Amoklauf in Realschule in Winnenden

Alles, was nichts mit Eishockey zu tun hat!
Golden Brett
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Beitrag von Golden Brett »

HellCat hat geschrieben:Nur ein kranker Mensch ist nicht mehr in der Lage, die virtuelle Welt von der realen zu trennen. Das ist noch lange kein Grund, derartige Spiele zu verbieten. "Killerspiele" (eine Wortschöpfung der Politiker, die sich noch nie wirklich mit der Thematik Computerspiele auseinander gesetzt hat) verursachen - gemäß vieler Studien, die man jederzeit im Internet nachlesen kann - kein aggresives Verhalten.

Aber es ist sinnvoll, die Schuld auf Computerspiele zu schieben und das Versagen der Eltern, Gesellschaft, Medien, Schulen etc. zu ignorieren.


Kann man Videospiele nicht einfach mal komplett aus der Diskussion rausnehmen? Ich verstehe den Sachzusammenhang einfach nicht. Vielleicht spielen Amokläufer Videospiele auch einfach nur so, wie zigtausend andere Jugendliche auch? Vielleicht tragen Videospiele auch dazu bei, dass Amokläufe verzögert oder gar verhindert werden? Vielleicht haben sie auch gar keinen Effekt? Ich weiß es nicht, die Wissenschaft weiß es nicht. Trotzdem tauchen sie in den Diskussionen immer wieder auf. Nicht nur auf der Seite, die sie gerne verbieten möchte, sondern auch auf "der anderen". Die ständige Beteuerung, dass Videospiele nur bei bestimmten Menschen eine negative Wirkung zeigen, ist schon der zweite Schritt, nachdem im ersten quasi automatisch angenommen wurde, dass sie diese Wirkung generell haben können und dass sie überhaupt etwas mit dem Amoklauf zu tun haben. Warum?
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Von Krolock
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Beitrag von Von Krolock »

Golden Brett hat geschrieben:Warum?


Ich glaube, dass man einfach nach Erklärungen für das eigentlich Unerklärliche sucht und es in diesem Punkt zumindest in einigen Fällen zu Übereinstimmungen kommt. Okay, man könnte jetzt argumentieren, dass festgestellt wurde, alle Beteiligten wären unmittelbar vor Tatausführung auf dem Klo gewesen und daher sind Toilettengänge für Amokläufe mit verantwortlich, aber das wäre dann doch zu einfach.

Tatsache ist aber, dass für gefährdete Personen alle äußeren Einflüsse geeignet sind, die Bombe zu zünden. Und da ist der Egoshooter deshalb problematischer, weil man in die Rolle schlüpft.

Aber der Spieleliebhaber versucht das Argument mit den Spielen zu entkräften und der Waffenliebhaber sieht hier keinen Handlungsbedarf. Und so hat jeder nur seine ganz persönliche Sichtweise.
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Manne
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Beitrag von Manne »

fgtim hat geschrieben:Merkel mahnte heute übrigens zu mehr Wachsamkeit..ich lach mich tot.


Und warum lachst dich tot ??
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Horst Schimanski
punisher

Beitrag von punisher »

LANGWEILIG!!!

Da ist man 4 Tage weg und hört immer noch nichts von einer Verschärfung des WaffG.

Komisch dass bei mir, als Schützenvereinsmitglied und "Killerspielespieler" immer noch nich Schäuble mit dem bösen Finger vor der Tür stand...

Hm....da ist was im Busch...
Golden Brett
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Beitrag von Golden Brett »

Von Krolock hat geschrieben:Tatsache ist aber, dass für gefährdete Personen alle äußeren Einflüsse geeignet sind, die Bombe zu zünden. Und da ist der Egoshooter deshalb problematischer, weil man in die Rolle schlüpft.


Das ist halt eine Sache, die so einfach nicht belegt ist, aber als gegeben oder "nicht von der Hand zu weisen" hingenommen wird. Und das - und sämtliche andere monokausale Erklärungsversuche - geht mir auf den Sack - nicht, oder zumindest nicht nur, als jemand, der gerne spielt, sondern in erster Linie als jemand, dem an der Uni wissenschaftliches Denken eingebläut wurde und dem zig Mal die Geschichte mit den Störchen und den Kindern vorgekaut wurde.

Was mich grundsätzlich einfach stört, ist die Tatsache, dass man bei einem Amokläufer mittlerweile als Allererstes nachzuschauen scheint, was er auf der Festplatte hat, weil das ein in den letzten Jahren gelerntes Muster ist. Genauso wird sofort angenommen, dass es zuhause in der Familie und im sozialen Umfeld nicht gepasst hat. Tage später ließt oder hört man dann, dass der Kerl begeisterter Tischtennisspieler war und dass er wohl ein gutes Verhältnis zu seinem Vater gehabt hat. Das sollte halt einfach zu denken geben.

Aber der Spieleliebhaber versucht das Argument mit den Spielen zu entkräften und der Waffenliebhaber sieht hier keinen Handlungsbedarf. Und so hat jeder nur seine ganz persönliche Sichtweise.


Wobei man allerdings objektiv festhalten kann, dass es zahlreiche Amokläufer gab, die in ihrem Leben kein einziges Videospiel gespielt haben. Einen Amokläufer zu finden, der keine Waffe benutzt hat, dürfte hingegen schwieriger werden.
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Von Krolock
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Beitrag von Von Krolock »

Golden Brett hat geschrieben:Wobei man allerdings objektiv festhalten kann, dass es zahlreiche Amokläufer gab, die in ihrem Leben kein einziges Videospiel gespielt haben. Einen Amokläufer zu finden, der keine Waffe benutzt hat, dürfte hingegen schwieriger werden.


Ich bestreite das nicht, zumal der Amoklauf an sich älter ist als der Computer. Aber es gibt diese kriminalpsychologischen Gutachten über Verhaltensmuster und da findet dieser eine Punkt unter vielen Berücksichtigung. Und bei den letzten Amokläufen gab es hier einfach auffallend häufig Parallelen. Daraus eine Kausalität zu machen, ist wohl eher eine Sache der Yellow Press, wobei die Politik ja ungewöhnlich schnell darauf einsteigt.

Was mich grundsätzlich einfach stört, ist die Tatsache, dass man bei einem Amokläufer mittlerweile als Allererstes nachzuschauen scheint, was er auf der Festplatte hat, weil das ein in den letzten Jahren gelerntes Muster ist.


Es wird immer gemacht, schon deshalb, um a) eine lückenlose Aufklärungskette liefern zu können und b) um vielleicht doch die Bestätigung zu finden, dass jemand in dieses Schema passt. Wenn er da nicht passt, fällt halt dieser eine Punkt weg. Aber diese Kette "männlich - introvertiert - schlechte Leistungen - uswusf. wird ja genauso anhand bestehender Schemata abgearbeitet, nur echauffiert sich da niemand.

Ich finde den Aufschrei ein mögliches Verbot der Spiele betreffend, völlig übertieben, andererseits sollte man diesen Punkt aber auch nicht unberücksichtigt lassen
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Höps
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Beitrag von Höps »

Ghandi hat geschrieben:Mein persönlicher Extrempunkt: Der Herr Jauch hatte bereits Tags darauf Mitschüler und Bekannte im Studio. Wie pervers ist DAS denn bitteschön? Soviel zum Thema Pietät.


Tja, sowas bringt Quote - und nur das zählt doch, leider :o .
Das Verhängnis unserer Kultur ist, dass sie sich materiell viel stärker entwickelt hat als geistig.
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punisher

Beitrag von punisher »

Golden Brett hat geschrieben:Wobei man allerdings objektiv festhalten kann, dass es zahlreiche Amokläufer gab, die in ihrem Leben kein einziges Videospiel gespielt haben. Einen Amokläufer zu finden, der keine Waffe benutzt hat, dürfte hingegen schwieriger werden.


Da muß man dann aber auch festhalten, dass eine Waffe nicht gleich eine Schußwaffe sein muß, und früher, als das deutsche WaffG liberaler war, WENIGER solche Zwischenfälle stattgefunden haben.

Deutschland ist jetzt das Land mit den zweitmeisten Amokläufen, nach den Staaten, aber mit einem der schärfsten WaffG weltweit.

Machen wir also das WaffG wieder liberaler, damit die Amokläufe wieder abnehmen?

Man sollte, was die Bericherstattung angeht, die Täter auch nicht so in den Mittelpunkt stellen. Jeder, der mit seinem Leben abgeschlossen hat, sieht doch nur, wie sein Name - wenn er seinen Abgang auch so spektakulär macht - in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Früher haben sie sich halt im Wald aufgehangen, oder sind von einer Brücke gesprungen. Heute - auch Dank der Medien - inszeniere ich halt meinen Abgang noch dramatisch, wenn ich kein Bock mehr auf Leben hab...
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Nightmare
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Beitrag von Nightmare »

War das nicht sogar noch am selben Tag? Der Amoklauf war am 11.3. und sternTV ist auch mittwochs.
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Von Krolock
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Beitrag von Von Krolock »

punisher hat geschrieben:Machen wir also das WaffG wieder liberaler, damit die Amokläufe wieder abnehmen?



Aber mal ehrlich: Gibt es einen, nur einen einzigen Grund, dass jemand zu Hause eine Waffe haben muss? Und gibt es einen Grund, dass jemand zu Hause Munition aufbewahren muss?
Golden Brett
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Beitrag von Golden Brett »

Von Krolock hat geschrieben:Aber mal ehrlich: Gibt es einen, nur einen einzigen Grund, dass jemand zu Hause eine Waffe haben muss? Und gibt es einen Grund, dass jemand zu Hause Munition aufbewahren muss?


Das finde ich ja eigentlich am übelsten. Angeblich waren das 200 Schuss scharfe Munition. Sportschützen hin oder her, dafür gibt es einfach keinerlei Notwendigkeit.
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Manne
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Beitrag von Manne »

Gibt es einen vernünftigen Grund, Ego Shooter zu spielen ??

Mooshuhn okay, Menschen virtuell abknallen ??
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Horst Schimanski
Golden Brett
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Beitrag von Golden Brett »

Manne hat geschrieben:Gibt es einen vernünftigen Grund, Ego Shooter zu spielen ??


Gibt es einen vernünftigen Grund, Filme anzuschauen?
punisher

Beitrag von punisher »

Von Krolock hat geschrieben:Aber mal ehrlich: Gibt es einen, nur einen einzigen Grund, dass jemand zu Hause eine Waffe haben muss? Und gibt es einen Grund, dass jemand zu Hause Munition aufbewahren muss?


Und wie willst das umsetzen?
Also in unserem kleinen (!) Schützenverein bräuchtest dann mal um die 50 einzeln verschliesbare Tresore, damit sichergestellt ist, dass jeder nur an SEINE Waffen rankommt. Platz wäre dafür mal keiner da. Dann liegt das Schützenheim ziemlich abseits und ist meist leer. Toll. Wenn da einer rein will, kann er sich also mal alle Zeit der Welt lassen. Dafür kann er danach ein Bataillon ausrüsten. Und wir reden hier nicht von WKII Holzstöcken.

Und wer übernimmt dafür dann die Verantwortung? Welche Versicherung versichert das?

War heute mit meinem Kumpel Munition kaufen. 1500 Schuß .308 Winchester (alte Nato 7,62X51 - z.B. G3), 3000 Schuß .223 Remington (neue Nato 5,56x45 - z.B. M16) und 2000 Schuß 9mm Parabellum.

Waren halt im Angebot und werden ja nicht schlecht.

Ausserdem schreibt unser WaffG vor, wie die Sachen aufbewahrt werden müssen. Nämlich getrennt von den Waffen und abgesperrt.
Wäre das alles auch so umgesetzt worden, hätte der Junge aufn Hauptbahnhof müssen, und sich da schwarz ne Glock holen müssen. Gut, Ergebnis wäre wohl das gleiche gewesen, nur hätte nicht jeder wieder auf dem Schießsport zumgetrampelt.

Golden Brett hat geschrieben:Angeblich waren das 200 Schuss scharfe Munition.


Wenn die Anzahl erreicht ist, schrillen dringend die Alarmglocken, um nach zu bestellen.
Was denkst, was dir 200 Schuß bringen? 0,nada. Gar nix. Die sind wenns dumm geht, und man Zeitserien trainiert in 30 Min. verschossen.
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Ryan
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Beitrag von Ryan »

Auch die Presse sollte mal dringend ihre Verantwortung überdenken. Über reine Selbstmorde wird berechtigt nicht oder nur marginal berichtet um Nachahmungstäter nicht zu animieren. Und was passiert in solchen Fällen, wie dem hier vorliegenden?

Der Täter wird mit "Ruhm" überschüttet. Die Bild druckt eine Fotomontage über fast eine komplette Seitenhöhe, wo der Kopf des Schülers auf einen mit Kampfanzug bekleideten Körper montiert wird und mit einer Pistole auf den Fotografen zielt... (http://www.bildblog.de/6413/wie-bild-den-amoklauf-in-szene-setzt/)

Der Spiegel packt Tim auf den Titel:
Bild

Wäre ich mit meinem Leben mehr als 70 Prozent unzufrieden, fühlte ich mich vom anderen Geschlecht missachtet, hätte ich einen Hass auf blinde Lehrer, Kollegen, Vorgesetzte, würden mich körperlich überlegene Assis quälen, sähe ich überhaupt keine Perspektive, dann wäre das aktuelle Titelbild des Spiegel für mich eine Aufforderung, wenigstens noch unsterblich zu werden.

http://www.lawblog.de/index.php/archives/2009/03/15/die-verantwortung-der-presse/

Ich denke Udo Vetter trifft mit dieser Aussage den Nagel auf den Kopf. Aber mit sowas kann man ja Auflage machen und kräftig schocken, leider
Flakebernd
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Beitrag von Flakebernd »

Von Krolock hat geschrieben:Aber mal ehrlich: Gibt es einen, nur einen einzigen Grund, dass jemand zu Hause eine Waffe haben muss? Und gibt es einen Grund, dass jemand zu Hause Munition aufbewahren muss?


Diese Frage hab ich mir auch gestellt, und keine Antwort darauf gefunden, außer wie Barnie dies beantwortet hat: gar keinen einzigen!!!
Waffen und Munition haben in einem Privathaushalt nichts verloren. Wenn Jugendliche noch im Haushalt leben ,schon mal rein gar nichts.
Mit den Mengen , die hier zu Hause gelagert wurden, hätte man mal eben schnell eine Polizeistation oder einen Infantriezug ausstatten können. Verrückt!
Aber wie hier zu lesen ist- ist das scheinbar bei den "Sportschützen" keine Seltenheit, dieses Zeug zu lagern.
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punisher

Beitrag von punisher »

Flakebernd hat geschrieben:Aber wie hier zu lesen ist- ist das scheinbar bei den "Sportschützen" keine Seltenheit, dieses Zeug zu lagern.


Richtig, Bernd. Keine Seltenheit. Ich weiß auch nicht, warum da 2 "" in deinem Satz stehen.

Gib doch mal nen Vorschlag ab, wie du es handhaben würdest. Vergiss aber nicht, vorher mein Post oben durchzulesen. Denn da hab ich dir deine Antwort die du nicht gefunden hast schon gegeben: Es geht einfach nicht anders...

Und bitte nicht "meiner Meinung nach macht es keinen Sinn, Waffen zu haben, deshalb gehören Sie verboten".
Nicht jeder ist gleich...

Und bei geschätzten 10 Millionen Sportwaffen, die in der BRD rechtmässig in deutschen Haushalten gelagert werden (die nicht registrierten noch nichtmal dazugezählt, da kommen mal locker nochmal die gleiche Menge dazu, denke ich leider), finde ich passiert relativ wenig. Zumindest wenig berichtenswertes. Also fast gar nichts. Denn wenn ein Sportschütze in Deutschland einen unangemeldeten Furz lässt, steht das normalerweise schon in der BILD.
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#15
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Beitrag von #15 »

diese Politiker sollen endlich aufhören den "Killerspielen" diese Sachen in die Schuhe zu schieben!!!!! wenn jemand so drauf ist kommt das von vielen Dingen aber sicherlich nicht von den Spielen!! eher noch von den Gewaltvideos im Netz die 10000 mal realistischer sind als irgendwelche Spiele. Außerdem hätte der Vater die Waffe auch einfach sicher wegschließen sollen dann wäre das ganze so nicht passiert!!
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Manne
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Beitrag von Manne »

Golden Brett hat geschrieben:Gibt es einen vernünftigen Grund, Filme anzuschauen?


zur eigenen Verblödung ??
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Horst Schimanski
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Augsburger Punker
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Beitrag von Augsburger Punker »

Wer sich für wissenschaftliche Analysen zum Zusammenhang von Gewaltdarstellung und -ausübung interessiert, der ist hier gut aufgehoben:

http://www.mediaculture-online.de/Gewalt-allgemein.107+M5ea3bafe63a.0.html
http://www.univie.ac.at/Publizistik/Grimm2.htm

war ein Top-Prof an der Uni, leider viel zu kurz ...
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