30. November 2002
Hans-Ulrich Esken ist neuer DEB-Präsident
Uwe Harnos, Jochen Haselbacher und Bodo Lauterjung als Stellvertreter

Das neue DEB-Präsidium von links: Jochen Haselbacher, Uwe Harnos, Hans-Ulrich Esken und Bodo Lauterjung (Foto: Eishockey Info)
Mit einer Zweidrittelmehrheit der anwesenden Wahlberechtigten wurde am heutigen Samstag Nachmittag Hans-Ulrich Esken zum neuen Präsident des Deutschen Eishockey Bundes ins Amt gewählt. Ungeplant, aber nicht unerwartet musste sich der der Berufsrichter einer Abstimmung gegen den bisherigen Amtsinhaber Rainer Gossmann stellen. Vizepräsident wurde zum einen der Kaufbeurer Rechtsanwalt Uwe Harnos, der mit dem Traumergebnis von 100% Ja-Stimmen gewählt wurde. Auch der dritte der Gruppe um Esken, die sich im Vorfeld zusammenfand, um gemeinsam die Macht im DEB zu übernehmen, der Ingolstädter Bodo Lauterjung, wurde ins Amt gewählt. Allerdings erhielt das bisherige ESBG-Aufsichtsratsmitglied gerade von den Vertretern der zweiten Liga keine einzige Ja-Stimme.
Eine Überraschung gab es bei der Besetzung des letzten Vizepräsidiumsposten: Nicht nur der bisherige Kassenprüfer Raymund Schneeweis, der Kandidat der Gruppe Esken, stand zur Wahl. Auch Jochen Haselbacher (Wedemark) wurde vorgeschlagen und erklärte sich bereit, eine Wahl anzunehmen. Er vertrete mit seiner Kandidatur nicht seine Person, sondern die DEL, von der er herzliche Grüße ausrichte. Er habe diesen Auftrag der DEL, «um symbolhaft deutlich zu machen, dass deutsche Eishockey, der DEB und die DEL, gehören zusammen. Die DEL möchte für das deutsche Dameneishockey mitarbeiten» Diese Botschaft kam bei der Mehrheit der Stimmberechtigen an. Mit 58,3 % der Stimmen setzte er sich gegen Schneeweis durch.
Ungewohnt glatt ging es bei dieser ausserordentlichen Generalversammlung zu. «Es ist gar kein Feuer mehr drin wie früher» lies ein langjähriger Insider offen seiner Meinung -wenn auch mit einem Schmunzeln in den Worten- freien Lauf. Tatsächlich waren die Fronten im Vorfeld bereits ausreichend abgeklärt. Vereine und Landesverbände schlossen sich vor der Generalversammlung nochmals zur Meinungsbildung zusammen. Diskussionen kamen nur wenige auf, hatten meist nur die nicht unkomplizierten Wahlverfahren und den Sinn des Tagespunktes «Entlastung des alten Vorstands» zum Inhalt. Nach der Aufklärung, dass eine Entlastung erst nach Bekanntgabe der Bilanzen möglich sei, diese jedoch noch gar nicht vorliegen, war auch dieses Problem schnell entknotet, der Höhepunkt des Nachmittags konnte beginnen.
Und hier kam es dann zu dem von vielen doch erwarteten Duell zwischen Amtsinhaber Gossmann und Herausforderer Esken. Wie nervös die Hausmacht des Herausforderers Esken aus Bayern und Nordrhein-Westfalen trotz der Vorarbeit war, zeigte die Reaktion der beiden Landesverbände nach Annahme der Kandidatur durch Gossmann. Sofort wurde eine Auszeit erbeten, um sich nochmals intern abzustimmen, die Mehrheit zu prüfen. Und fast schien es, als wären die Ängste berechtigt. Wurde doch mit - wenn auch äusserst knappen - Mehrheitsbeschluss dem Ansinnen der Gossmann-Anhänger stattgegeben, dass dieser vor der Abstimmung nochmals ein Rederecht zum Vortrag eines Tätigkeitresumees bekomme.
Die Gelegenheit nahm dieser wahr, um auf seine 8-jährige Tätigkeit zu verweisen. In dieser gab es Widerspruch, aber auch Zustimmung zu seiner Tätigkeit. Das Verhältnis zur DEL sei in seiner Amtszeit positiv gestaltet und vertraglich zementiert worden, wobei er insbesondere die finanziellen Regelungen, den eingeführten Auf- und Abstieg sowie die erreichten Freiräume für die Nationalmannschaft anführte. Mit der Nationalmannschaft sei in seiner Amtszeit nicht nur die Rückkehr in die A-Gruppe erreicht worden. Das Team zähle nun sogar wieder zur Weltspitze, habe in den letzten drei großen internationalen Turnieren den Sprung unter die letzten Acht geschafft. Und eine Einladung zum Weltcup liege vor. Trotz «miserabler Finanzen, der Betzenweg war schon an die Banken verpfändet» wurde eine gute Nachwuchsarbeit geleistet. Dies zeige sich jetzt schon in der Zahl der jungen deutschen NHL-Profis. Und dies gelte es, fortzuführen. Mittlerweile seien die Finanzen als «in Ordnung» zu bezeichnen. Es gäbe zwar «keinen Riesenturm» an Rücklagen, «die nächsten Monate gibt es jedoch keine Sorgen». Gossmann verwies auch noch auf die internationale Anerkennung die sich der DEB in seiner Amtszeit erworben habe. Natürlich habe es intern auch Meinungsverschiedenheiten gegeben, nach Aussen sei es zum Wohle des Verbandes und des deutschen Eishockeys jedoch immer gelungen, mit einer Stimme zu sprechen. «Ich habe die vergangenen acht Jahre gerne für das deutsche Eishockey gearbeitet.
Auch weil ich glaube, dass es aufwärts gegangen ist», wie ihm von Aussenstehenden bescheinigt worden sei. Diese ehrenamtliche Arbeit habe ihm viel Freude bereitet, wofür er auch den Präsidiumskollegen in dieser Zeit dankte. «Ich trete an, weil ich 8 Jahre gekämpft habe, weil ich von vielen dazu ermutigt wurde und gehe dabei auch das Risiko einer Niederlage ein», schloss Gossmann. Bei der Abstimmung über den Antrag, beide Kandidaten einer Fragerunde zu stellen, erlitten die Esken-Befürworter aus Bayern und Nordrhein-Westfalen durch die Ablehnung erneut eine Niederlage.
Hoffnung bei den Gossmann-Anhängern, die dann jedoch in lange Gesichter wich, als das Wahlergebnis bekannt wurde.
«Meine Frau wird sich freuen, dass ich mehr Freizeit habe» kommentierte Gossmann das endgültige Ende seiner Präsidentschaft. Um 15:51 Uhr war das neue Präsidium dann durch die Wahlen von Uwe Harnos, Bodo Lauterjung und Jochen Haselbacher komplett.
Zuvor sorgte Rüdiger Pryssok, Rechtsanwalt und Vereinvertreter des ETC Crimmitschau, für Aufregung. Vorgeschlagen als Kandidat für einen der Vizeposten lehnte er ab, nutzte dies jedoch in einer ausführlichen Begründung dazu, die Satzungsbestimmung über die Aufwandsentschädigungen im Verband als rechtlich sehr bedenklich, wenn nicht sogar ungesetzlich, zu brandmarken.
Dem neuen Präsidium wurde von der Generalversammlung auch schon das erste neue Problem mit auf den Weg gegeben. Einem Dringlichkeitsantrag des Landesverbandes Bremen, vorgetragen durch Herrn de Haag, wurde stattgegeben. Der DEB hat nun durch einen dreiköpfigen Untersuchungsausschuss, dem auch der Antragsteller angehört, herauszufinden, ob bei der Entscheidung über die neue Software für die Passbearbeitung alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Pikant: De Haag war zum Zeitpunkt der Angebotsabgabe und -entscheidung Mitarbeiter der unterlegenen Firma. Er versicherte jedoch, dass dies nunmehr nicht der Fall wäre und der Antrag damit nicht zusammenhänge.
Allerdings stellten die Delegierten aus Bayern und Nordrhein-Westfalen sogleich klar, dass sich die beiden Landesverbände finanziell mit Sicherheit nicht an dem Ausschuss beteiligen werden. Auch werde man sich nicht an etwaigen Schadenserssatzleistungen an die nicht zum Zuge gekommene Firma beteiligen, sollte das Ergebnis der Arbeit des Ausschusses einen solchen Anspruch begründen.
Worte zum Abschluss der Mitgliederversammlung:

Hans-Ulrich Esken (Foto: Eishockey Info)
Hans-Ulrich Esken: Ich möchte mich an dieser Stelle zunächst für Ihr Vertrauen bedanken, dass Sie in meine Person und das gesamte nunmehr gewählte Präsidium gesetzt haben. Wir kennen alle die Zahlen der Abstimmung und ich weiss, dass Vorbehalte gegen den einen oder anderen aus der einen oder anderen Liga gekommen sind. Ich werde mich bemühen, in den folgenden Wochen, Monaten, Jahren Ihnen zu zeigen, dass Sie auch mir vertrauen können, dass Sie dem gesamten Präsidium vertrauen können. Ich werde mich persönlich in der kommenden Zeit an Sie wenden, zu Ihnen kommen, mit Ihnen sprechen. Und ich will hoffen, ich bin auch überzeugt davon, dass wir eine gemeinsame Arbeit finden. Was heute passiert ist, ist für mich ein demokratischer Vorgang, der in dieser Form abgelaufen ist. Und ich meine, dafür brauchen wir uns auch in der Öffentlichkeit nicht zu schämen. Wenn der Deutsche Eishockey Bund immer nur eine Person hätte, die für das Präsidentenamt geeignet wäre, wäre dies vielleicht auch kein gutes Zeichen. Die Vielfalt der Personen, die zur Wahl heute standen, zeigt eigentlich auch, dass wir in unseren Reihen mehrere Möglichkeiten haben, mehrere Personen zu wählen und ich meine, das ist auch etwas Besonderes.
Erlauben Sie mir vielleicht noch einen kurzen Blick in die Vergangenheit und die Zukunft: In den letzten acht Jahren, dies ist heute mehrfach angesprochen worden, mussten große Probleme gelöst werden. Die Bewältigung dieser Probleme hat von den Verantwortlichen viel Tatkraft, aber auch eine erhebliche Willensstärke verlangt. An der Spitze unseres Präsidiums stand Herr Rainer Gossmann. Herr Rainer Gossmann hat über viele Jahre mit großem Einsatz für all unsere Belange gekämpft und verdient daher unser aller Anerkennung. Und ich möchte auch von dieser Stelle mich bei Herrn Gossmann und dem gesamten Präsidium, den Herren, die in dieser Zeit im Präsidium waren, bedanken. Ich bedanke mich nochmal bei Ihnen allen. Wir haben in Chemnitz von einem neuen Geist gesprochen. Von einer neuen Möglichkeit, das Eishockey in Deutschland bewältigen zu können. Und ich glaube, auch der heutige Verbandstag hat Geschlossenheit aller gezeigt und wir wollen auf diesem Wege weitergehen.