" hat geschrieben:"BÖSE ÜBERRASCHUNG"
Zé Roberto droht Bayern mit Vertragsauflösung
Zé Roberto ist von der Kritik seines Arbeitgebers Bayern Münchens schwer enttäuscht. Der brasilianische Fußballprofi erwägt sogar seinen vorzeitigen Abschied vom deutschen Rekordmeister. Auch Mehmet Scholl beschäftigt sich mit einem Vereinswechsel.
München - Wenn Manager Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nicht zufrieden seien, "müssen wir klären, was für den Verein und für mich besser ist. Mein Vertrag gilt zwar bis 2005. Aber ich will nicht bleiben, wenn Bayern mit mir unzufrieden ist", sagte Zé Roberto im "kicker".
Die Kritik von Hoeneß sei für ihn eine Überraschung gewesen, "eine böse Überraschung", erklärte Zé Roberto. "Diese Kritik war ein bisschen hart. Ich verstehe diese Kritik nicht. Es gab kein Gespräch. Ich war zufrieden, schließlich war es mein erstes Jahr beim FC Bayern."
Für die neue Saison versprach der ehemalige Leverkusener, der im vergangenen Sommer für 9,5 Millionen Euro von Bayer zu Bayern gewechselt war, eine Leistungssteigerung - zumal er sich im ersten Jahr in München nur bei 70 Prozent sah. "Ich will in der kommenden Saison mehr machen und mehr Tore schießen. Ich brauche Zeit. Und meine Zeit kommt hier noch. Diese Kritik macht mich nur stärker. Ich werde mich noch mehr auf meine Arbeit konzentrieren", kündigte der 29-Jährige an.
Hoeneß hatte zuletzt von einer "schlechten Saison" von Zé Roberto gesprochen, "im Verhältnis zu seinem Können und dem Geld, das er kostete. Man sage mir fünf gute Spiele von ihm. Es war nicht genug, diesen Hinweis hat Zé erhalten". Auch Rummenigge hatte den Brasilianer kritisiert und eine deutliche Steigerung gefordert.
Scholl will Karriere nach 2004 fortsetzen
Unterdessen hat sich Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl von Gedanken an ein mögliches Karriereende im Sommer 2004 verabschiedet. "Es wird mit Sicherheit nicht meine letzte Saison sein", kündigte der 32 Jahre alte Offensivspieler des FC Bayern München am Donnerstag im Trainingslager des deutschen Fußball-Meisters in Leipzig an. Scholls Vertrag beim Rekordmeister läuft am 30. Juni 2004 aus. "Ich weiß, dass mich die Bayern-Bosse und der Trainer ganz genau beobachten", schildert Scholl seine Situation.
Falls der FC Bayern seinen am 30. Juni 2004 auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern sollte, käme nur ein Wechsel ins Ausland in Frage: "Ich werde bei keinem anderen Bundesligaverein spielen", schloss Scholl einen Wechsel innerhalb Deutschlands aus. Nach eigenen Angaben liegen ihm Anfragen von Vereinen vor: "Es gibt Interessenten in Europa." Wie Stefan Effenberg oder Mario Basler aus finanziellen Gründen nach Katar zu wechseln, schloss Scholl definitiv aus.
Ausschlaggebend für die Entscheidung zur Fortsetzung der Karriere über 2004 hinaus waren für Scholl die "ersten zehn Spiele" nach der Winterpause der vergangenen Saison. "Da habe ich gemerkt, dass ich auf dem Platz nicht nur mithalten, sondern dominieren kann", sagte der dienstälteste Bayern-Profi.
" hat geschrieben:Interview der Woche: Zé Roberto (29) - 10.07.2003 11:00
"Wir müssen reden"
kicker: Zé Roberto, herzlichen Glückwunsch. Ihre Frau Luciana brachte soeben das zweite Kind zur Welt. Waren Sie auch im Kreißsaal?
Zé Roberto: Selbstverständlich. Das Baby ist ein Geschenk Gottes.
kicker: Auf Sohn Endrik folgte nun das Mädchen Miriam. Wie sieht die weitere Familienplanung aus?
Zé Roberto: Jetzt ist Schluss. Eventuell adoptieren wir später noch ein oder zwei Kinder, weil es in Brasilien so viele arme Kinder gibt.
kicker: Sie mussten sich während der Sommerpause einer Mandeloperation unterziehen. Hatten Sie überhaupt Zeit, sich zu erholen?
Zé Roberto: Die Operation war nicht so schlimm. Ich hatte lediglich einen dreitägigen Krankenhausaufenthalt. Am Strand zum Baden war ich aber nicht, in Brasilien ist derzeit Winter mit 20 Grad Tagestemperatur. Wir blieben in Sao Paulo.
kicker: Haben Sie im fernen Südamerika die klaren Worte beschäftigt, mit denen Sie Manager Uli Hoeneß in die Ferien entließ: Dass Sie in der kommenden Saison eine Schippe drauflegen müssten?
Zé Roberto: Mit mir hat niemand vom Verein gesprochen. Aber ich habe diese Kritik gelesen.
kicker: Können Sie die Äußerungen nachvollziehen?
Zé Roberto: Diese Kritik von Manager Uli Hoeneß war für mich schon eine Überraschung, eine böse Überraschung.
kicker: Inwiefern? Waren Sie mit sich zufrieden?
Zé Roberto: Ja, ich war zufrieden; schließlich war es mein erstes Jahr beim FC Bayern. Ich habe davon geträumt, Meister zu werden; es hat gleich geklappt. Ich habe eine normale, aber keine sehr gute Saison gemacht.
kicker: Wieso nicht?
Zé Roberto: Ich habe zu wenige Tore geschossen.
kicker: Wie wollen Sie dieses Manko beheben?
Zé Roberto: Ich bin einer, der vorbereitet und flankt oder quer passt. Und da sieht meine Münchner Quote nicht so schlecht aus.
kicker: Bestimmt nicht. Es sind immerhin elf Assists verbucht in der Bundesliga, einzig Mahdavikia vom Hamburger SV schaffte mehr, 14. Aber Sie haben nur einen einzigen Treffer geschossen. Können Sie sich noch umstellen? Und wie?
Zé Roberto: Ich muss mich mental vestärkt darauf einstellen. Ich muss mehr in den Strafraum gehen und mich auf den Abschluss konzentrieren. Ich will in der anstehenden Saison besser spielen.
kicker: Wie viele Prozent Zé Roberto haben wir vorige Saison gesehen?
Zé Roberto: 70 Prozent
kicker: Rummenigge sagt, Sie seien "grundsätzlich steigerungsfähig", als Maßstab führt er Ihre Weltklasseleistung in Bochum an. Ist dieser Anspruch zu hoch?
Zé Roberto: So wie ich damals in Bochum kann kein Mensch immer spielen. Dort habe ich tatsächlich mein bestes Spiel gemacht. Das Problem ist, dass ich bei Bayern nicht diese Leistungen gebracht habe wie im Jahr zuvor bei Bayer.
kicker: Hoeneß sagt, Ihre Saison sei schlecht gewesen, man möge ihm fünf gute Spiele von Ihnen nennen. Wie reagieren Sie darauf?
Zé Roberto: Diese Kritik ist ein bisschen hart. Ich weiß nicht, weshalb sie kommt. Es gab kein Gespräch. Ich verstehe diese Kritik nicht. Aber das ist seine Meinung, wir Spieler müssen sie akzeptieren. Offenbar dachten alle, es würde für mich so weitergehen wie in Leverkusen.
kicker: Dort haben Sie 2001/02 in 30 Einsätzen vier Treffer erzielt und zu 16 weiteren die Vorlage gegeben.
Zé Roberto: In jener Saison hatte ich meine absolute Topform.
kicker: Warum ging es bei Bayern nicht so weiter? Mussten Sie sich einer neuen Spielweise anpassen?
Zé Roberto: Nein, ich habe bei Bayern die gleiche Position wie in Leverkusen. Aber ich brauche Zeit. Und meine Zeit hier kommt. Diese Kritik macht mich nur stärker. Ich werde mich noch mehr auf meine Arbeit konzentrieren. Bei Elber war es genauso: Rummenigge hat ihn vorige Saison kritisiert, und Elber wurde Torschützenkönig. Ich will in der kommenden Saison mehr machen und mehr Tore schießen.
kicker: Wie viele?
Zé Roberto: Mehr als fünf. In den Spielen und im Training zusammengerechnet.
kicker: Ein guter Witz.
Zé Roberto: Aber wenn der Klub mit mir nicht zufrieden ist, müssen wir reden, was wir tun werden.
kicker: Wie meinen Sie das?
Zé Roberto: Wenn Hoeneß und Rummenigge nicht zufrieden sind mit mir, müssen wir klären, was für den Verein und für mich besser ist. Mein Vertrag gilt zwar bis 2005; aber ich will nicht bleiben, wenn Bayern mit mir unzufrieden ist. Der Trainer sagt, ich hätte eine gute Saison gespielt, Rummenigge und Hoeneß nicht. So schlecht aber kann ich nicht gewesen sein, sonst wäre ich nicht wieder Nationalspieler geworden; gerade beim Weltmeister Brasilien ist das besonders schwierig.
Interview: Karlheinz Wild
[/quote]