thomas hat geschrieben:Die SPD , zumindest das, was diese Partei früher ausgemacht hatte gibt es seit Schröder nicht mehr. Diese Positionen werden jetzt von den Linken vertreten.
Für Mutti und die Bonzen ist das natürlich ganz ganz prima , können sie doch schalten und walten wie sie wollen. Für diejenigen die etwas weniger haben jedoch eine Katastrophe , die bleiben auf der Strecke. Die SPD , bzw deren Führungsspitze , hat sich einmal mehr als eine Hure erwiesen . Immer die Beine breit wenn einer mit den Scheinen wedelt. Pfui Deibel, und sowas hat man früher mal gewählt.
Ich steige jetzt auch mit ein, wohl wissend, dass politische Diskussionen im Internet nicht selten katastrophal enden.
Was die SPD früher ausgemacht hat...... Interessant. Du vergleichst Gesamtdeutschland 2013 mit der BRD von 1974? Das ist exakt die Regierung unter Willy Brandt, die das ausgemacht hat, was man heute "Trademark SPD" nennt. Schon Schmidt war in der eigenen Partei wegen "zu rechter" Ansichten nicht sehr beliebt. Schmidt war nahe an der Wirtschaft, seine Verdienste in Sachen sozialer Gerechtigkeit sind mir momentan nicht so geläufig. Aber immerhin kann man ihn zum bedeutendsten Kanzler der Nachkriegszeit küren. Warum eigentlich? Außerdem hat niemand bislang die Atomkraft so forciert wie er. Schröder, der von der Partei ungeliebte Liebhaber der Wirtschaftsbosse, findet ja sogar bei dem ein oder anderen Linken Anerkennung. Okay, vermutlich nicht für die Agenda, aber diese war es, die den Kahn Deutschland in der Wirtschafts-/Banken-/Finanzkrise einigermaßen auf Kurs gehalten hat.
Was erwartet man von einer SPD, die bei der Linkswerdung der CDU tatenlos zusehen muss? Wie viele überzeugte Ansichten der SPD hat Merkel in den vergangenen Jahren für sich (bzw. den Appendix cDU) vereinnahmt? Wie sehr hat sich die politische Großwetterlage in ein Linksdermitte gewandelt? Ich wähle die SPD nicht (mehr), sie hat mich verärgert. Aber grundsätzlich ist das Profil der SPD durch die Zeit mehr oder weniger aufgelöst worden. Klar, im Wahlkampf haben alle keinen Versuch ausgelassen, ihr eigenes Profil zu schärfen und Unterschiede aufzuzeigen, aber so gravierend wie vor 25 Jahren ist das längst nicht mehr. Und wenn ich das sage, stecke ich die Grünen, die FDP und auch die Linken noch mit in einen Topf. Und das liegt ja nicht nur an der Schwammigkeit der Frau Merkel, sondern an Ansichten, die in Deutschland mit weit mehr Konsens als früher "vernünftig" genannt werden. Wer die Spur des Vernünftigen verlässt wir ebenso abgewatscht wie der, der das Beliebige auch beliebig aussehen lässt.
Wenn ich mir den Koalitionsvertrag ansehe, dann war die SPD relativ clever. Sie hat doch einiges von dem umgesetzt, was sie wollte (okay, die Hindernisse waren aufgrund des versteckten Konsens nicht dramatisch). Aber was wäre denn sonst passiert? Bei Neuwahlen wäre keine Partei mehr bestraft worden als eben die SPD und ein Rot-Rot-Grün hätte nicht mal der treueste Wähler verziehen, weil ich nicht etwas machen kann, was ich im Wahlkampf offensiv ausgeschlossen habe. Die Reichen werden nicht besteuert und die Herdprämie bleibt. Und? Sollte man stattdessen aus falsch verstandener Eitelkeit das Feld wieder komplett räumen? Wie groß darf die Klappe bei 25,7 Prozent sein? Das ist in etwa so, als würde Morrison einen Stammplatz in der ersten Reihe fordern. Die SPD hat immerhin den Center in Reihe 2 bekommen. Aus Sicht der Partei, und nicht nur aus machtpolitischer Sicht, ist das beinahe als Coup zu werten. Was daran eine Hure sein soll, erschließt sich mir nicht annähernd. Auch die Tatsache der Annäherung politischer Positionen lässt eine Übernahme der gegnerischen oder koalitären Positionen leichter verkraften.
Die Koalitionsverhandlungen haben zwei dicke Verlierer: Die CSU und den Bürger an sich. Die CSU hat nur noch alberne Ministerien und hat den größten Parteikasper anstelle von Ramsauer im Kabinett. Und die Maut wird auch nicht kommen. Der Bürger hat das Problem, dass keinerlei Beschlüsse vollzogen wurden, die die Zielrichtung verändern, die wirkliche Neuerungen darstellen. Neuerungen, die unbequem sein könnten. Stattdessen wurde jedem alles versprochen und die nächsten Jahre werden eher kacke werden. Aber es geht dem Gros der Deutschen tatsächlich gut. Soll mir keiner erzählen, unter einem anderen Kanzler hätte es wirklich blühende Landschaften für alle gegeben.Wenn es jedoch einen Kanzler gibt, der einer Nation einen Hauch von Gerechtigkeit gegeben hat, dann war es Brandt. Aber wenn man den Vergleichswert in Sachen Ökologie und Arbeits- sowie Finanzmarkt zur heutigen Zeit herstellen wollte, muss man scheitern.
Ich habe keine der jetzt regierenden Parteien gewählt. Aber ich kann zumindest mit dieser Kanzlerin leben. Eine Kanzlerin, von der ich weiß, dass sie dieses Land nicht in den Ruin treibt (auch nicht Schäuble, auch nicht in Sachen EU und Bankenpolitik) und von der ich weiß, dass sie eine völlig profillose, ahnungslose und konzeptlose CDU in einigen Jahren zurück lassen wird. Das dicke Ende kommt erst später