Von Krolock hat geschrieben:Grundsätzlich kann ich das alles nachvollziehen, vieles deckt sich auch mit MEINER Meinung, um die es mir aber nicht geht, kurze Erläuterung später.
Zu Nuhr: Vielleicht werde ich mich mal mit ihm beschäftigen, aber es ist tatsächlich auffällig, dass Kritik gerade vermehrt kommt, während man/ich ihn über Jahre kaum wahrgenommen hat. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass sich das „Satire darf alles“ nicht auf die Starken, Mächtigen und Reichen beschränken muss. Satire darf auch nach unten treten, wenn es nicht tendenziös wird und nuhr (?) darauf abzielt, die Schwachen fertig zu machen. Ebenso nehme ich Harald Schmidt eigentlich nicht mehr wahr. Es ist zwar schön, dass das Traumschiff jede Reise zu einem guten Ende bringt, aber sie gehört dennoch nicht zu meinen bevorzugten Sendungen. Ich beziehe mich auf den Schmidt der Harald Schmidt Show. Ich liebe diese Komik, vielleicht auch, weil auch mal die dran sind/waren, die man für permanent schützenswert hält, wenn man zu den Guten gehören will. Satire ist nun mal für den einen Teil belustigend und für den anderen verletzend. Irgendwie ja immer. Dass der ein Gesinnungsbuddy von Maaßen und Matussek sein soll, empfinde ich schon als verstörend, aber anscheinend bin ich auch hier nicht up to date.
Jetzt zu den beiden Absätzen, auf die ich eingehen will.
Der erste beschreibt deine Interpretation und eigentlich auch meine. Aber ein Angebot ist es nur für diejenigen, die es als Angebot verstehen wollen. Für die anderen ist es Bevormundung. Und aus vielen Gesprächen mit Menschen, die einer rechten, antisemitischen, rassistischen oder misogynen Haltung völlig unverdächtig sind, stelle ich fest, dass sie es so sehen. Viele Menschen, denen Wokeness wesensimmanent ist, werden kratzbürstig, wenn man den Begriff in den Mund nimmt oder sie damit konfrontiert.
Wenn es wirklich darum geht, eine Veränderung in den Köpfen zu bewirken (und es sind aus meiner Sicht weniger Köpfe als von den Hardlinern propagiert), dann muss das auf „sanfte Art“ geschehen. Man muss die Leute mitnehmen und nicht vor den Kopf stoßen. Und das hat auch mit der aktuellen Zeit zu tun. Grundsätzlich ist diese Art Warnhinweis pillepalle, momentan aber durchaus explosiv.
Den zweiten zitierten Absatz lehne ich dann aber in Gänze ab. Eine eigene Meinung ist zunächst mal eine eigene Meinung und nicht an eine Partei oder an eine Gesinnung gekoppelt. Ein Parteien- oder Fraktionszwang auf gesellschaftlicher Ebene mag ich nicht. Ich behalte mir vor, meine Meinung nicht vorher mit einer Parteilinie abzugleichen. Ich wähle seit vielen Jahren die Grünen (schönen Gruß an den Allgäuer), könnte aber keinesfalls Parteimitglied sein und könnte aus dem Stegreif eine Sunde darüber referieren, was ich an den Grünen kacke finde. Und vermutlich hat meine Meinung auch die ein oder andere Übereinstimmung mit dem Programm der AfD, für die ich mich trotzdem nicht schämen müsste (für die Meinung, für die AfD muss man sich immer schämen). Und so steht auch gewiss nicht jeder, der sich über den vergleichsweise banalen Warnhinweis beschwert, unbewusst auf der Seite von AfDlern oder gar Nazis. Das funktioniert nicht.
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Bevormundung: Genauso wie Rauchverbot in Kneipen, Gurtpflicht, etc. Nun bewege ich mich natürlich auf sehr dünnes Eis, wenn ich solche potentiell lebensrettenden Maßnahmen in einen Zusammenhang mit solch einem Warntäfelchen setze, aber prinzipiell halte ich es nicht für verkehrt, sich vor Augen zu führen, dass dieses Reizwort, das so viel negative Reaktionen nach sich zieht, eben nicht zwangsläufig negativ ist. Was der eine als bevormundent empfindet, hilft dem Anderen. Mir erschließt sich nicht, warum man da so bocken muss, aber dieses Hauptsache-dagegen-Klima wird ja seit Jahren hierzulande wohl bedacht herangezüchtet.
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"sanfte Art": Das liest sich so, als hätte man das nicht versucht und führt davon ausgehend zu einem Trugschluss. Seit Jahren, Jahrzehnten mittlerweile gibt es ja diese Stimmen, die darum bitten, man möge vielleicht gewisse aus der Zeit gefallene Formulierungen und Stereotype nicht mehr reproduzieren. Das hat sanft angefangen. Kleiner "woker" Brückenschlag, es wurde auch lange "sanft" darauf hingewiesen, man möge doch bitte auf Klimaexpert*innen hören. Die letzte Generation hat auch nicht im luftleeren Raum angefangen, sich irgendwo festzukleben. Offensichtlich hilft die sanfte Art nichts, weil die nur was bringt, wenn man sich mitnehmen lassen will. Wenn man gegen alles, was progressiv ist und woraus man selbst keinen Vorteil zieht, sofort erst mal in Abwehrhaltung geht anstatt zuzuhören und herauszufinden, aus welcher Position das Gegenüber eigentlich Veränderungen erwirken will, dann ist da mit sanfter Art nichts mehr zu holen. Die Argumente liegen alle seit Jahren und Jahrzehnten auf dem Tisch, sanft ausgebreitet.
Zum Rest: Ich denke, dass da auf der Übermittlungsebene ein bisschen was verloren gegangen ist. Niemand sollte das eigene Weltbild komplett über den Haufen werfen, weil man zufälligerweise Ansichten mit fragwürdigen Gesellen teilt. Ich sag heute noch, das beste, was Angela Merkel passieren konnte, ist, dass sie irgendwann aus so einer scheußlichen Ecke kacke gefunden worden ist, dass man sie links der Mitte nicht mehr so leidenschaftlich ablehnen konnte wie zuvor. Das hieß aber nicht, dass man sie dann einfach gut finden musste. Aber es hat gezeigt, dass man im Zuge der Kritik aufpassen musste, dass der eigene Standpunkt nicht aufweicht und dass man ihn so vertritt, dass ihn irgendein Gesocks nicht mir nichts dir nichts kapern kann. Wirklich angesprochen waren abwägende Charaktere wie du mit dem, was ich da geschrieben hatte, von Haus aus nicht unbedingt. Aber, und das ist dann leider vielerorts recht deutlich zu sehen, so einen stabilen Wertekompass haben dann eben nicht alle, die in solche Debatten einsteigen. Da wird unverhohlen mit den größten Menschenfeinden gefüßelt, weil sie die eigene Meinung vertreten. Und da lässt man sich dann eben in besagtem Kulturkampf vor den Karren spannen. Und das teilweise nicht mal beabsichtigt. Es verlangt nach großer Vorsicht und Reflexionsvermögen, wenn man sich in solche Debatten einschaltet. Darum ging es mir da am Ende hauptsächlich.
Noch kurz zu Harald Schmidt: Entstanden ist das Bild auf dem Sommerfest von Roger Köppel, Herausgeber der SVP Haus- und Hof-Postille Weltwoche.