"Habe Ullrich Epo gespritzt"
Im Telekom-Skandal ist Jan Ullrich vom früheren Masseur Jef D'Hont nochmals schwer belastet worden.
Jan Ullrich gewann 1997 die Tour de France - mit Hilfe von Epo?
Der Belgier bekräftigte, dass auch der Toursieger von 1997 das verbotene Doping-Mittel Epo genommen habe.
"In Frankreich habe ich ihm einmal das Mittel gespritzt. Ich habe es ihm in den Arm gespritzt. Das dauert ungefähr zehn Sekunden, das ist so, als ob man einem zuckerkranken Patienten Insulin gibt", sagte D'Hont der "Bild am Sonntag".
Ullrichs Manager Wolfgang Strohband war am Pfingstsonntag zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen.
"Ullrich soll reinen Tisch machen"
Der ehemalige Telekom-Masseur, der mit seinem Buch das Ausmaß des Dopings im Spitzenradsport enthüllt und die Geständnisse der vergangenen Tage ausgelöst hatte, forderte Ullrich auf, jetzt die Wahrheit zu sagen.
"Es wäre gut für ihn, wenn er auch reinen Tisch machen würde. Dann würde er sich freier fühlen", so D'Hont.
Ullrich hat bislang immer bestritten, zu unerlaubten Mitteln gegriffen zu haben. Zum Telekom-Skandal will sich Ullrich derzeit nicht äußern.
Das hatte Strohband am Freitag nach dem Geständnis von Bjarne Riis, dem Toursieger von 1996, nochmals bekräftigt.
Zehn Tour-Titel, mindestens
D'Hont zollt Ullrich trotz allem hohen Respekt: "Wenn alle sauber gewesen wären, hätte Ullrich zehnmal die Tour gewonnen. Mindestens!"
Ganz im Gegensatz zu Riis. "Der ist groß geworden, weil er gedopt hat. Sonst wäre er ein mittelmäßiger Rennfahrer geblieben", sagte der 65-Jährige weiter und dementierte, dass er dem Dänen die erste Spritze Epo verabreicht habe.
"Er hat sich vor seiner Telekom-Zeit schon vollgepumpt. Das hat er mir selbst gesagt", so D'Hont. Sauber seien zu damaligen Telekom-Zeiten lediglich "ein, zwei Fahrer" gewesen.
Morddrohungen am Telefon
D'Hont habe nach seinen Enthüllungen sogar eine Morddrohung erhalten.
"Einmal, am Telefon. Ein Mann hat gesagt: Ich mach dich kaputt, ich mach dich tot. Das war ein Belgier, der seine Telefonnummer nicht unterdrückt hatte. Das habe ich nicht ernst genommen", sagte der Betreuer.
Bölts: "Musst Du die Ärzte so belasten"
Nach seiner Buch-Veröffentlichung bekam er auch einen Anruf vom inzwischen geständigen Ex-Telekom-Fahrer Udo Bölts. "Er fragte mich: Komme ich auch vor? Und: Musst Du die Ärzte so belasten?"
Dass D'Hont, dessen Buch in Belgien auf Platz eins der Bestsellerlisten steht, erst jetzt auspackt, lag daran, dass sein Sohn lange Zeit als Betreuer beim Telekom-Team angestellt war.
"Das wusste auch Walter Godefroot, der damalige Team-Chef: So lange mein Sohn bei ihm arbeitete, würde ich nicht auspacken. Deshalb hat er ihn auch eingestellt."
25 Euro pro Ampulle
Eine Ampulle, erzählt D'Hont, habe umgerechnet 25 Euro gekostet, "manche nahmen sieben, acht Ampullen pro Jahr - manche aber auch 20."
Das Geld für die Ampullen habe er vor den Fahrern eingesammelt und anschließend Godefroot gegeben.
Er hoffe nun, dass auch in anderen Ländern, Teams auspacken werden. "Dort ist Doping auch Bestandteil, das weiß ich", sagt D'Hont. An eine saubere Tour de France 2007 glaubt er indes nicht. "Aber ich hoffe auf nächstes Jahr."
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