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Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 02.04.2005 22:02
von Dennis88
der papst ist tot.
wurde so eben auf ARD gesagt
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 02.04.2005 22:30
von Bonefire
" hat geschrieben:der papst ist tot.
wurde so eben auf ARD gesagt
Nicht nur da....... 10 andere Sender gleichzeitig auch noch!
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 02.04.2005 22:32
von Modano
Mein Gott, hoffentlich ist dieses tamtam bald vorbei..
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 02.04.2005 23:22
von Von Krolock
Sollte es jemanden interessieren:
In den nächsten Tagen werden eine Menge rituelle und zeremonielle Dinge passieren. Manche davon sind durchaus spannend und unterhaltsam. Es werden eine Menge Fachbegriffe auf uns einprasseln.
Der Kenner von Illuminati hat natürlich einen Wissensvorsprung, allen anderen sei dies empfohlen:
http://www.kath.de/kurs/vatikan/
und für das kommende Konklave ist das hier nicht so uninteressant:
http://www.vaticanhistory.de/
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 00:07
von Bensen
Ist der Langdon vielleicht doch schuld?
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 00:09
von Stevie Y
" hat geschrieben:Ist der Langdon vielleicht doch schuld?
Bestimmt. Dan Brown wird uns in ein paar Jahren aufklären.
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 00:12
von Von Krolock
" hat geschrieben:" hat geschrieben:Ist der Langdon vielleicht doch schuld?
Bestimmt. Dan Brown wird uns in ein paar Jahren aufklären.
Ja Hilfe, wie pietätlos ist das denn bitte?
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 00:48
von Golden Brett
" hat geschrieben:Vorab eines: Ich bezeichne mich als religiös, jedoch nicht theistisch und nicht (mehr) christlich. Ich bin an religiösen Dingen interessiert und finde das "Opium fürs Volk" nicht so schlecht, wenn es hilft, den Menschen besser leben und leichter sterben zu lassen.
Die Amtszeit des Papstes bringe ich auf den Nenner: Ein kleiner Schritt für die Menschheit und ein Rückschritt für die katholische Kirche, auch wenn es oberflächlich nicht so aussieht. Trotz vieler Vorteile gegenüber seinen Vorgängern ist die Zeit für einen neuen Papst dringend geboten (keine Diskussion darüber, ob die Institution des Papstes überhaupt sinnvoll ist. Wir können das nicht ändern).
Meine Mutter war eine Anhängerin von Johannes XXIII und ich wuchs mit dem knöchernen und überheblichen Paul VI auf. Dann kam Johannes Paul I und irgendwie hatten den alle lieb. Es geht vordergründig nämlich nicht um Reformen oder Weltoffenheit, sondern einzig und allein um Sympathie. Nach 33 Tagen war Schluß. Über die Gründe mag jeder seine eigene Meinung haben. Tatsache ist, dass John Paul I finanzielle Ungereimtheiten aufdeckte und innerhalb des Vatikan nicht unumstritten war. Allerdings war er auch gesundheitlich angeschlagen. Interessenten empfehle ich das Buch "Im Namen Gottes", das die Mordtheorien unterstützt.
Dann also Johannes Paul II. Bei dem hatte ich 1978 eine Privataudienz und muss sagen, dass er schon eine enorme Ausstrahlung hatte. Privataudienz heißt übrigens ca. 500 Menschen. Mitte der Achtziger gingen dann die Kirche und ich getrennte Wege und ich ließ eigentlich keine Gelegenheit aus, die Institution Kirche zu beschimpfen und den Vatikan als größte legale Mafia zu bezeichnen (mache ich noch heute). Aber irgendwie habe ich Anfang der 90er die Kurve gekriegt und meinen Frieden mit dem Christentum geschlossen. In Augsburg habe ich den Papst natürlich nicht besucht. Und irgendwie konnte ich aus der Distanz mehr verstehen.
Dieser Papst war der erste Popstar, was nicht zuletzt an den Medien und seiner Reiselust liegt.
Grundsätzlich war er weltoffen. Er war der erste Papst, der eine Moschee besuchte, er traf sich mit dem Dalai Lama besuchte Hindutempel, Synagogen und trug maßgeblich zum Ende des Kommunismus in Osteuropa bei. Er war bei der Jugend beliebt wie keiner vor ihm und er bezog Stellung zum Weltfrieden. Er befreite die Rolle des Pontifex vom Pomp und gab ihr eine bedeutend menschlichere Note. Allerdings waren die Zugeständnisse an die Zeichen der Zeit eher spärlich. Im Gegensatz zu Skopintsev bin ich jedoch der Meinung, dass er die Ökumene sehr wohl förderte. Er suchte den Dialog, jedoch ohne auf die anderen Religionen zuzugehen.
Man konnte aber beobachten, wie er während seines Pontifikats immer konservativer wurde. Seine Marienverehrung ging ins Unermessliche und sorgte dort nicht unbedingt für Annäherung mit den Protestanten. Ich bin immer noch der Meinung, dass man ohne zu Knattern nicht schwanger werden kann. Auch damals nicht. Seine Sozial- Und Sexualmoral war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Kirche in den verganegen Jahren unter heftigem Mitgliederschwund litt. Hier gab es keine Annäherung an die Zeit (nicht den Zeitgeist) und Wojtyla hatte null Auge für die Realität. AIDS wurde ebenso ignoriert wie die Überbevölkerung. Kondome sind Sünde und Krankheiten die Strafe. Natürlich nicht für die Kondome, dafür gibt es ja andere Strafen. Hier muss man den Absatz von Skopintsev wirklich übernehmen, auch wenn die Ausdrucksweise eine andere ist.
Hungern hat den Vorteil, daß man als Neger offen ist auf das Leben nach dem Tode - im Gegensatz zu den konsumgeilen Bürgern in den kapitalistischen Zentren! Und Kinder kriegen ist deshalb auch nicht verkehrt. Je mehr Getaufte, desto besser für die Kirche und ihre Sorte Armutsbetreuung - ihr Verweis auf den Herrn im Himmel, der alles richten wird.
Da hat er schon recht.
Die Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia" gilt als sein Lebenswerk. Sein "Nein" zum gemeinsamen Abendmahl machte alle vorherigen Versuche zur Ökumene mit einem Schlag wieder kaputt.
Wojtyla war ein Papst, der nicht reine Marionette des Vatikan war, sondern seine "Richtlinienkompetenz" schon einzusetzen vermochte, aber genau damit hat er der katholischen Kirche einen Bärendienst erwiesen.
Wen man sich die gehandelten Kardinäle für eine Nachfolge ansieht, so kann eigentlich nur Angelo Scola etwas bewegen. Der weltoffene Italiener könnte eine Chance für die katholische Kirche sein. Alle anderen Kandidaten (zumindest die bekannten) wären genau das, was der Vatikan will und die Kirche nicht braucht. Und Joseph Ratzinger wäre die größte Katastrophe unter ihnen. Das Konklave lässt leider keine Try Out Verträge zu.
@Manne: Sorry wegen der hohen Anzahl von Buchstaben :wink:
Ich hoffe, daß sich einige hier die "Mühe" gemacht haben, dieses Posting zu lesen. Da steht viel Richtiges und Wichtiges drin.
Nur zum letzten Absatz: Ich befürchte bzw. bin mir fast sicher, daß es mit dem Nachfolger nicht besser werden wird. Scola hat m.E. keine Chance, sich durchzusetzen. Und was Ratzinger betrifft, gebe ich dir vollkommen recht. Das wäre eine unglaubliche Katastrophe. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, diesen Herren einmal persönlich kennenzulernen und war von ihm, seiner Wesensart und seinen Ansichten nicht gerade begeistert.
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 01:48
von Bill Terry
Gelesen ja, aber ich mit meiner einfach gestrickten Denkweise kann die Argumentation und sachliche Ausführung von Barnie,nicht auf mich übernehmen.
Es ist eine Argumentation, die sachlich und nüchtern betrachtet, durchaus nachvollziehbar ist und verständlich ist.
Menschen aber, die einfach nur "Glauben", beschäftigen sich im Sinne der Kirche nicht allzusehr mit der Macht und den Pflichten, die ein Papst hat. Auch nicht allzusehr damit, was er richtig und was er falsch gemacht hat. Die "Macht" eines Papstes interessiert mich nicht. Für uns ist er ein Mensch,ein Oberhaupt, der sinnbildlich etwas verköpert. Nicht was ein Papst tut, sondern die Existenz eines Papstes ist für uns und die Kirche wichtig.
Der Glaube ist wohl das einzige für mich, bei dem ich nicht mit Logik und Erklärungen oder mit Kritik rangehe. Hier glaube ich einfach auf meine Weise und suche nicht unbedingt nach Recht oder Unrecht. Der Papst ist für mich eine Art Institution. Was das menschliche In Ihm tut, beeinflußt meinen Glauben nicht. Er ist für mich lediglich die Lebende Legende, an das, was ich Glaube. Der eine ist wohl sympathischer, der andere wohl etwas weniger.Und das ist es dann auch für mich.Aber der Papst ist auch Mensch und alles was er tut, tut ein Mensch und ist nicht das grundlegende, was meinen Glauben ausmacht
In der Weltpolitik spielt der Papst logisch eine weit gewichtigere Rolle, als ich es für meinen Teil brauche und wahrnehmen will. Tief im inneren kann ich trotz allem einige Ausführungen und Auslegungen des Papstes verstehen. Als Beispiel ist das Thema Aids und Kondome. Vordergründig schütteln die meisten Menschen über diese starre Haltung der Kirche den Kopf. Aber ich sehe das anders. Die Aufgabe des Papstes ist nicht, sich den Gegebenheiten der Gegenwart anzupassen. Die Aufgabe des Papstes als Kirchenoberhaupt besteht darin, den Glauben und den Leitfaden hierzu aufrecht zu erhalten. Die Ausmaße von Aids entstand doch nicht aus den Vorgaben der Kirche. Sondern eine strenge Lebensweise nach diesem Glauben hätte theoretisch eben sehr wohl zu einer Einschränkung dieser Krankeheit zur Folge.Eine "Freigabe" oder Legitimitation der Kondome wäre vom Oberhaupt ein Faustschlag ins Gesicht der kompletten katholischen Glaubensorientierung und weg von jeglichen Grundlagen und Grundsätzen des Glaubens.Die Kirche will doch hier nach wie vor kein Leid hervorrufen. Sie will mit Ihrer strikten Ablehnung die Menschen lediglich immer wieder wachrütteln und die Menschen wieder zu einer vernünftigeren Lebensweise zurückführen. Das genau ist doch auch die Aufgabe eines Papstes und der Kirche. Ob man sich danach hält oder nicht, bleibt doch jedem selbst überlassen, die Kirche ist aber sicher nicht dafür verantwortlich, solche Themen zu legitimieren. Die Aufgabe der Kirche ist es eher, die Moral der Menschen wachzurütteln und die Kernprobleme zu erkennen.
Ich denke nicht, das die Kirche hier Zugeständnisse machen müßte. Warum? Nun für mich ist die Kirche nach wie vor kein Unternehmen, das um Kunden buhlen und somit Zugeständnisse machen muß. Alle Anhänger des Christentums holen sich eben gerade Ihren Halt aus diesem Glauben an der starren Festhaltung der Grundprinzipien. Es ist im großen und ganzen eine Konstante, an der sich sehr viele Menschen aufrichten und danach Leben.
Ich habe aber für jeden Verständnis, der für diese Auslegungen kein Verständnis hat oder sich nicht damit identifizieren kann. Ich bin kein blinder Verfechter dieses Glaubens, er ist es für mich, ich toleriere aber auch alle Menschen, die damit nichts anfangen können oder Ihn kritisieren. Man sollte aber nicht verlangen, das eine Institution wie die Kirche sich anpassen müsse, weil es die Zeit gebietet und weil es veraltet und bequemer erscheint. Denn wenn sich die Kirche so "verkaufen" würde, würden viele Ihrer Anhänger Ihren Glauben in Frage stellen oder Ihren Halt verlieren.
Ein Glaube läßt sich einfach nicht so ausstatten, wie ein Auto mit Zusatzaustattung.Und bei dem man sagt, so und so möchte ich das gerne. Entweder man empfindet Ihn für sich richtig oder eben falsch. Für mich ist die Kirche und der Glaube eines der wenigen Dinge, die in meinem Leben immer konstant blieb. Und das soll auch so bleiben, aus meiner kleine Sicht als gläubiger, einfach gestrickter Christ. :wink:
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 02:04
von kottsack
Toll! Southpark ist ausgefallen! Verdammt!
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 02:32
von Golden Brett
" hat geschrieben:Toll! Southpark ist ausgefallen! Verdammt!
So einen Mist kann man sich in einer solchen Situation sparen.
@Waggi
Entschuldigung, ich habe mich oben nicht sonderlich geschickt ausgedrückt. Ich wollte nicht auf diese Themen hinaus. Ich fand v.a. den Mittelteil von Barnies Posting interessant und wichtig, also den Teil, in dem es um Ökumene, die (anfängliche) Offenheit, etc. ging.
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 03:42
von kottsack
...auf diese Weise wurde ich von seinem überraschenden Tod beeinflußt! Nicht mehr, nicht weniger.
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 04:33
von Bill Terry
" hat geschrieben:" hat geschrieben:Toll! Southpark ist ausgefallen! Verdammt!
So einen Mist kann man sich in einer solchen Situation sparen.
@Waggi
Entschuldigung, ich habe mich oben nicht sonderlich geschickt ausgedrückt. Ich wollte nicht auf diese Themen hinaus. Ich fand v.a. den Mittelteil von Barnies Posting interessant und wichtig, also den Teil, in dem es um Ökumene, die (anfängliche) Offenheit, etc. ging.
Weiß ich schon Michi, wir beide hatten das thema ja schon kurz mal. :wink: Ist ja eher meine Schuld, weil ich dann ja ziemlich ins allgemeine Christentum abgeschweift bin. Wollte nur mal die Sichtweise von einem Christen darstellen, wie man das Amt des Papstes eben auch sehen kann. Nicht das es jetzt arge Diskrepanzen gibt, sondern eher viel mehr, das sich heutzutage nur noch wenige Menschen trauen, sich öffentlich zu ihrem Glauben zu bekennen und zu Ihm zu stehen, vor allem Christen. . Sieht man ja an diesem Thread hier.Ich denke, heutzutage noch zu glauben, ist sicher keine Schande, weswegen ich hier einfach auch mal pro Kirche und pro Papst gesprochen habe. Der Tod dieses für mich sehr wichtigen Menschen war mir da heute Mal Anlass genug.
Grundsätzlich sind in Barnies Post viele Dinge, die interessant klingen und über die man durchaus jede Menge diskutieren und bereden kann. Beeindruckt bin ich ja auch, das sich jemand wie Barnie, der jetzt dem christlichen Glauben an sich nicht blind hinterherrennt, sich so intensiv damit beschäftigt. Das beweißt zumindest, das er sich mit dem Thema auseinandersetzt und die Argumente haben allesamt Hand und Fuss.
PS: Zum Thema Papst und Ökumene gabs heute Nacht auf ARD nochmal einen interessanten Rückblick, wie ich finde
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 10:12
von Von Krolock
@ Waggi:
Natürlich ist die Funktion des Papstes eine Institution, aber doch nicht der einzelne Papst selbst. Gerade dessen Verhalten als Mensch prägt Richtlinien der kath. Kirche und macht Politik. Deshalb finde es sogar ich als Nicht-Mehr-Christ interessant, wer der Nachfolger wird. Für die Art und Weise des Glaubens mag der Papst unerheblich sein, aber dennoch gibt es nicht Menschen, die wegen einer bestimmten Haltung des Papstes ihr kirchliches Engagement verstärken oder ganz abbrechen.
Und die Haltung zu den Themen der Zeit sowie der Öffnung der Kirche kann ich teilweise nachvollziehen. Meine Haltung zur Abtreibung deckt sich fast 1:1 mit der Haltung, die der Papst hatte. Aber bei anderen Themen MUSS die Kirche ihre Haltung ändern, wenn sie die Menschen langfristig erreichen will. Beispiel Kondome: Es ist doch eine Definitionsfrage, was Leben heißt. Heute referiert dir jeder Arzt darüber, dass "verschleuderte" Spermien kein vergeudetes Leben ist. Viele Passagen in der Bibel sind heute deshalb nicht mehr gültig, weil sie von der Wissenschaft widerlegt wurden (schon wieder Illuminati). Und genau so verhält es sich mit Haltungen des Vatikan. Wenn ich ohne Rücksicht auf Tatsachen an Dogmen festhalte, muss ich mich nicht wundern, wen mir die Menschen davonrennen. Deshalb schrub ich ja von einer Anpassung an die Zeit und nicht den Zeitgeist.
Natürlich sollte die Kirche trotzdem geradlinig und meinetwegen auch unbequem bleiben. Wie schon erwähnt, seit meinem Kirchenaustritt ist mein Verhältnis zur Kirche besser als je zuvor.
@ Michi:
Gestern spruch man davon, dass man (obwohl ja niemand irgendwas weiß) zu einem alten Papst als Übergangslösung tendiert. Alt würde mindestens 75 bedeuten. Kam aber bis jetzt immer anders als erwartet.
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 11:24
von Skopintsev
@ König der Gruft
Die Untertanengesinnung und Schicksalsergebenheit von Leuten wie Deiner Mutter ist Voraussetzung, um davon ausgehend auf die Anziehungskraft des Stellvertreters Gottes schließen zu können. Und nicht umgekehrt. Aufgeklärte Leute wird ein (antimaterialistischer) Feind der Aufklärung nie anziehen! Und im übrigen ist die Welt eine ziemliche Kugel, ganz ohne daß es dafür einer kirchlichen Rehabilitierung Galileis bedurft hätte.
Apropos "Opium des Volks": Vielleicht wäre es angebracht, Marx Überlegungen zur Religion mal im Detail nachzuschlagen: In seiner Kritik zur Hegelschen Rechtsfilosofie schreibt er:
"...Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.
Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volks ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über einen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist. ..." (MEW 1, S. 378f)
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 11:36
von Ritschie
" hat geschrieben:...auf diese Weise wurde ich von seinem überraschenden Tod beeinflußt! Nicht mehr, nicht weniger.
ich hab stirb langsam 2 auf pro7 angesehen, da wurde nicht unterbrochen
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 13:11
von Augsburger Punker
" hat geschrieben:Stirb langsam - da wurde nicht unterbrochen
Ja Hilfe, wie pietätlos ist das denn?
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 13:30
von Kamikautze
" hat geschrieben:" hat geschrieben:...auf diese Weise wurde ich von seinem überraschenden Tod beeinflußt! Nicht mehr, nicht weniger.
ich hab stirb langsam 2 auf pro7 angesehen, da wurde nicht unterbrochen
Ja er starb ja auch langsam ! Warum sollte man das dann unterbrechen
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 15:18
von Epikur
" hat geschrieben:" hat geschrieben:" hat geschrieben:...auf diese Weise wurde ich von seinem überraschenden Tod beeinflußt! Nicht mehr, nicht weniger.
ich hab stirb langsam 2 auf pro7 angesehen, da wurde nicht unterbrochen
Ja er starb ja auch langsam ! Warum sollte man das dann unterbrechen
"Sterben ist das Letzte"
Quintus Horatius Flaccus
Nicht nur das Sterben ...
Der Papst liegt im Sterben...
Verfasst: 03.04.2005 15:19
von Von Krolock
@ Andrej S.
1. Die Welt ist keine Kugel, lediglich die Erde (klugscheiß). Aber nichts anderes schrieb ich. Die Kirche darf Tatsachen nicht aufgrund zu erhaltender Dogmen in Frage stellen. Sie muss sie auch nicht als ihre Weisheit rechtfertigen. Sie muss Tatsachen nur als solche akzeptieren. Das macht sie glaubwürdiger und trotzdem nicht entbehrlich.
2. Ich weiß nicht, ob die ursprüngliche Rolle als Stellvertreter Gottes auf Erden heute überhaupt noch eine Rolle für den "gewöhnlichen" Christen spielt. Dies müsste schon ein Christ beantworten. Ich glaube aber, dass man den Papst "nur" noch als Oberhaupt der katholischen Kirche sieht und analog zum XIV. Dalai Lama eher seine Qualitäten als Mensch und weniger seine Funktion als Papst betrachtet. In der heutigen Zeit mehr ein Karol Wojtyla und ein Tenzin Gyatso als ein Papst und ein Dalai Lama. Die Personen werden geachtet und respektiert. Deshalb glaube ich nur an die Einflussnahme der Person und nicht die des Amtes.
3. Ok, du bist einer der Neo-Illuminati, habe ich verstanden. Aber es gibt genügend Beispiele von aufgeklärten, progressiven und freidenkenen Menschen, die ihr Leben durch die Religion bereichern. Auch im Wissen, dass die Erde eine Kugel ist. Religion war immer schon der Versuch, eine Antwort auf existenzielle Fragen zu geben. Und die Fragesteller waren in ihren Anfängen immer weise und gebildete Menschen.
4.
Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.
Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend.
Sagt Marx und würde Von Krolock so nicht sagen. Erstens besitzt der Mensch eine wahre Wirklichkeit, denn eine Wirklichkeit kann nur als individuelle Wahrnehmung erfasst werden. So hat jeder seine Sicht der Dinge und alles, was nicht mathematisch ist, entsteht aus der Wahrnehmung des Individuums. Und davon gibt es reichliche Interpretationen. Das religiöse Elend ist aus meiner Sicht nur eine unzureichende Antwort auf das Warum. Ich bleibe dabei, diese Welt stellt genügen Fragen, die der wissenschaftliche Geist nicht beantworten kann. Ob es die Religion kann, sei dahingestellt, aber sie bietet den Menschen immer wieder den Halt, um an diesen Fragen nicht zu verzweifeln.
Nette Diskussion.