Budgets
soll über Sponsorengelder von langjährigen Partnern des SERC
finanziert werden. In diesem Bereich rechnet man mit etwa 600000 Euro
, ohne neu hinzu gewonnene Sponsoren.
Beim Zuschauerschnitt
vorsichtig optimistisch
Eine weitere Säule bilden die Zuschauer. Auch hier ist Reimer
vorsichtig optimistisch und kalkuliert mit einem Durchschnitt von etwa
2000 Besuchern in 26 Heimspielen.
Ganz so abwegig scheinen diese Überlegungen also nicht zu sein, zumal
ein Neubeginn in der Oberliga aus verbandsrechtlichen Gründen allem
Anschein nach auch gar nicht möglich sei, wie Hans-Peter Reimer
erklärte. Allerdings müssen zunächst die Risikofaktoren beseitigt
werden und alle im und um den Verein engagierten Personen an einem
Strang ziehen.
Zunächst hat am Montag Insolvenzverwalter Klaus Haischer das Wort,
wenn er sich zu einem Gedankenaustausch mit einem Vertreter dieser
Interessengruppe trifft.
Quelle:
http://www.nq-online.de