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29.06.04
Das Gericht wird zum Kreißsaal
Insolvenzplan plan angenommen: SCR spielt in Oberliga Süd
Quelle: GAP-Tagblatt von Peter Reinbold
Garmisch-Partenkirchen- Als Ralph Bader am 24. Mai den Sitzungssaal 14 des Amtsgerichts Weilheim verließ, war er mit Schlips und Kragen korrekt gekleidet, machte aber ein Gesicht, als komme er gerade von seiner Beerdigung. Wenige Minuten zuvor hatte die Bundesagentur für Arbeit (BA) den Insolvenzplan zur Rettung der zahlungsunfähigen SC Riessersee Eishockey-Vermarktungs GmbH abgelehnt und damit das Profi-Eishockey zum Sterben verurteilt. Gestern trug Bader ein Polohemd, strahlte bis über beide Ohren und sah aus "als sei er noch vor" wenigen Minuten im Kreißsaal gestanden und habe die Geburt seines Babys miterlebt. Mit dem ist dieses Ereignis vergleichbar, weil es ein freudiges ist. Immerhin hat Bader mehr als sechs Monate gearbeitet, dass ProfiEishockey in Garmisch-Partenkirchen eine Zukunft bekommt. Nachdem die Gläubiger, darunter auch die BA, im zweiten Anlauf den Insolvenzplan genehmigten, kann die Vermarktungs-GmbH aus Ruinen auferstehen und in der kommenden Saison in der Oberliga Süd antreten.
"Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagt Bader. Die BundesagenturfürArbeithabe wohlwollend zu Kenntnis genommen, dass ein Aufsichtsrat als Kontrollorgan installiert werden solle, meint Bader. "Das hat den Ausschlag gegeben", erklärt Ferdinand Pilzweger, Chef der zuständigen Arbeitsagentur Weilheim. Eine Rolle habe auch die bessere Quote gespielt. Insolvenzverwalter Dr. Martin Prager erhöhte die Summe um 10 000 Euro - die Hälfte stellte der SCR-Verein zur Verfügung - auf ungefähr 100 000 Euro. "Wir erhalten jetzt etwas mehr als zwei Prozent unserer Forderungen, die sich auf rund 372000 Euro belaufen. "Dem sanften Druck, der über die Politik auf ihn ausgeübt wurde, will Pilzweger (" Sogar Dr. Stoiber hat mir geschrieben") nicht nachgegeben haben. "Davon habe ich mich in meiner Entscheidung nicht beeinflussen lassen."
Dass es eine gute war, daran lässt Helmut Bauer keinen Zweifel. Der Geschäftsführer der Eishockey-Spielbetriebsgesellschaft und der ESBG-Aufsichtsrat unterstützten Bader - dessen Etatplan die Wirtschaftlichkeitsprüfung ohne Beanstandung passierte - nach Kräften. Der SCR erhielt die Lizenz nur mit ganz geringen Auflagen, die Fristen wurden verlängert, "weil wir den anderen Vereinen eine vernünftige Spielklasse anbieten müssen", so Bauer. Wir haben einfach im Sinne der Liga gehandelt. " Für Bauer hat sich das Thema SC Riessersee zwar erledigt, allerdings hat sich die Zahl der Sorgenkinder damit nur um eines verringert. Andere gilt's zu hegen und pflegen, ehe er einen Terminplan "nicht vor dem 16. Juli" - erstellen kann.
Um Personaldinge kümmern muss sich hingegen Bader - zunächst um seine eigenen. Der Journalist ist bislang ohne offizielle Funktion. Er strebt den Posten des Geschäftsführers an. Die neuen Gesellschafter, die Garmisch-Partenkirchens Bürgermeister Thomas Schmid, der bei der Abwicklung der Insolvenz keine geringe Rolle spielte, heute während einer Pressekonferenz vorstellen willkommen zwar seine Wünsche und Vorstellungen, haben den Vertrag aber noch nicht unterschrieben. Bei den neuen Anteilseignern soll es sich um einen italienischen Gastronomen aus GarmischPartenkirchen, einen Geschäftsmann aus Nürnberg und die Kölner Haie GmbH, Eigner des DEL-Klubs Kölner Haie, handeln. "Seriöse Leute", findet Helmut Bauer, der ausschließt, dass mit ihnen der SCR in zwei Jahren in die nächste Insolvenz stolpert. "Das können sich die Kölner nicht leisten."
Mit etlichen Spielern einig scheint sich Bader schon zu sein, dessen Haushaltsplan sich auf 650000 Euro beläuft. Fix dürften Hubert Buchwieser (EV Landshut), Michael Raubal (EC Peiting) und Anton Saal (SCR-Jugend) sein, Christian Mayr (ETC Crimmitschau) hat sich noch Bedenkzeit erbeten. Die ausländischen Profis soll Murray Heatley besorgen, der dem SC Riessersee schon Dan Bjornlie, Aaron Fox und T.J. Guidarelli vermittelte. Jetzt muss alles schnell gehen", sagt Bader. Noch einmal fünf Monate darf es nicht dauern.