" hat geschrieben:
Leider sieht die Realität besonders im Vorschulbereich, der Grundschule und in der außerschulischen Jugendbildung ganz anders aus. Besonders in den Unterschichten sind die interkulturellen Bemühungen beider Seiten katastrophal.
Eindeutig sichtbar wurden beidseitige Einstellungen erst vor kurzem bei dem Thema des etwaigen neuen Kulturzentrums im Hochfeld.
Arno. Ich kenne andere Realitäten. Für mich/uns ist/war es gang und gäbe, das der Sohn meiner Frau seine türkischen Freunde mit nach Hause bringt, meine Tochter wähnt in ihrem Freundeskreis sehr viele Türken, wie ich selber auch solche Kontakte schon seit über 20 Jahren aus der Schulzeit pflege.
Es liegt auch an jedem selbst, was man daraus macht, wie man damit umgeht. Jeder einzelne ist da gefragt. Sich da an Stimmungen wegen des Kulturzentrums zu orientieren ist in meinen Augen falsch. Da sind genau diese Hardliner an vorderster Front, denen es sonst zu langweilig ist.
Ausserdem ist es einfach so, das man trotz befreundeter Menschen unterschiedlicher Auffassung bei gewissen Dingen sein kann. Nur wenns um deutsch-türkisch geht, wird das gleich viel sensibler gesehen und gleich auf die ganze Kultur umgelegt. Wenn ich mit dir über Eklund und Lindman unterschiedlicher Meinung bin, ist das völlig normal. Mache ich das gleiche mit einem Türken, kommt sofort wieder der Nationentrott ins SPiel( und zwar nicht von den Türken!!!).
Unterschiedliche Auffassungen gibt es immer und überall. Nicht nur bei einem Kulturzentrum. Auch bei einem Flughafenausbau, beim Bau einer Umgehungsstraße etc. Auch wir müssen da mal lernen, das die Türken durchaus kritikfähig sind. Solange man alles, was deutsch-türkische Beziehungen betrifft, wie mit Samthandschuhen anfaßt. Da fühlt sich auch kaum ein Türke wohl, glaub mir.Sie wollen als mündige Bürger wahrgenommen werden ja. Sie mögen sich aber in erster Linie fair auseinandersetzen, auch wenns mal heftiger wird.Und sowas muß man einfach mal lernen von unserer Seite gelassener zu sehen. Das es eben auch Meinungsunterschiede geben kann, ohne die jeweilige andere Kultur insgesamt zu verteufeln. Sehen meine türkischen Freunde im übrigen ebenso. Sie schätzen es, wenn man offen dies und jenes in Frage stellt, wie sie es auch mit unseren Gegebenheiten tun. Insofern fühlen sich viele Menschen hier sehr wohl und integriert. Und das ist eben das wichtigste. Manches muß ich sagen, sehen die Türken sogar enger, als wir damit umgehen. oft genug habe sogar ich selbst von Ihnen schon gehört, das sie das eine oder andere, was sie eigentlich positiv betrifft, als Türken in der Türkei nicht einfach so hinnehmen würden.
Das wichtigste aber, ich erlebe eben regelmäßig diesen Informations-und Gedankenaustausch mit der anderen Kultur. und das ist für mich Integration. Integration heißt nicht, das ich auch alles annehmen und akzeptieren muß.
Für mich in meinem Leben und hier in Augsburg ist ein dringliches Problem dieser Richtung nicht erkenntlich. Das es im Detail Defizite gibt, ist in meinen Augen durchaus normal. Nur will ich nix hochstilisieren, was in meinen Augen bei uns in AUgsburg bereits auf hohem Niveau schon ganz positiv funktioniert.Ich sehe bei uns keine Ghettobildungen. Die Türken bewegen sich frei von A nach B ohne Angst haben zu müssen. Ja, sowas ist in weiten Teilen Deutschlands noch immer nicht selbstverständlich.Und unter diesem Aspekt halte ich das Thema Kulturzentrum in AUgsburg sogar für ein Luxusproblem, wenn ich sehe, wie andernorts erfolgte Integration noch wirklich in den Kinderschuhen steckt.
