Wer Ideale vertritt und mit solchem Standpunkt in die Politik geht, der hat - da hast Du recht - schon den Widerspruch vor sich, dass Staatsmachen mit Idealen nicht geht. (Ideale taugen höchstens zur Rechtfertigung und Glorifizierung des Staates.)Von Krolock hat geschrieben:Du lägest sogar richtig, würdest du nicht den „Fehler“ begehen, die Grünen auf ihre Gründertage zurückzuschieben, um ihnen bald 40 Jahre danach den Verkauf ihrer Ideale von Kelly/Bastian vorzuwerfen. Das funktioniert so aber nicht.
Die Tatsache, dass eine einst von CSU-Mitgliedern als linksradikal bezeichnete Partei heute lediglich als linksliberal (manche können nicht mal das „Links“ erkennen) gesehen wird, liegt nicht nur an der Programmatik sondern auch am Zahn der Zeit und der Veränderung der politischen Landschaft. Dieser Opportunismus nationaler Verantwortung ist gar nicht mal zu bestreiten, aber APO ist nun mal nicht das Wesen etablierter Parteien. Wer für seine Ideale kämpft, will diese auch irgendwann in Gesetze gegossen sehen. Und wie sollte das ohne Kompromisse funktionieren, zumal ja Kernthemen der Grünen entweder obsolet oder von Mutti als die ihren vereinnahmt wurden. Desweiteren sind auch die Mitglieder der Grünen mittlerweile Kinder des nationalen Wohlstands. Natürlich ist das nicht mehr die Partei von damals, aber ich erkenne immer noch eine linke und ökologische Grundhaltung. Bei aller Kritik, die auch völlig berechtigt ist.
An ein Regieren um jeden Preis glaube ich nicht, auch wenn es tatsächlich derzeit ein wenig so erscheint.
An dem Punkt, so ein Idealist es merkt, stößt er auf die materiellen Interessen des Staates samt seiner kapitalistisch eingerichteten Wirtschaft. Sollte solcher ein eigenes materielles Interesse (Gesundheit, Einkommen) davon tangiert sehen, wird er gut beraten sein, sich seine Ideale abzuschminken und sich um seine materiellen Interessen kümmern. (Mit einem Mitmischen im staatlichen Getriebe, Wahlen, Parlament etc. geht das von vorneherein nicht.)
Ob sich die Grünen als linksliberal oder sonstwss verstehen, ist mir insofern schnuppe, als man weiß, dass es sich dabei sowieso um nichts anderes handelt als ein moralisches Gütesiegel. Unter diesem Gütesiegel lässt sich prima stinknormal Staat machen, mit allem, was dazugehört.
Wie die "Kompromisse" ausschauen, wenn Grüne an der Macht sind? Einfach mal in den anderen Teil Schwabens schauen... So eine schöne Untertanenverarschung ist selten einer Partei gelungen.
Also: Die Grünen gehören zum nationalen Establishment. Und ich bin keineswegs der Meinung, sie sollten sich nicht an der oder jener Regierung beteiligen. Ich nehme sie ebenso als meine Schädiger wahr, wie alle anderen Parteien.
Übrigens, weil Du es anspricht: Von Leuten, die eine Auseinandersetzung in der Sache scheuen, muss man sich allerhand an den Kopf werfen lassen. Ja sogar die SPD gilt der CSU und ihrem überparteilichen Kampfblatt, der Augsburger Allgemeinen, als nach wie vor national ziemlich unzuverlässig, also zumindest halbkommunistisch. (Und die SPD keilt nicht mal zurück.)