München - In Krefeld ist man von vorweihnachtlicher Stimmung derzeit weit entfernt. Stattdessen brennt beim Deutschen Meister schon zwei Wochen vor Heiligabend der Baum.
"Ich habe noch nie erlebt, dass ein Trainer so gute Spieler so verunsichern kann. Das sieht fast so aus, als wolle er seinen Rauswurf provozieren", polterte Klubchef Wilfrid Fabel nach der 2:4-Heimpleite gegen den Playoff-Mitkonkurrenten ERC Ingolstadt gegen Meistercoach Butch Goring, der nach einer Sitzung der Klubführung am Dienstagabend nach dem Spiel vor der Entmachtung steht.
"Hinter der Bande muss etwas passieren"
"Wir sind uns einig, dass hinter der Bande etwas passieren muss", sagte Geschäftsführer Wolfgang Schäfer, "Goring machte einen hilflosen und ratlosen Eindruck. Dabei hat die Mannschaft das Potenzial, die Playoffs zu schaffen."
Schäfer saß mit Fabel und zwei Gesellschaftern der GmbH zusammen, eine Entscheidung soll aber erst nach Rücksprache mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Schulz getroffen werden. Dieser hält sich derzeit aber in Brasilien auf und wird am Wochenende zurückerwartet.
Pinguine werden zum Hühnerhaufen
Goring wird somit zunächst am Donnerstag das Training der Pinguine leiten. Eine denkbare Lösung ist, dass Goring wieder ausschließlich als Sportdirektor fungiert und Co-Trainer Garry Clark das Kommando an der Bande übernimmt. Allerdings kommt laut Schäfer wohl auch eine externe Variante in Betracht.
Die Zeit jedenfalls drängt. Nach 28 Spielen liegen die Krefelder als Tabellenelfter mit 35 Zählern bereits acht Punkte hinter dem achten und letzten Playoff-Rang (DEG Metro Stars/43) zurück und haben zudem schon zwei Begegnungen mehr als der rheinische Rivale ausgetragen.
Doch viel schwerer wiegt, dass die Pinguine mit Beginn der kalten Jahreszeit auf dem Eis immer mehr zu einem Hühnerhaufen werden. 232 Tage nach der zweiten Meisterschaft der Klubgeschichte mangelt es dem Team an Selbstbewusstsein, auch eine Taktik ist nicht erkennbar.
Goring in Gedanken in den USA
Beharrlich aber klammerte sich der 53-jährige Kanadier Butch Goring, der am 21. November 2002 als Nachfolger von Chris Valentine den Posten an der Bande übernommen hatte und in Personalunion Sportdirektor ist, nach der Pleite gegen Ingolstadt an Durchhalteparolen fest: "Letztes Jahr haben wir alles richtig gemacht, in diesem Jahr machen wir alles falsch. Es tut mir für die Spieler Leid, aber wir werden auch wieder gewinnen."
In Gedanken ist Goring aber offenbar immer häufiger in den USA, nachdem seine Lebensgefährtin Paula beim Privatsender "Madison Square Garden" eine Anstellung als Fernsehjournalistin erhalten hatte und deshalb nicht wie geplant zum Saisonbeginn nach Krefeld übersiedelte.
Goring, der 16 Jahre in der NHL spielte und dabei mit den New York Islanders viermal in Folge den Stanley Cup gewann, hat noch einen Vertrag bis 2005 plus Option für zwei weitere Spielzeiten, falls sich das Team 2005 und 2006 für die Playoffs qualifiziert.
Minusrekord bei den Zuschauern
Den Glauben daran hat allerdings ein Großteil der Fangemeinde verloren. Nur noch 2302 unermüdliche Fans pilgerten in die Rheinlandhalle, die beim Saison-Minusrekord damit nur noch zu einem Drittel gefüllt war. Bitter für den Klub, der mit 3600 Zuschauern pro Partie kalkuliert und das Geld auch dringend nötig hat.
Mit den Verpflichtungen des bei Adler Mannheim geschassten Nationalstürmers Stefan Ustorf und des Russen Alexander Seliwanow wurde ein letzter finanzieller Kraftakt unternommen, doch jetzt ist endgültig Schluss. "Wir haben unser letztes Hemd gegeben", sagt Rechtsanwalt Wilfrid Fabel. Mit den beiden jüngsten Zugängen für die laufende Saison wurden insgesamt 15 neue Spieler geholt.
Eine homogene Mannschaft sind die Pinguine allerdings nicht, und gerade das war beim Titelgewinn die große Stärke. Nach dem Fehlstart in die Saison folgte zwar ein kurzes Zwischenhoch nach der Deutschland-Cup-Pause mit fünf Siegen in Folge, aber dann ging es wieder bergab. Aus den vergangenen vier Spielen holte die Mannschaft gerade zwei Pünktchen.
Quelle: sport1.de
Goring in der Schusslinie
Goring in der Schusslinie
Scheiß Red Bull!!!