Allgaier hat geschrieben:Nein, dass ist der Profisport und da muss man halt jede kleine Chance nutzen. Macht man das nicht und kommen dann auch noch Fehler dazu, wird es halt schwierig mehr Eiszeit zu bekommen.
Ich finde ja, dass du ein bisschen viel von wenig Ahnung hast und meine damit gar nicht das Eishockey. Ich meine vielmehr Mechanismen im Sport (und nicht nur da), Menschenkenntnis und daraus resultierende Menschenführung. Ich sehe Sternheimer bestimmt nicht so unkritisch wie andere hier, aber es gibt nunmal Dinge, die nicht nur mit Talent zu tun haben.
Erstmal gilt es ja einen Spieler nach dessen Typus einzuschätzen. Dass ein junger Spieler recht selten von Beginn an in einer Top-Reihe glänzt, dürfte klar sein. Ebenso klar ist aber auch, dass ein technisch versierter, dafür wenig robuster Spieler in einer Reihe, die lediglich Tore verhindern und Top-Reihen entlasten soll, sein Potenzial nicht mal ansatzweise zeigen, geschweige entfalten kann. Er wird sicher lernen, sich auf seine Defensivarbeit zu konzentrieren und da auch zu verbessern, aber seine eigentliche Fähigkeit wird verkümmern, wenn man seine Stärken nicht fördert und ihn dort fordert.
Die direkte Folge daraus ist, dass vieles in jeder Sportart über Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein läuft. Ein Spieler muss nicht nur Fehler machen dürfen, er muss auch das Gefühl bekommen, dass man ihm vertraut. Alles auch gemessen an seinen Fähigkeiten. Ein 29-jähriger Magic-Kreitl mag in einer vierten Reihe gut eingesetzt sein, ein Sternheimer hat da nur wenig Platz. Aber jeder braucht individuell das geistige Futter, dass ihm Raum für Entwicklung lässt und dabei trotzdem seine Brust stärkt und nicht an den eigenen Fehlern verzweifeln lässt. Wer sein Spiel nur an den Konsequenzen ausrichtet, die ein Fehler für die eigene Rolle haben wird, kann nie gut werden. Und da ist es mir deutlich zu einfach, jeden Trainer wegen angeblichen Erfolgsdrucks aus der Verantwortung zu nehmen. Da gibt es noch genügend anderen Spielraum. Ich verlange nicht, gerade Sternheimer bei Rückstand in einem Überzahlspiel zwei Minuten vor Spielende spielen zu lassen (wobei selbst das funktionieren kann), aber auf junge Spieler ein ganzes Drittel komplett zu verzichten, weil ihnen ein Fehler unterlaufen könnte, ist nicht nur falsch und dämlich, sondern zeugt auch von den eigenen Unzulänglichkeiten des Trainers.
Natürlich werden sich die besten immer irgendwie durchsetzen, aber in Deutschland ist man nicht so mit überragenden Spielern gesegnet, dass man Psychologie vergessen darf und alle einfach in ein Haifischbecken wirft (nein, nicht in Köln), in der Hoffnung, sie werden sich ohnehin durchsetzen. Das zeichnet auch Trainer aus. Darum gibt es solche, denen man nachsagt, sie können Spieler entwickeln und andere eben nicht. Beispielsweise glaube ich, dass Zach vor 20 Jahren ein guter Coach gewesen sein mag, in der heutigen Zeit aber völlig Fehl am Platz wäre.
Und für diese Bewertungen brauche ich auch nicht unbedingt Zahlenmaterial, sondern folgere auch aus dem, was ich sehe. Und da kommt Tuomie gar nicht gut weg. Übrigens bin ich auch der Meinung, dass Stewart dem Sezemsky mindestens ein Jahr „gestohlen“ hat und ihn viel zu spät mit Aufgaben betraut hat. Andererseits hat sich Sezemsky unter Stewart defensiv stark verbessert, was in der abgelaufenen Saison wieder deutlich schwächer wurde.
Das heißt nicht, dass der Spieler nicht irgendwann auch entgegengebrachtes Vertrauen rechtfertigen muss. Ob Sternheimer das kann, mag bezweifelt werden, aber erstmal braucht er eine Chance, die über drei bis vier Shifts im ersten Drittel hinausgehen muss und die richtigen Nebenleute einschließt