Von Krolock hat geschrieben:Gauck also, der Heilsbringer der Nation, der schon qua Funktion kein Heil bringen kann. Dafür ist er ein Pastor. Unter wirtschaftlichen Aspekten bei der Berücksichtigung von Funktionen, die mittlerweile obsolet sind, hätte man Ressourcen sparen und Ratzinger die Rolle des Bundespräsi zusätzlich aufdrücken können. Oder eben dem Pastor Gauck mittels weißem Rauch den Papst geben, und ihn den Präsi von Rom aus administrativ leiten lassen. Vorher katholisch machen, versteht sich. Und Ratzinger in den Ruhestand ratzionalisieren. Vielleicht wäre Markus Lanz noch geeigneter gewesen, der als katholischer (?) Italiener die Lage der deutschen Nation noch in eine gepflegte Wette hätte verpacken können.
Aber die Nation jubelt über Gauck. Und ich wäre dankbar, wenn mir einer der Jubilare den Grund seines Jubels erklären könnte. Okay, der Bundes-Capitano hat eine eigene Seite bei Facebook. Er ist politisch zwar nicht unabhängig, aber zumindest in keiner Partei, was schon mal Glaubwürdigkeit garantieren soll. Aber O'Connor ist auch in keiner Partei und soll trotzdem gar nicht so glaubwürdig...äh, lassen wir das. Übrigens haben Ratzinger und Markus Lanz eine eigene Seite bei Facebook. Und zumindest ersterer verkleidet sich fast so lustig wie O'Connor.
Ich glaube ja, dass der Gauck ziemlich geradlinig ist. So geradlinig, dass er mit Sicherheit nicht immer bequem ist. Aber das Volk will das, so hört man. Wenn der Thilo Sarrazin ein Buch über genetische Elite und die Eroberung von Deutschland durch die Türken schreibt, dann gerät die halbe Nation in Aufruhr, wenn Gauck das Buch mutig findet, dann wird das akzeptiert und nur bei den Linken setzt Schnappatmung ein. Einige von Gaucks Thesen könnten tatsächlich auch von Sarrazin stammen. Manchmal kommt alles, was seine gerade Linie kreuzt, in ein Töpfchen, aus dem dann ein saupathetischer Vortrag entsteht. Gauck hat aus meiner Sicht schon viel Wahres gesagt, aber warum gerade SPD und Die Grünen seine Nominierung derart forciert haben, wundert mich schon, da es doch eigentlich ein klassicher Verteter des bürgerlichen Lagers ist. Na ja, nicht ganz. Gauck lebt seit 21 Jahren von seiner Frau getrennt und hat angekündigt, sich im Falle seiner Wahl zum Präsi scheiden zu lassen.
Wenn man sich die Chronologie der Nominierung ansieht, dann ist da etwas passiert, was man nahezu einzigartig nennen kann. Die Ängie, der man es niemals nicht zugetraut hat, springt über ihren Schatten und nickt den Gauck ab, den sie ja angeblich schon immer knorke fand. Es dürfte ihr beim Wähler vermutlich eher Sympathien bringen. Tatsächlich war die Zustimmung zu Gauck nicht weniger Machtkalkül als die Ablehnung gleicher Person bei der letzten Wahl. Aber, so war zu hören, stand die Koalition vor einer Zerreißprobe. Und der kleine Onkel Rösler hatt alles auf eine Karte gesetzt und hat - was für die FDP bemerkenswert ist - gewonnen. Merkel musste mit dem Zugeständnis rechnen, Rösler kann sein Glück vermutlich immer noch nicht fassen. Und die Schwabbelbacke Nahles ist auf Deutschlandtour um vermutlich jedem Bundesbürger zu erklären, dass die Merkel jetzt voll verloren hat, weil der Wulff ja so falsch und der Gauck ja so richtig ist.
Warten wir es ab, unsympathisch ist er mir nicht, der Gauck. Und für eine zweite Amtsperiode fast schon zu alt. Vielleicht könnten dann ja Ratzinger oder Lanz....
Du hast deine Frage ja selbst bereits beantwortet, meine ich. Seine Art nimmt ihm ein großer Teil der Bevölkerung so ab und mag oder wünscht sich das auch so; ich gehöre da auch dazu.
Zum Bruch der Koalition (was da in der Presse heute geschrieben wird) habe ich eine andere Meinung. Was genau war, wissen vermutlich nur die, die bei den Verhandlungen waren.
Da Gauck um 20.oo Uhr bereits bei der PK dabei war, er zuvor in Wien noch informiert werden musste, packen und dann nach Berlin fliegen ... dann war die Sache schon am Nachmittag klar. Die FDP ist in ihrem Überlebenskampf halt etwas vorschnell an die Öffentlichkeit damit.