Andi hat geschrieben:Was ist eigebtlich der Grund für strengere Verkehrsgesetze?
Gabs da einen Anstieg in der Unfallstatistik?
Selbst wenn es aktuell keine ansteigende Unfallstatistik geben sollte, können die strengeren Gesetze Sinn ergeben.
Einerseits macht jeder Unfall, der dadurch verhindert wird, schon alleine das Gesetz sinnvoll. Es ist ja nicht mal so, dass man durch die neuen Bußgelder im Vergleich zu vorher eingeschränkt wird. Es wurde ja nicht beschlossen, dass man ab jetzt nur noch in Schrittgeschwindigkeit fahren darf. Verboten war das zu schnelle Fahren schon vorher, es tat nur nicht so weh, wenn man erwischt wurde.
Die strengeren Gesetze zum Halteverbot auf Geh- und Radwegen und der Überholabstand dienen ebenfalls der Sicherheit und sollen darüber hinaus den Verkehr gerechter machen, indem die Bedürfnisse von Radlern und Fußgängern beachtet werden, nicht nur die der Autofahrer.
Schnelle, knapp überholende und auf den Radwegen parkende Autos schrecken die Menschen davor ab, auf das Fahrrad umzusteigen (mich zum Beispiel). Die gefühlte Sicherheit ist elementar wichtig, um Menschen zu überzeugen, das Rad zu benutzen, was bei einer steigenden Anzahl an zugelassenen Kfz sinnvoll ist. Und genau dazu können die strengeren Gesetze beitragen.
Jetzt fragst du dich vielleicht, weshalb man denn Personen lieber auf dem Rad oder auf ihren Füßen hat als im Auto.
Die Vorteile sind vielzählig:
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Umwelt und Klima:
Fast die Hälfte der Autofahrten haben eine Distanz von unter 5 km, sind also perfekt für das Rad. Auf diesen kurzen Strecken wird durch den kalten Motor überdurchschnittlich viel CO₂ ausgestoßen. Die Einsparung bei je 5 km Arbeitsweg hin und zurück wären 350 kg CO₂ pro Jahr (¹). Radler und Fußgänger nehmen außerdem deutlich weniger Platz ein (weniger Bodenversiegelung) und machen kaum Lärm.
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Gesundheit: Radfahren senkt u.a. das Risiko durch Schlaganfälle, Diabetes und Herzinfarkte (²). Personen, die andere Verkehrsmittel für den Arbeitsweg benutzen haben gegenüber Radlern eine um 39 % erhöhte Sterberate (³). Die negativen Effekte der Luftverschmutzung und des Lärms durch Autos für die Gesundheit sind hier noch gar nicht beachtet.
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Verkehrssicherheit:
Eine steigende Zahl an Radfahrern erhöht die Verkehrssicherheit für diese (²).
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Reisedauer: Bei Wegen unter 6 km ist das Rad in urbanen Regionen das schnellste Verkehrsmittel (⁴

. Durch E-Bikes wird diese Zahl noch erhöht.
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Preisersparnis: In Kopenhagen kostet jeder Kilometer, der mit dem Pkw zurückgelegt wird, die Allgemeinheit 0,15€ während sie beim Fahrrad 0,16€ verdient (⁵

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Übrigens wird, auch wenn die Unfallzahlen nicht deutlich zurückgehen sollten und nicht mehr Leute auf andere Verkehrsmittel umsteigen, immerhin weniger CO₂ ausgestoßen, wenn Autofahrer wegen dieser erhöhten Bußgelder langsamer fahren. Klar, ein Tempolimit auf Autobahnen wäre hier wohl wirksamer, aber Kleinvieh und so.
Auch Carsharing und Elektromobilität werden durch die neuen Gesetze gefördert. Die Änderung bei den Rettungsgassen muss man hoffentlich nicht wirklich diskutieren.
Quellen:
(1)
https://www.umweltbundesamt.de/themen/v ... gt-schnell
(2) McClintock H. (2002): The mainstreaming of cycling policy. In: McClintock H. (Hg.): Planning for Cycling. Principles, practice and solutions for urban planners. Cambridge: Woodhead Publishing Limited, 1-16.
(3) Garrard J., Rissel C., Bauman A. (2012): Health Benefits of Cycling. In: Pucher J., Buehler R. (Hg.): City Cycling. Cambridge: MIT press, 31-55.
(4) Monheim H., Monheim D. (2017): Wege zur Fahrradstadt. Analysen und Konzepte. Für eine zukunftsfähige Verkehrswende Band 1, Bad Homburg v.d.H.: VAS-Verlag für akademische Schriften.
(5) Gössling S., Choi A. S. (2015): Transport transitions in Copenhagen: Comparing the costs of cars and bicycles. In: Ecological Economics 2015(113), 106-113.