Quelle: www.t-online.de
Saddam im Morgengrauen gehängt
Der frühere irakische Diktator Saddam Hussein ist am Samstagmorgen hingerichtet worden. Wie irakische Fernsehsender unter Berufung auf das Außenministerium in Bagdad berichteten, wurde der 69-Jährige kurz vor 6 Uhr Ortszeit (4 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) gehängt. Entgegen anders lautender Berichte fand die erwartete Hinrichtung seines Halbbruders und eines ebenfalls wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit verurteilten Ex-Richters noch nicht statt. Der arabische Sender Al-Arabija hatte zuvor ihre Hinrichtung vermeldet.
Hinrichtungen von Getreuen verschoben
Wie der US-Sender CNN unter Berufung auf den Sicherheitsberater der irakischen Regierung, Muwaffak al-Rubai, berichtete, wurde die Hinrichtung von Barsan al-Tikriti und dem früheren Richter Awad al-Bandar verschoben. Dieser Tag solle "allein mit der Hinrichtung Saddams in historischer Erinnerung bleiben", zitierte CNN Al-Rubai.
Mit Koran vor den Henker
Saddam sei mit einem Koran in gefesselten Händen im Hinrichtungsraum erschienen, sagte Al-Rubai. Kurz vor Vollstreckung des Urteils sei ihm nochmals das Todesurteil und dessen Bestätigung durch ein Berufungsgericht verlesen worden. Saddam habe wie ein "gebrochener Mann gewirkt", habe aber keine Reue gezeigt, berichtete Al-Rubai. Er habe es abgelehnt, mit verhülltem Kopf zu sterben.
Hinrichtung gefilmt
Die Hinrichtung habe internationalem, irakischem und muslimischem Recht entsprochen, sagte der Sicherheitsberater. "Von A bis Z" sei alles gefilmt und auf Fotos festgehalten worden. Bislang sei jedoch noch keine Entscheidung gefallen, ob die Aufnahme der Öffentlichkeit gezeigt werden sollen. Er widersprach damit Berichten des irakischen Fernsehens, das die Ausstrahlung der Aufnahmen angekündigt hatte.
Beisetzung in anonymen Grab
Die Anwälte Saddams bestätigten die Hinrichtung ihres Mandanten. Wie Anwalt Curtis Doebbler dem US-Sender CNN sagte, wolle die irakische Regierung den Leichnam Saddams nicht der Familie übergeben, sondern in einem anonymen Grab beisetzen. Dagegen forderte eine Tochter Saddams die vorübergehende Beisetzung im Jemen. Wenn es die politischen Verhältnisse erlauben, solle ihr Vater dann später im Irak seine letzte Ruhe finden.
"Meilenstein zur Demokratie"
US-Präsident George W. Bush bezeichnete die Hinrichtung Saddams als wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einem demokratischen Irak, der sich selbst regieren und verteidigen könne und ein Verbündeter im Kampf gegen den Terrorismus werde. In einer Erklärung des Präsidenten hieß es weiter, Saddam habe ein faires Verfahren erhalten, das er den Opfern seines brutalen Regimes verweigert habe. Nach Jahrzehnten der Unterdrückung könnten die Iraker jetzt in die Zukunft schauen.
Gericht gewährt keinen Aufschub
Ein US-Bezirksgericht in Washington hatte in der Nacht einen Antrag der Anwälte Saddams abgelehnt, mit dem diese in letzter Minute einen Aufschub der Hinrichtung erreichen wollten. Anwalt Doebbler sprach in einem Interview des US-Senders CNN von einem "ungewöhnlichen Schritt" des US-Gerichts. Die bevorstehende Hinrichtung Saddams nannte er eine Ungerechtigkeit, an die man noch lange denken werde.
Massaker an Schiiten
Saddam, sein Halbbruder Al-Tikriti und der frühere Richter Al-Bandar waren am 5. November wegen des Massakers in dem schiitischen Ort Dudschail im Juli 1982 an 148 angeblichen Verschwörern zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hatte das Urteil am Dienstag bestätigt.