djrene hat geschrieben:
Na na na. Jetzt sind wir an einem Punkt wo aus Spaß Ernst wird. Man sollte nicht Guido Knopp als Maßstab nehmen wenn es um Wissenschaft geht. Und leider ist genau das inzwischen der Fall. Keine Ahnung ob Du den ansprechen wolltest, aber leider ist historisches Wissen in Deutschland "knopperisiert". Und daß dessen "Fakten" oft großer Mist sind, weiß jeder der sich mit entsprechenden Themen und Thesen mal genauer beschäftigt hat. Ich will nicht alles schlecht reden, aber gerade Themen die populistisch interessant sind, werden teils mit einer Sichtweise betrachtet, die alles andere als fundiert und belegbar ist. Mehr zu diesem Thema gerne in einem neuen Thread, wenn den jemand möchte (wobei ich befürchte, mir dann wieder Knopp-DVDs zumuten zu müssen :icon_twisted: ).
Keine Angst, ich beziehe mich da nicht nur auf Knopp. Wobei ich ihn in diesem Fall auch nicht gesondert anprangern will. Der produziert halt historisches Verständnis für die Masse und da muss man sich halt drauf einlassen, dass man das so einfach wie möglich, spannend und interessant verpackt. Da wird es halt dann unbequem wenn man zu jedem Satz noch dazupacken müsste, dass man eigentlich nur schätzt, vermutet und glaubt weil man es eben nicht wissen kann.
In diesem Zusammenhang muss ich ihn sogar loben, hat er doch zumindest erwähnt, dass es durchaus verschiedene Motive gab, für Sparta ein Heer in dieser Größe zu entsenden. Schaut man sich da seine Kollegen aus England an, st das schon anders. Da wird einfach weil man grade lustig ist, behauptet, das wären 5 Millionen Perser gewesen, muss ja so sein weil Herodot hats ja geschrieben usw. Und auch einem durchschnittlichem Geschichtslehrer ist es nicht arg anzukreiden, dass er so manchen Stoff ein wenig vereinfacht ob der kleinen Anzahl von Unterrichtsstunden, der Masse des Stoffs und des allgemeinen Desinteresses der meist gelangweilten Schülerschaft. Es ist halt dann nur nervig wenn jemand sein Schulbuch aus der 7. Klasse aufschlägt und dort 2 Sätze nachschlägt zu einem Thema und dann denkt er hätte dort die absolute Wahrheit gefunden.
PS: Anschauen kannst du dir den Film ja doch irgendwann (musst ja nicht extra Geld im Kino dafür raushauen), und falls du ihn dann anschaust solltest du ihn als das sehen was er ist: Eine bildgewaltige, optisch sehr gut gemachte Verfilmung eines historisch inspirierten Comics. Die gezeigte Gewalt ist durchaus nicht übertrieben, denke ich, verglichen mit dem, was sich bei so einer Schlacht abgespielt haben muss (mal abgesehen von dem Nashorn :P da bin ich mir nicht sicher), wenn auch besser choreografiert und dramatisch verpackt. Die Überidealisierung der Spartaner ist meiner Meinung nach ebenfalls der Dramatik geschuldet, so wie das in sehr vielen Kriegsfilmen der Fall ist, da man seinen Helden, der durch die Geschichte führt ja positiv darstellen muss. Die Darstellung der Perser würde ich als surreal bezeichnen, aber gerade in dieser Übertreibung findet man meiner Meinung nach die Distanz zu den realen Begebenheiten und Personen. So überzeichnet wie die Darstellung ist, kann eben niemand wirklich denken, dass dieser Film eine Art Tatsachenbericht ist.
Und last but not least: Das Gerede von Recht und Freiheit. Ich kann gut verstehen wenn jemand dabei leicht an die stetig wiederholten Parolen der Amerikaner erinnert wird und folglich doch langsam aber sicher entnervt ist. Allerdings muss man sich im klaren darüber sein, dass Freiheit ein relativer Begriff ist. Und sollten der Film wirklich (wie oft kritisiert) eine Art Durchhalteparole für die geplagten Soldaten im Irak und deren Familien sein, dann kann man eigentlich nur drüber lachen, denn wenn die Amerikaner sich schon selbst mit sowas vergleichen, dann würden sie sich ja selbst verhöhnen. Ich kann dir also nur dazu raten den Film in Ruhe zu genießen, mit einem Bierchen und ein wenig Naschwerk und am besten ohne den Großteil deines Gehirns. Das kann in der Zwischenzeit einfach mal abschalten, den Speicher putzen, deinen Steuerausgleich machen oder einfach auf stand-by gehen während der Rest einfach einen tollen Film genießt, denn bei anderen Hollywood-Filmen hinterfragen wir ja auch nicht warum ein Auto explodiert, nur weil einer ein Loch in den Reifen schießt.
Leider sind dazu sehr viele Filmkritiker nicht in der Lage. Die gingen wohl in den Film und haben erwartet eine kleine Geschichtsdokumentation zu sehen und sind dann halt entsetzt. Das macht es aber auch viel leichter einen Verriss in seiner Kolumne zu schreiben. Denn wozu muss ich etwas verstehen, wenn ich es verreissen kann? Das ganze wird einfach mit der üblichen Prise Arroganz (das ist mir sowieso alles zu barbarisch, zu einfach und zu wenig hochgeistig) und Antiamerikanismus gewürzt und natürlich mit einem Nazi-Vergleich (wie er ja in jedem pseudo-hochgeistigen Artikel mit erhobenem Zeigefinger nie fehlen darf!!!) vermengt. Und fertig ist der 1A-Verriss - das bringt bestimmt Quote.