Zündler hat geschrieben:Auch hier wieder ein Paradebeispiel für das eigentliche Problem. Eine vernünftige Diskussion wird im Keim erstickt, weil man sich jetzt "entscheiden" muss. Schwarz oder weiß, Nazi oder kein Nazi, Impfbefürworter oder Schwurbler, Putin Freund oder Verteidiger der westlichen Demokratie, Klimaleugner oder Katastrophe. Die Aufzählung könnte endlos weitergehen. Entscheide dich! Jetzt!
Die Geschichte lehrt, dass die Wahrheit niemals schwarz oder weiß ist. Es bedarf einer objektiven Diskussionskultur. Die ist uns in Deutschland leider abhanden gekommen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Sich gegen den Faschismus - und für den steht eine Partei, die in mittlerweile drei Landesverbänden als gesichert rechtsextrem eingestuft und in einigen weiteren vom Verfassungsschutz beobachtet wird und Nazis in ihren Reihen in höchste Amtswürden befördert - zu bekennen und klar ungeachtet der prinzipiellen politischen Ausrichtung zu positionieren ist das Fundament, auf dem die Demokratie gerade in einem Land mit solch einer Historie und historischen Verantwortung als absolutes Minimum aufbaut. Wenn man das erwartet, dann erstickt man keine vernünftigen Diskussionen im Keim. Wie soll ich mit Einem Menschen, einer Partei, einem System diskutieren, dessen innerster Wesenskern die Unterdrückung, Benachteiligung, Vertreibung und im letzten Extrem Beseitigung all dessen ist, was nicht dem eigenen Ideal entspricht?
Wie soll ich mit jemandem vernünftig diskutieren, der sich zu einer Partei bekennt, die für diesen Faschismus steht? Ob der-/diejenige dann Nazi ist oder nicht, ist eine Strohmanndebatte, denn die Person wählt sie. Sie wählt den Faschismus, und sie wählt damit das Ziel der Unterdrückung, Benachteiligung, Vertreibung und im letzten Extrem Beseitigung ethnischer, sexueller, geschlechtlicher oder religiöser Minderheiten. Und da soll man dann noch schön vernünftig diskutieren und sich irgendwie in der Mitte treffen? Wie soll das funktionieren?
Sich gegen solche Umtriebe zu positionieren, soll ein Volk spalten? Ja ist das Volk denn ansonsten eine homogene Masse? Was habe ich mit einem Wattwanderungsleiter an der Nordsee gemeinsam oder einer BWL-Studentin aus Sachsen? Was habe ich mit einem glühenden Handball Fan gemeinsam oder mit einer Person, deren einzige Konzertbesuche in den letzten zehn Jahren Helene Fischer Shows waren? Wo sollen meine Gemeinsamkeiten liegen mit jemandem, der sein Leben lang noch nie etwas anderes als die CSU gewählt hat oder mit jemandem, der denkt, der Mensch hätte keinen Einfluss auf den Klimawandel?
Wir sind keine homogene Masse und spalten tut uns auf einer kleinen oder großen Ebene doch so gut wie alles. Der große Unterschied: Ob jemand Handball Fan ist, oder Helene Fischer Fan, oder Wattwanderungen leitet bedroht unsere Demokratie und das Leben marginalisierter Gruppen nicht. Das wird bedroht durch diejenigen, die den Faschismus anstreben, ihm aus Eigennutz den Steigbügel halten oder seine Positionen aus parteipolitischen Interessen salonfähig machen.
Und egal, ob man Grün wählt oder die Union, ob man die Humanisten wählt oder die ÖPD oder die Tierschutzpartei oder was auch immer einem im demokratischen Spektrum am meisten zusagt. Der Konsens muss dabei immer lauten, dass man sich gemeinsam so entschieden als möglich gegen den Faschismus stellt.
Das ist kein Fußballspiel in der dritten australischen Liga, bei dem einem die Teilnehmerteams egal sind. Hier muss es ein "Entscheide dich!" geben.
Spul nochmal zurück zu dieser geilen Stelle, wo das Kaninchen sich selbst den Kopf abbeißt!