Ein sehr gelungener Kommentar von Herrn Brandt zur aktuellen Hallendiskussion in Köln bzw. Hürth
Bandencheck: Die Hockeyweb-Kolumne von Alexander BrandtIn Köln tobt ein Hallenkrieg! Nanu, fragt sich der unbescholtene Betrachter, die Kölner Haie spielen doch schon in der größten Halle Europas, was wollen die denn noch?! Tja, die überlegen tatsächlich, ob sie nicht in den kleinen Vorort Hürth in eine kleinere Halle umziehen sollten.
Kennen Sie „Hürth“(gesprochen: "Hüath")? Falls ja, wohnen Sie entweder im Raum Köln oder sind Fan von „Big Brother“, das wurde nämlich in Hürth gedreht. Ersteres ist jedenfalls keine Schande. Ansonsten könnte die Stadt Hürth bald unter Eishockeyfreunden sehr bekannt werden, denn die Kölner Haie überlegen, ob sie dort hinziehen sollten. In Hürth, kurz hinter der südwestlichen Kölner Stadtgrenze gelegen, entsteht eine neue Halle für die Basketballer von RheinEnergie Köln. Für 7.000 Zuschauer. Da haben die Haie gesagt: „Baut 3.000 Plätze mehr und wir gründen eine WG!“ Denn die Kölnarena ist zwar ganz toll, aber die Haie verdienen so gut wie gar nichts dran. Der Vertrag mit der Arena läuft 2008 aus und genau dann steht die neue Halle. Was für ein Zufall, Timing ist eben alles!
Zuerst gab es nur Gerüchte über Verhandlungen mit den Hürthern, Boulevard-Kram halt. Und jeder dachte, die Haie wollen nur ein Druckmittel für die Verhandlungen über einen neuen Vertrag mit der Kölnarena. Nach dem Motto: „Ihr braucht uns, aber wir brauchen euch nicht. Und jetzt her mit der Kohle.“ Dann aber wurde klar, dass da mehr dran ist.
Als ich Vertreter der Haie vor acht Tagen darauf aufmerksam machte, dass man bei Obi günstige Umzugskartons kaufen kann, hieß es nur: „Kein Kommentar“. „Kein Kommentar“ ist immer eine Zustimmung, denn wenn nichts dran wäre, könnte man ja einfach NEIN sagen. Und siehe da: Am nächsten Tag rückten die Haie plötzlich von sich aus mit Infos rüber, die Geschäftsführer von KEC und den Basketballern würden sich in den nächsten Tagen treffen. Es ging also schon um Details, die Bosse waren sich anscheinend schon grundsätzlich einig und hatten die Sache an die leitenden Angestellten weiter gegeben.
Derweil raufte sich die Kölnarena die Haare, denn ohne Eishockey fehlen mehr als 30 Events pro Jahr und da man die Einnahmen aus dem zweithöchsten Zuschauerschnitt Europas seit acht Jahren in die eigene Tasche steckt, dürfte da echt was fehlen, wenn die Haie gehen. Kleiner Tipp an die Kölnarena: Kauft Euch die DEL-Lizenz von Duisburg und lasst die Füchse dort noch ein Jahr spielen, dann habt Ihr 2008 direkt einen Nachmieter. Und wir haben ein neues Derby: Kölner Füchse gegen Hürther Haie! Dann wissen die armen Düsseldorfer gar nicht mehr, wen sie zuerst hassen sollen!
Es wäre schon komisch, Köln ohne Haie... was machen sie dann mit ihren Autos? Jahrelang fuhren die Haie mit den Kennzeichen K-EC herum, in Hürth bekämen sie „BM“ („Bergheim“, oder auch „Bereifte Mörder“). Zur Not könnte man ja eine Briefkasten-Adresse in Hamburg einrichten und die Autos dort anmelden. HH - Hürther Haie.
Für einen echten Brüller sorgten die Haie immerhin auch schon, denn unter der Woche gaben sie eine Pressemitteilung heraus, in der sie betonten, dass sie auch in der kommenden Saison auf jeden Fall in der Kölnarena spielen würden. Logisch, wenn die neue Halle erst 2008 fertig wird, soweit können wir noch mitzählen, danke. 
Aber man kann die Mitteilung der Haie beim zweiten Lesen durchaus nachvollziehen: Die Leute lesen ein paar Schlagzeilen und reimen sich daraus wirres Zeug zusammen, dass machen die immer so, da muss man als Verein schonmal alle Fakten zusammenfassen, auch wenn es sich für Insider wie ein Witz liest. Der Chef der Kölnarena soll über den Gag jedenfalls nicht sehr amüsiert gewesen sein.
Zurück zu der Frage, warum die Haie überhaupt daran denken, in eine kleinere Halle zu ziehen, wo nicht einmal die 12.500 Leute reinpassen, die durchschnittlich zu DEL-Spielen in die Kölnarena kommen? Ganz einfach, dazu muss man sich nur einmal in die Lage von Haie-Boss Heinz-Hermann Göttsch versetzen. Der steckt jedes Jahr ein Vermögen in den Klub, um ihn am Leben zu halten. Und dann muss er zusehen, wie andere den Gewinn einstreichen, den seine Investition abwirft. Das würde mir auch nicht gefallen.Man gibt seiner Geliebten ja auch kein Haushaltsgeld, damit sich ihr Vermieter davon einen Mercedes kauft.
Schaun wir mal, wie der „Krieg“ weiter geht. Die Haie können ihn eigentlich nur gewinnen.
Gruß vom den kürzesten Weg nach Hürth suchenden Alexander Brandt
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