Ein Goldesel mit Pferdefuß
Jetzt rollt der Rubel! Das zumindest dachten die Beobachter der Szene, als Schalke 04 im Oktober letzten Jahres den milliardenschweren russischen Energiekonzern Gazprom als neuen Hauptsponsor präsentierte.
Bis zu 100 Millionen Euro bringt der bis 2012 laufende Vertrag in die Schalker Kassen.
Entsprechend waghalsige Manöver auf dem Transfermarkt sowie horrende Jahresgehälter wurden erwartet, internationale Topstars sollten nach Gelsenkirchen kommen.
Im Januar 2007 überwies Gazprom die erste Rate von rund zwölf Millionen Euro auf das Schalker Konto - und da liegen sie bis heute.
Der Schalker Schuldenberg
Während die Bayern im Sommer knapp 50 Millionen für neues Personal investierten, hält man sich in Gelsenkirchen zurück.
Hauptgrund: Die Schalker müssen Verbindlichkeiten abbauen. Die Anleihe von 81 Millionen Euro muss getilgt werden, und auch das neue Stadion (97 Millionen) wird frühestens 2016 abbezahlt sein.
"Wir werden in diesem Jahr keine großen Transfers tätigen", sagte Schalke-Präsident Josef Schnusenberg entsprechend im Gespräch mit Sport1.de.
Wer ersetzt Lincoln
Und in der Tat: Mit Heiko Westermann, Jermaine Jones, Mathias Schober und Ivan Rakitic bewegen sich die bisherigen Neuzugänge vermeintlich auf einem eher soliden Niveau.
Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive ist dieser Kurs nachvollziehbar, wahrscheinlich sogar notwendig. Sportlich aber birgt er durchaus Risiken.
Fraglich ist vor allem, ob Schalke Spielmacher Lincoln adäquat ersetzen kann. Als mögliche Alternativen kämen bislang zwei Youngster in Frage.
Zwei Teenager als Alternativen
Der 19-jährige Rakitic, der sich mit elf Treffern für den FC Basel in der letzten Saison in den Fokus der Öffentlichkeit spielte.
Oder aber der ebenfalls erst 19-jährige Mesut Özil, der es in der abgelaufenen Spielzeit bereits auf 19 Einsätze für "Königsblau" brachte und dabei durchaus vielversprechende Kostproben seines Talents ablieferte.
Ob zwei Teenager allerdings über eine komplette Saison das Kommando im Schalker Mittelfeld übernehmen können, bleibt abzuwarten.
Die gescheiterten Transfers
Als etablierte Alternativen standen daher lange Zeit Stephen Appiah von Fenerbahce Istanbul und Albert Streit von Eintracht Frankfurt auf dem Zettel von Trainer Mirko Slomka und Manager Andreas Müller.
Beide Transfers gelten inzwischen jedoch als gescheitert: Abgebende Vereine bzw. Spieler wollten schlicht zu viel Geld.
Dabei zeigen die beiden geplatzten Deals auch, wie kompliziert sich die Schalker Situation auf dem Transfermarkt derzeit gestaltet.
Goldesel versus Schuldenberg
"Viele Klubs denken, nach unserer Qualifikation für die Champions League und mit der Unterstützung von Gazprom hätten wir einen Goldesel im Keller", beschreibt etwa Müller das Verhandlungsklima.
De facto aber sitzt Schalke auf einem Schuldenberg von rund 130 Millionen Euro. Und von dort aus sind große Sprünge nun mal doppelt riskant.
Lincoln-Erlös wird reinvestiert
Seit dem Verkauf von Lincoln aber ist wieder finanzieller Spielraum entstanden. "Den Erlös aus dem Lincoln-Transfer würden wir reinvestieren", sagte Finanzchef Schnusenberg am Donnerstag.
Etwa fünf Millionen Euro wird Galatasaray Istanbul für den Brasilianer überweisen.
Für eine gestandene Nummer 10 eigentlich viel zu wenig. Es kursieren jedoch Gerüchte, Schalke hätte ein Auge auf den Argentinier Juan Ramon Riquelme geworfen.
Riquelme auf dem Markt
Eine interessante Personalie: Der Argentinier kam bei Villarreal nicht zurecht und lag zudem mit Trainer Manuel Pellegrini über Kreuz.
Im Februar wechselte er auf Leihbasis zu den Boca Juniors und führte die Argentinier mit insgesamt acht Treffern zum Triumph in der der Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur Champions League.
Das Sieben-Millionen-"Schnäppchen"
Villarreal will den Spielmacher aber dennoch nicht zurück: "Wir haben uns entschieden, ihn abzugeben und haben zahlreiche Angebote für Roman", sagte ein Klub-Verantwortlicher.
Als Ablöse sind sieben Millionen Euro aufgerufen - für Boca eindeutig zu viel, für europäische Verhältnisse aber ein Schnäppchen.
Keine schlechte Gelegenheit also: Vielleicht lässt Schalke ja tatsächlich noch den Rubel rollen.
www.sport1.de
:shock:Wäre ja der Hammer. Ein weiterer großer Transfer für die BULI.