Von Krolock hat geschrieben:Wenn du von links nach rechts liest, wirst du feststellen, dass ich in manchen Punkten nicht anders liege, aber dazu später. Aber zunächst zu dem Punkt, mir Hass gegenüber den Bayern zu unterstellen. Wird ja hier immer gern gemacht. Was wäre dieser arme Club ohne ihre Hater. Ich schreibe es nicht zum ersten Mal, aber vielleicht kapiert man es mal: Die Bayern haben nicht mal ansatzweise die Relevanz, mich zu einer so niederen Emotion wie Hass verleiten zu lassen. Ich finde die einfach nur superscheiße, ungefähr so superscheiße wie good luck den Keller. Ich empfinde aus der Tradition Sympathien für Gladbach und den FCA, in den letzten Jahren für Freiburg und finde neben den Bayern auch die Hertha scheiße. Da ich aber kein Fan eines Clubs bin, müssen die Bayern nun mal als der Club herhalten, den ich am wenigsten mag. Das ist erstens legitim und hat zweitens nix mit Fachkenntnissen oder dem Mangel solcher zu tun. Ich nehme aber am täglichen oder wöchentlichen Fußballgeschehen durchaus teil, vielleicht etwas distanzierter als andere, was aber nicht schlechter sein muss.
Es entspricht aber meiner Wahrnehmung, so ganz ohne Schaum vorm Maul, dass viele Anhänger dieses Clubs mit Maßstäben messen, die sie bei anderen Clubs niemals anlegen würden. Da wird entschuldigt, verdreht und relativiert bis zur Unkenntlichkeit und damit meine ich nicht den DJ, der ja durchaus nicht unkritisch ist. Am liebsten sind mir immer die Diskussionen über die bösen Ex- oder zukünftigen Ex-Spieler. Provozieren will ich hier übrigens nicht die Bohne.
So, jetzt zum Fakt: Mir ist durchaus geläufig, was ein Vertrag ist. Wenn du aber das Fußballgeschehen über Jahre verfolgt hast, dürfte dir nicht entgangen sein, dass Verträge in diesem Business eben nicht (mehr) nur schriftliche Abmachungen sind, wie lange ein Spieler einem Club „gehört“, sondern Verträge neben Absicherungen auch eingebaute finanzielle Transaktionen beinhalten. Beide Seiten wissen davon und beide Seiten spielen dieses Spiel. Und das ist Fakt, denn Fakt ist auch praktiziertes Gebaren und nicht nur gedrucktes Wort. Die normative Kraft des Faktischen ist halt auch im Fußball üblich. Wenn man es im Falle alter Muster handhabt, weil man stinkig ist oder sportliche Gründe hat, kann jede Seite auf die Vertragsinhalte beharren. Das ist aber längst nicht mehr Standard. Beispielsweise stand der Sportkamerad Haaland beim BvB unter Vertrag. Die Dortmunder kassieren eine Ablöse, die sicher nicht so hoch ist (nach neuesten Spekulationen angeblich noch geringer) , dass sie ihren Topspieler zwingend verkaufen müssten. Aber neben dem Risiko, einen Spieler zu halten, der weg will und der Ablösesumme gibt es auch die menschliche Komponente, verdienten Spielern in ihren Wünschen entgegenkommen, auch dann, wenn es vielleicht etwas schmerzt. Es ist aber schon sehr merkwürdig, den Fall Dembele mit Lewandowski zu vergleichen. Denn genau der Vergleich ist mehr als schwach, er ist sogar völlig irrsinnig. Dembele hat in einer laufenden Saison gestreikt, hat seine Ziele über die seines Teams gestellt, weit mehr als Transferstreitigkeiten mit seinem Arbeitgeber. Dembele hat für Dortmund 50 Spiele absolviert, Dembele spielte eine einzige Saison für Dortmund und war 21 Jahre alt mit riesengroßen Flausen im Kopf. Lewandowski hat den Bayern so ziemlich jeden Vereinsrekord geholt, dass er selbst davon profitiert hat, ist logisch. Lewandowski kennt seine Situation sehr genau und hat das Verhalten seines Arbeitgebers genau verfolgt. Lewandowski hat aus seinem Spanien-Faible nie einen Hehl gemacht und das stand bei jeder Vertragsverlängerung im Raum. Ja, die hat ihm auch Geld gebracht, aber einem 33-jährigen, der nur noch ein paar Jahre als Profi hat mit Basta-Aussagen zu kommen, zerschneidet jedes Tischtuch. Auch dieses wohl mit merkwürdigem Gebaren durchgeführte Verhandeln mit Haaland bzw. Raiola. Die Tatsache, dass das die Bayern machen, bestätigt zwar meine Meinung (die ja nicht ohne Grund die ist, die sie ist), ich würde dieses Verhalten aber auch bei jedem anderen Club absolut widerlich finden. Diese menschliche Komponente geht weit über das hinaus, was sich Vertragsgeschehen nennt und das bei den meisten Transfers, mit Ausnahme auch von dir genannter und erlesener Ausnahmen, kaum eine Rolle spielt. Geradezu skurril ist es ja, dass sich die Bayern gerne mit dem Zusatz „Familie“ schmücken. Ich bleibe dabei, ich kann jedes einzelne Wort von Lewandowski nachvollziehen und könnte es auch dann, wenn es sich um einen anderen Club handelte. Aber es passt als zum Scheißclub, der niemals so bedeutend sein könnte, Hass zu erzeugen.
Du kannst es nennen, wie du willst. Hass, scheiße finden… das ist alles das Gleiche. Ich habe schon oft gesagt, wie sehr ich JD Forrest hasse und natürlich hab ich ihn nicht gehasst, wenn man das in der puren Definition sieht und nicht in der Umgangssprache. Es spielt auch gar keine Rolle, es geht darum, dass du zum Fußball absolut gar nichts beizutragen hast, außer wenn du dem FC Bayern eins reinwürgen willst. Warum brauche ich jetzt also einen langen, wirklich langen Absatz dazu? Können wir uns sparen.
Dann willst du mir erzählen, dass man Lewandowski nicht mit Dembele vergleichen kann und dein Punkt sind irgendwelche weichen Faktoren, dass Lewandowski ein verdienter Spieler ist und Dembele ein Arschloch. Entschuldige, da schaue ich wirklich zu wenig emotionsgeladen auf die Situation: beide haben einen Vertrag unterschrieben, an den sie sich nicht halten wollen. Ob der eine jetzt ein Arschloch ist und der andere nicht, ist völlig egal. Beide wollen einen Wechsel entgegen eines Vertrags erzwingen. Du kannst den Bayern meinetwegen schlechten Stil vorwerfen, aber angefangen mit den öffentlichen Forderungen hat schon der Geldsack (und damit meine ich nicht Lewandowski), wenn der Wunsch eines Wechsels nur intern gekommen wäre, hätte kein Bayern Verantwortlicher öffentlich Nein sagen müssen. Ob das dennoch alles so gut gehandhabt wurde, nein, das würde ich nicht so sagen. Aber dass man deswegen sagt, es ist völlig legitim mit der Erpressermasche zu kommen, dafür muss man schon völlig blind sein.
Lustig finde ich in dem Zusammenhang übrigens, dass du Dembele wegen weichen Faktoren als Beispiel ablehnst und dann mit Haaland ums Eck kommst, wo es mehrere glaubwürdige Berichte gibt, dass es Ausstiegsklausel gibt in einem vertraglichen Nebenwerk. Mindestens aber ein Handschlag Agreement seit Jahren, dass er 2022 für 80 Millionen gehen darf. Das als Vergleich zu bringen ist natürlich auch stark.
zu deinen „Fakt“-Analysen will ich auch gar nichts mehr schreiben. Natürlich schaut jeder Verein und Spieler mindestens ein Jahr vor Vertragsablauf: was machen wir. Meist endet das in einer baldigen Vertragsverlängerung oder in einem Verkauf. Bei Bayern gibts bzgl. Verlängerungen extrem viele Beispiele, weniger für den Verkauf. Aber beides gibt es. Genauso wie die Tatsache, dass es Situationen gibt, wo kein Konsens erzielt wird und dann weiterverhandelt wird. Manchmal wird dann doch noch verlängert (Mbappe), manchmal wird gegangen (Dembele vermutlich in Barcelona, Alaba,…). Es gibt also alle Fälle mit Ausgängen in jegliche Richtung. Und was willst du mir jetzt mit deinem „Fakt“ sagen? Nichts. Wirklich gar nichts. Es kann laufen wie es will, der einzige Fakt ist ein gültiger Vertrag. Und die Tatsache, dass Lewandowski diesen nicht erfüllen will. Und dass die Bayern jetzt auf stur schalten, um wenigstens eine ordentliche Ablöse zu bekommen, finde ich richtig.
wie bei Dembele auch finde ich das Verhalten untragbar und wie bei Dembele auch würde ich mir wünschen, dass da ein Exempel statuiert wird. Aber das Problem ist, du schiebst den Geiern dann 15 Mille in Arsch und die bringen ihre Leistung nicht und verpesten die Kabine. Und genau deswegen ist das eine Erpressung und wer das „nachvollziehbar“ findet, der ist blind.