Der Krieg im Irak hat begonnen

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Urmel1974
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Der Krieg im Irak hat begonnen

Beitrag von Urmel1974 »

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,241769,00.html

WIE DER KRIEG BEGANN

Der verheimlichte D-Day

Der Irak-Krieg hat nach Recherchen des Watergate-Enthüllers Bob Woodward früher begonnen als der TV-Öffentlichkeit bewusst ist und die US-Regierung eingestanden hat. Noch vor Ablauf des Ultimatums an Saddam Hussein seien 31 Teams von Elitesoldaten mit geheimen Aufträgen in den Irak eingedrungen.


Washington - Als Donnerstagnacht um zwei Uhr deutscher Zeit das Ultimatum für Saddam Hussein ablief, schreibt der Pulitzer-Preisträger in der "Washington Post" vom Sonntag, hatte der Krieg schon seit sieben Stunden begonnen. Bereits am späten Mittwoch seien die Spezialeinheiten - insgesamt rund 300 Mann - unter dem Schutz der Dunkelheit über die Grenzen in den Irak eingedrungen.
Ihre Missionen laut Woodward: Im Westen und Süden Iraks Kommunikationsanlagen des irakischen Regimes zu zerstören, Beobachtungsposten auszuschalten - und den Einsatz von Scud-Raketen sowie chemischen und biologischen Kampfstoffen zu verhindern. Zugleich hätten die Truppen verhindern sollen, dass der Irak seine Ölfelder kurz nach Beginn einer größeren US-Offensive zerstört.

Vagheit und Verwirrung

Amerikas wohl bekanntester Zeitungsjournalist, der jüngst als Autor des Buches "Bush at War" erneut Aufsehen erregte, beruft sich in seinem Bericht auf mehrere gut informierte Quellen in der US-Regierung und im Militär. Seine Recherchen legen nahe, dass es sich bei Bushs Ultimatum zum Teil um eine Inszenierung handelte, um das irakische Regime zu verwirren.



Zugleich wurde so die Öffentlichkeit, kalkuliert oder nicht, offenbar über den wahren Beginn des Krieges hinweggetäuscht. Woodward schreibt, George W. Bush sei am Montag, als er Saddam Hussein das Ultimatum setzte, in seiner Wortwahl wegen des geplanten Einsatzes der Eliteeinheiten bewusst vage geblieben. Als der US-Präsident sich am frühen Donnerstag deutscher Zeit, nach Ablauf des Ultimatums, an die Fernsehnation wandte, erwähnte er nur den Schlag gegen Saddam Hussein, nicht aber den Einsatz der Spezialtruppen.

CIA-Paramilitärs seit Sommer im Irak?

Nach Woodwards Recherchen war der Einsatz der Elitesoldaten Teil des Kriegsplanes namens "OPLAN 1003 V", der in einer ersten Version im September 2002 von General Tommy Franks und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld dem US-Präsidenten vorgelegt worden sei. Erst im Februar sei der Plan dergestalt ergänzt worden, dass er auch den Einsatz der Spezialteams vorsah. Mit dieser Idee konfrontiert, sei Bush zunächst skeptisch gewesen, da er den Kriegsbeginn offiziell und öffentlich kundgeben wollte.

Laut Woodwards Bericht befanden sich sogar vor dem Einsatz der Spezialteams US-Streitkräfte im Irak. Es habe sich dabei neben Armeeeinheiten auch um paramilitärische CIA-Gruppen gehandelt. Das erste CIA-Team habe seine Arbeit im Irak im Juni 2002 aufgenommen, um Geheimdienstmaterial zu sammeln und Kontakte zu Oppositionellen aufzubauen. Nach und nach seien weitere CIA-Einheiten hinzugekommen.

Wandel im strategischen Denken

Der Einsatz der Spezialeinheiten deutet offenbar auf einen Wandel im strategischen Denken der führenden US-Militärs hin. General Franks habe sich lange Zeit dafür ausgesprochen, den Krieg ähnlich zu beginnen wie den Golfkrieg 1991: mit einem lang anhaltenden Flächenbombardement, dem erst Wochen später eine Bodenoffensive regulärer Truppen folgen sollte.

So habe das erste Strategiekonzept für den Krieg, das Bush bereits im Februar 2002 vorgelegt worden sei, den Beginn einer Bodenoffensive erst 14 Tage nach Start der Luftschläge terminiert. Pentagon-Chef Rumseld habe Franks beharrlich gedrängt, den Beginn der Infanterieangriffe weiter vorzuziehen. Rumsfeld sei es auch gewesen, der sich für den Einsatz kleinerer Spezialeinheiten ausgesprochen habe. Damit habe er unter anderem auf die Erfahrungen des Afghanistan-Feldzuges reagiert.

2000-Pfund-Bomben auf "Dora Farm"

Kurz vor Ablauf des Ultimatums sei der Plan erneut modifiziert worden, so Woodward, weil dem CIA-Chef George Tenet neue Erkenntnisse über den Aufenthaltsort Saddam Husseins vorgelegen hätten. Während der ursprüngliche Plan vorgesehen habe, 48 Stunden nach Ablauf des Ultimatums mit dem regulären Luftkrieg zu beginnen, habe die US-Führungsriege am Mittwoch daher kurzfristig beschlossen, gezielte Schläge gegen den irakischen Diktator durchzuführen.

Daraufhin sei die irakische Militäreinrichtung "Dora Farm", in der Hussein mit seinen Söhnen vermutet worden sei, mit Tomahawk-Raketen und zwei 2000-Pfund-Bomben unter Feuer genommen worden. Ob Saddam Hussein dabei getötet, verwundet oder gar nicht getroffen wurde, ist der US-Führung nach Woodwards Recherchen unbekannt. Bevor der Schlag befohlen worden sei, so der Bericht, hätten Rechtsexperten der US-Regierung geprüft, ob ein direkter Anschlag auf Hussein völkerrechtlich legal sei.

Möglichst nicht schriftlich

Da der Krieg zum Zeitpunkt dieser Schläge aber bereits erklärt sein sollte, so der Bericht, sei diese Frage bejaht worden. Darüber hingegen, ob der Einsatz von Spezialeinheiten vor Ablauf des Ultimatums rechtens war, schweigt Woodward sich aus. Sein Artikel gibt auch keinerlei Hinweise darauf, wo sich die 31 genannten Spezialeinheiten zuletzt befanden.

Der Einsatz der "Special Forces" stellte das Pentagon vor neue Herausforderungen. Wie Woodward schreibt, war vor allem der Verteidigungsminister sehr besorgt, dass der Plan mitsamt des Einsatztermins für die Spezialeinheiten vorab durchsickern könnte.

So habe Rumsfeld zwar am Dienstag formal und schriftlich den hochgeheimen Befehl an Franks erteilt, "OPLAN 1000 V" durchzuführen. Den genauen Zeitpunkt für den Beginn der Umsetzung wollte Rumsfeld seinem General laut Bericht aber nur mündlich mitteilen. Schriftliche Dokumente, so Woodward, sollte es nicht geben.
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Tom
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Beitrag von Tom »

wundern würds mich nicht
Mortal
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Beitrag von Mortal »

Also wurde dieser Krieg von langer Hand geplant, und unter fadenscheinlichen Voraussetzungen in die Tat umgesetzt...

@Urmel
Wenn man GWB jetzt anzeigen möchte...auf welche §§ müßte man sich berufen ?
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Urmel1974
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Beitrag von Urmel1974 »

@ Mortal: Wie wahr Dein erster Absatz ist... Erstens hat man das eigentlich ohnehin schon geahnt- und zweitens, wenn Woodward etwas schreibt, dann gilt für mich die Vermutung der Richtigkeit.

Zu Deinem zweiten Absatz: Keine Ahnung, inwieweit GWB sich nach deutschem Recht strafbar gemacht hat. Fakt ist jedenfalls, dass er wohl kaum hierher ausgeliefert würde...
punisher

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Beitrag von punisher »

" hat geschrieben:Übrigens: Bush beruft sich auch auf Gott.


Das hat ein Österreicher letztes Jahrhundert auch ...
Mortal
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Beitrag von Mortal »

Könnte man GWB nur in Deutschland anzeigen, und nicht z.B. direkt beim EU-Parlament, oder dem europäischen Gerichtshof ? Oder würde eine Anzeige dorthin weitergeleitet werden ?
(sorry, habe mit Anzeigen gegen Präsidenten anderer Länder wenig Erfahrung ;) )
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punisher

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Beitrag von punisher »

" hat geschrieben:Harald Schmidt:"Was jetzt im Irak passiert kennen viele Mieter schon. Kündigung wegen Eigenbedarf"


Der war auch ned schlecht:
"Dieser Krieg ist wie ein Boxkampf eines Schwergewichtweltmeisters und einem 7-jährigem, behinderten Kind".
Urmel1974
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Beitrag von Urmel1974 »

@ Mortal: Mit Europa- und Völkerrecht hab ich's leider nicht so genau :roll: :cry: und bin selbst immer froh, wenn ich etwas plausibles finde, was meinem Juristenhirn auch einleuchtet :lol: Aber soviel weiß ich noch: Eine Anzeige beim Europäischen Gerichtshof wäre wohl abwegig, auch eine Anzeige im Europaparlament wäre sinnlos. Durchaus die richtige Instanz wäre der Internationale Strafgerichtshof oder wie dieses Teil heißt. Aber: Erstens weiß ich nicht, ob man dort überhaupt ohne weiteres als Privatperson anzeigen darf. Und, zweitens, das entscheidende: Die USA sind dieser Institution nicht wirklich beigetreten, nach US-Rechtslage dürften US-Bürger, die sich im Gewahrsam des Gerichtshofs befinden, sogar militärisch befreit werden (ich bin mir sicher, mal sowas gelesen zu haben).
Mortal
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Beitrag von Mortal »

Da komm ich nicht mehr mit.... dem Schröder könnte wegen der AWACS-Geschichte Knast drohen, aber dem "Kriegsverbrecher" Bush kann man nix, da die USA ihre eigenen Gesetze machen.... versteh noch einer das Rechtssytem...

PS: Übrigends muss ich 10 Euro Strafe zahlen, weil mein Wagen 3 cm zu weit in die Fahrbahn ragte....nur mal eben so angemerkt.

*eineirreweltinderwirleben*
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Rigo Thor
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Beitrag von Rigo Thor »

" hat geschrieben:Der Irak-Krieg hat nach Recherchen des Watergate-Enthüllers Bob Woodward früher begonnen als der TV-Öffentlichkeit bewusst ist und die US-Regierung eingestanden hat. Noch vor Ablauf des Ultimatums an Saddam Hussein seien 31 Teams von Elitesoldaten mit geheimen Aufträgen in den Irak eingedrungen.



CIA-Paramilitärs seit Sommer im Irak?

Nach Woodwards Recherchen war der Einsatz der Elitesoldaten Teil des Kriegsplanes namens "OPLAN 1003 V", der in einer ersten Version im September 2002 von General Tommy Franks und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld dem US-Präsidenten vorgelegt worden sei. Erst im Februar sei der Plan dergestalt ergänzt worden, dass er auch den Einsatz der Spezialteams vorsah. Mit dieser Idee konfrontiert, sei Bush zunächst skeptisch gewesen, da er den Kriegsbeginn offiziell und öffentlich kundgeben wollte.

Laut Woodwards Bericht befanden sich sogar vor dem Einsatz der Spezialteams US-Streitkräfte im Irak. Es habe sich dabei neben Armeeeinheiten auch um paramilitärische CIA-Gruppen gehandelt. Das erste CIA-Team habe seine Arbeit im Irak im Juni 2002 aufgenommen, um Geheimdienstmaterial zu sammeln und Kontakte zu Oppositionellen aufzubauen. Nach und nach seien weitere CIA-Einheiten hinzugekommen.


In diesem Zusammenhang hatte ich Mitte Februar ein sehr interessantes Gespräch mit einer Halbamerikanerin, deren Vater beim CIA arbeitet.
Sie erzählte mir, dass er sich schon seit Monaten im Norden des Irak aufhalten würde. Und dann hat sie noch durchblicken lassen, dass ich mir den 17. März mal rot im Kalender anstreichen solle!

Soviel zum dummen Geschwätz der Bush-Regierung, man habe es bis zuletzt mit Diplomatie versucht. :roll:
Iss roh, dann wirst du froh; iss kalt, dann wirst du alt.
Gottes schönste Gabe - ist der Schwabe!
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djrene
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Beitrag von djrene »

GWB hat ja zum Thema Internationaler Gerichtshof mal gesagt, daß er jeden amerikanischen Staatsbürger, der da angeklagt werde, notfalls auch mit Waffengewalt herausholen werde. DER GREIFT HOLLAND AN
Ich dachte die Achse des Bösen wäre dort nur unter Wohnwagen zu finden (der ist zwar geklaut aber gut!)
Meine Nachbarn kennen Jim Marshall nicht, aber sie hassen ihn
Reunion
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Beitrag von Reunion »

" hat geschrieben:
Aber wenn man jetzt sieht, dass die Iraker Raketen einsetzten die sie überhaupt nicht besitzen hätten dürfen ..... :?

:? :?


Tja gestern Abend haben die Amis zugegeben, dass die Irakis keine Scud-Raketen eingesetzt haben, dies war nur Propaganda.
Wahrscheinlich wurden überhaupt keine Raketen auf Kuweit abgeschossen.
Vielleicht sollte man nicht alles glauben was CNN und anderes US-Sender verbreiten. Ich bitte Euch um eines: Bitte hinterfragt alle US oder Irak Berichte und lasst Euch nicht so wie die Amerikaner manupulieren.

Reunion
Scheiß Red Bull!!!
Urmel1974
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Beitrag von Urmel1974 »

" hat geschrieben:Vielleicht sollte man nicht alles glauben was CNN und anderes US-Sender verbreiten. Ich bitte Euch um eines: Bitte hinterfragt alle US oder Irak Berichte und lasst Euch nicht so wie die Amerikaner manupulieren.


Richtig, keine der beteiligten Seiten informiert in diesem Krieg wirklich objektiv. Propagandalügen- die in Kriegen ja auch Tradition haben (man erinnere sich auch mal an die Lüge aus 1990/91, dass Irakis in Kuwait Babys aus Brutkästen gerissen hätten...)- sind leider an der Tagesordnung. Im Gegensatz zur Videospielästhetik von 1991 haben die USA diesmal eine viel gefährlichere Taktik: Nämlich die des "eingebetteten" Journalismus... Interessant ist übrigens auch, wer so für US-Sender berichtet. Wenn z.B. ein Oliver North für einen der großen US-Sender aus der Region berichtet (kleine Nachhilfe für diejenigen, die das Weltgeschehen in den 80er Jahren nicht so aktiv verfolgt haben bzw. noch nicht verfolgen konnten: dieser Mensch war nicht gerade rangniedrig und für den so genannten Iran-Contra-Skandal maßgeblich verantwortlich).

Zur Problematik der Berichterstattung vor allem der US-Medien zwei Artikel aus der heutigen SZ:

" hat geschrieben:„Goal in Bagdad“ – mit CNN an der Front

Der US-Nachrichtenkanal berichtet im Stil der Sportreportage



„Tor in Bagdad.“ Irgendwann wird das bestimmt einer sagen. So oder ähnlich. Man wird sich dessen immer sicherer, wenn man eine Weile CNN schaut, den Nachrichtenkanal aus dem amerikanischen Atlanta, der in aller Welt zu empfangen ist und derzeit als eine Art 24-Stunden-Erlebniskanal erscheint.

Wenn man konsequent eintaucht in die hektische „Be the first to know“- Umschalt-Philosophie dieses amerikanischen Senders, dann wird man den Eindruck nicht los, Zeuge einer zweifelhaft mutierten Fußball-Bundesliga- Schlusskonferenz zu sein, deren Struktur man aus dem deutschen Radio zu kennen glaubt. Auf Sendung darf, wer Aufregung zu bieten hat, wer meldet, wo etwas passiert, wer den Krieg bis zur Unkenntlichkeit versportlicht.

„Tor in Umm Kasr?” Graubraun ist die Szene eingefärbt. Hinten ein paar Hochspannungsmasten, vorne ein Betonstreifen. Nichts passiert. Trotzdem steht das Bild mehr als zehn Minuten, und die Unterzeile verheißt: „Widerstandsnester hier im südlichen Irak.“ Von irgendwoher dröhnt Fluglärm, und eine Off-Stimme sagt, dass von irgendwoher Fluglärm dröhnt. Sie sagt nicht, was es zu bedeuten hat. Sie sagt nicht einmal, dass sie nicht weiß, was es zu bedeuten hat. Sie sagt einfach etwas, das die Zeit füllt.

Amanpour sieht verwegen aus

Auch in den nächsten Minuten passiert nichts. Dafür sagt jemand anderes, dass die Flugzeuge die eine Hälfte der Arbeit tun und die Bodentruppe dann den Rest erledigt, wobei es natürlich auch zu Kollateralschäden kommen könne.

„Christiane Amanpour, wie läuft’s bei ihnen?“ Die weltbekannte Korrespondentin mit der aufdringlichen Überbetonung in der Stimme ist irgendwo woanders im Süden des Irak und erklärt, dass sie viele Kriegsgefangene gesehen hat, diese aber nicht filmen durfte, weil das gegen internationale Konventionen verstoße. Tags zuvor war sie noch in Umm Kasr und hatte von der kompletten Einnahme der Stadt berichtet. Frau Amanpour sieht verwegen aus in ihrem weißen Trenchcoat und mit dem schwarzen Schal. Das all ihre Informationen aus „offiziellen“ Quellen stammen, blieb ebenso unerwähnt wie der Umstand, dass diese Quellen kaum eine Nachricht ausspucken würden, welche die Koalitionsarmee in schlechtes Licht stellen könnte.

„Tor in Umm Kasr?” Zurück zu den Hochspannungsmasten hinten und dem Betonstreifen vorne. Inzwischen hat sich die graubraune Szene fernsehtechnisch qualifiziert. Rauch steigt in der Ferne auf aus einem nicht identifizierbaren Gebäude. Rauch ist gut für CNN, Rauch deutet an, dass etwas passiert. Kein Rauch ohne Feuer, das der Nachrichtensender seinen Zuschauern vielleicht als erster servieren kann. Das erregt die Off-Stimme des Kommentators ein wenig. Er sagt, dass er Rauch aufsteigen sieht. Fernsehschaffende sind immer froh, wenn sich etwas bewegt.

Wenn sich nichts bewegt, schaltet man gerne zu den „embedded“ Reportern, jenen „eingebetteten“ Journalisten, die mit Genehmigung der US- Militärs mitreisen dürfen, ganz auf Augenhöhe mit den Panzerfahrern. Die publizistischen Armee-Begleiter dürfen nur einmal die Woche duschen, dafür aber müssen sie mit Telefonkameras direkt auf Sendung. Martin Savidge ist so ein Eingebetteter: Er sitzt in einem rollenden Panzerfahrzeug und filmt sich während seines betont atemlosen Kommentars im äußeren Rückspiegel des Gefährts. Das Bild ruckelt und zerlegt sich immer wieder zu einem wackelig digitalen Puzzle, während Savidge im Wesentlichen sagt, dass er gerade in einem Panzer sitzt und mit der Truppe unterwegs ist. Es deutet alles auf ein Abenteuer im Orient.

Ein bisschen erinnern diese Bilder aus der Wüste an Cockpit-Aufnahmen aus einem Formel-1-Rennen, wenn die Zuschauer den Parcours aus Sicht des Michael Schumacher sehen können und alles furchtbar spannend finden. CNN-Mann Savidge inszeniert seine Mission. Das Haar weht im Wind, und er sieht in solchen Momenten einem Popstar nicht unähnlich.

„Tor in Umm Kasr?” Die graubraune Szene hat sich weiter qualifiziert. Jetzt liegen vorne auf dem Betonstreifen zwei amerikanische Soldaten und zielen in Richtung der Hochspannungsmasten. Sie liegen dort und bewegen sich kaum, weshalb die Regie sich in den anderen Stadien umhört.

„Tor in Bagdad?“ Über der irakischen Hauptstadt stehen Rauchwolken und im Vordergrund rennen einige Menschen in Panik weg. Später werden immer wieder Aufnahmen vom Ufer des Tigris gezeigt, wo Iraker wie wild ins Schilf und ins Wasser feuern, weil sie dort einen aus seinem Flugzeug ausgestiegenen US- Piloten vermuten. Das sei wohl nur gefährlich für die Umstehenden, befindet cool der Moderator im Studio.

„Tor in Umm Kasr?” David Bowden ist auch ein Eingebetteter, ein „British Pool Reporter“, wie ihn die Unterzeile ausweist. Er sitzt mit einem Stahlhelm in einer Grube hinter einem anderen Betonstreifen, auf dem auch Soldaten liegen, die in Richtung von Strommasten zielen. Bowden sagt, dass die Soldaten das nicht für CNN und das Fernsehen tun, nein, wirklich nicht, sondern dass es sich vielmehr um eine lebensbedrohliche Situation handele. Später meldet sich Walter Rodgers, der als Eingebetteter die 7th Cavalry begleitet: Zwar ohne Bilder, doch mit einer jener „Breaking News“, die CNN so liebt. Rodgers berichtet aus dem Süd-Irak, dass die Iraker Frauen und Kinder als menschliche Schutzschilde benutzen. „Breaking News“ sind bei CNN eben eine Art Adelstitel, das Signal für „hier passiert’s.“

„Strike on Iraq“

Außerdem hält das amerikanische Invasionsfernsehen schicke 3D- Grafiken bereit, bunte Landkarten und Übersichten aus der Helikopter- Perspektive. „Strike on Iraq“, so der Titel der Non-Stop-Kriegsserie, wird zum Multimedia-Event. Da spielt es keine große Rolle, dass die irakische Regierung die CNN-Korrespondenten ausgewiesen hat. Ein vierköpfiges Team musste das Land verlassen; 1991, beim Golfkrieg, war CNN der einzige TV-Sender, der in Bagdad geblieben war, was den Ruhm des Senders begründet hat.

Diesmal hat der 1980 von Ted Turner gegründete Kanal auch so genug Material. Christina Amanpour meldet sich wieder, diesmal mit offenem Blusenkragen, und teilt mit, man werde jetzt rasch die Ölquellen sichern. „Da ist ein strenger Ölgeruch in der Luft“, sagt sie. Manchmal sagen die Journalisten von CNN auch der Einfachheit halber „wir“, wenn sie über die nächsten Maßnahmen sprechen.

Zwischendrin befragt der Moderator einen Militärexperten über den Sinn verschiedener Aktionen. „The goal is…“, leitet der mehrfach seine erklärenden Sätze ein. Goal steht im Englischen für das Ziel, aber gleichzeitig auch für das Tor im Fußball. Danach besteht kein Zweifel mehr: Irgendwann wird bei CNN jemand rufen „Goal in Bagdad“.

HANS HOFF


" hat geschrieben:Schlacht der Lügen

Krieg und Wahrheit vertragen sich im Ernstfall nicht



Fernsehen ist eine große Illusionsmaschine, die zum Beispiel glauben macht, jeder könne ein Gesangs- Superstar werden. Oder sie suggeriert einem Fußballfan, in sieben Bundesliga- Stadien gleichzeitig zu sein. Oder einen Krieg live zu erleben.

Noch nie wurden in einem Krieg so viele TV-Bilder vom Geschehen geboten wie jetzt bei den Schlachten um Basra und Bagdad. Eine Hundertschaft Journalisten darf die Panzer der Koalition der Willigen durch die südirakische Wüste begleiten; sie zeigt Sandgräben, Explosionen, Gewehrfeuer und weiße Fahnen schwenkende, schnauzbärtige Personen, die genau wie Saddams Soldaten aussehen. Auf der anderen Seite meldet sich aus Bagdad eine Gruppe verbliebener Reporter, zeigt Rauchsäulen, Feuerbälle und umher laufende Soldaten, die auf der Suche nach angeblich abgeschossenen Piloten mit ihren Gewehren in den Tigris schießen. Alles live. Als Reality-TV. So spannend präsentiert wie einer dieser Hollywood-Filme. Oder wie die vom US-Fernsehen gern gezeigten Jagden auf Verbrecher.

Im Vietnam-Krieg irrten die Journalisten noch recht unkontrolliert umher und förderten Unangenehmes zu Tage: Massaker, vom Tode bedrohte Kinder. Im Golfkrieg 1991 gab es keine Bilder, die die Mär von den angeblich chirurgisch präzisen High-Tech-Angriffen hätten widerlegen können; nur Peter Arnett meldete sich für CNN aus Bagdad, was unter den heutigen Bedingungen der globalen Fernseh- und Nachrichtenindustrie eine reale Katastrophe wäre.

Dann doch lieber eine virtuelle Pressefreiheit: Die US-Regierung entschloss sich zum Konzept der „embedded journalists“, der „eingebetteten“ Journalisten, die mit den Streitkräften reisen dürfen. Doch bei deren publizistischen Auftritten dürfen konkrete Aktionen und Standorte nicht genannt werden, Bilder von toten oder verletzten Amerikanern und Briten sind strikt zu vermeiden. 50 Regeln müssen befolgt werden. Das letzte Wort hat die US-Kommandozentrale im Golfstaat Katar, die sich zu offiziellen Aussagen und einer Pressekonferenz lange bitten ließ.

Es geht ihr um die Macht der Bilder. Da auch die Korrespondenten- Berichte aus Bagdad von den irakischen Behörden zensiert werden, läuft somit auf den Bildschirmen der Welt eine bunte Schlacht der Lügen, eine Inszenierung des Kriegs als tägliche Abenteuer-Serie, in der sich Reporter quotensteigernd mit Gasmasken zeigen oder doch mindestens mit Stahlhelm, wie der Brite David Bowden, der gleichwohl beteuert, sein Filmbericht sei nicht fürs Fernsehen geschaffen, sondern es gehe darum, eine Mission auszuführen.

Egal, ob CNN, Fox News oder Arab Television: Die Propaganda kämpft – hübsch „eingebettet“ – immer mit. Gelogen wird live. Der Medienpsychologe Jo Groebel forderte einen vorsichtigen Umgang mit den TV-Berichten: Den Zuschauern müsse klar gemacht werden, dass Journalisten von dem ihnen zur Verfügung gestellten Material abhängig seien. „Am wenigsten kann man den Fernsehbildern trauen“, aus dem Irak gebe es nur zensierte Filme, sagt der Hamburger Journalistik-Professor Siegfried Weischenberg.

US-General Holds war am Sonntag so frei, am Schluss seiner Pressekonferenz die Journalisten darauf hinzuweisen, dass sie nur glaubten, den ganzen Krieg zu sehen – aber bei diesem Statement blendete sich CNN lieber aus. (Seite3)

Hans-Jürgen Jakobs
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Beitrag von andymoe »

Wag the dog

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Beitrag von Augsburger Punker »

" hat geschrieben:
" hat geschrieben:Harald Schmidt:"Was jetzt im Irak passiert kennen viele Mieter schon. Kündigung wegen Eigenbedarf"


Der war auch ned schlecht:
"Dieser Krieg ist wie ein Boxkampf eines Schwergewichtweltmeisters und einem 7-jährigem, behinderten Kind".


Nur langsam kommts mir so vor, als hätte der Champion das Kind gewaltig unterschätzt - obwohl man ihn vorher zur Genüge auf die Kampfkraft des Winzlings hingewisen hat.
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Tom
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Beitrag von Tom »

" hat geschrieben:
" hat geschrieben:
" hat geschrieben:Harald Schmidt:"Was jetzt im Irak passiert kennen viele Mieter schon. Kündigung wegen Eigenbedarf"


Der war auch ned schlecht:
"Dieser Krieg ist wie ein Boxkampf eines Schwergewichtweltmeisters und einem 7-jährigem, behinderten Kind".


Nur langsam kommts mir so vor, als hätte der Champion das Kind gewaltig unterschätzt - obwohl man ihn vorher zur Genüge auf die Kampfkraft des Winzlings hingewisen hat.


David gegen Goliath :wink:
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Manne
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Beitrag von Manne »

Naja das würde ich eher auf die Mondlandung beziehen, habe ich zwar net gesehen, aber trotzdem....

" hat geschrieben:Wag the dog

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Beitrag von Urmel1974 »

Wie "sicher" die bisherigen "Beweise" für Massenvernichtungswaffen des Iraks waren und sind sowie, wie sehr dies eigentlich eher eine Art Argumentationskulisse war, kommt zum Glück mittlerweile auch in den Äußerungen führender US-Repräsentanten durch:

" hat geschrieben:Auf den fehlenden Beweis für Chemiewaffen angesprochen, antwortete US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in einem CNN-Interview am Sonntagabend ziemlich unwirsch: „Dies ist ein Krieg. Wir werden erst den Krieg gewinnen und dann nach Massenvernichtungswaffen suchen.“


Das hat für mich etwas von Freud...
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