Thane Krios hat geschrieben:Dein Beitrag gefällt mir, auch wenn ich viele Sachen anders sehe. Ich finde, man merkt dem Beitrag an, dass du deine politische Meinung nicht nur als Waffe der Selbstgerechtigkeit verwendest, sondern dir das Thema wichtig ist. Davor habe ich Respekt.
Erstmal ein Dankeschön dafür.
Thane Krios hat geschrieben:OK, aber du würdest dich sicher blendend mit dem durchschnittlichen Grünenwähler verstehen. ;-). Wo würdest du denn Unterschiede sehen, zwischen deiner Weltanschauung und der des Linksliberalismus?
In einigen Themen bin ich sicher sehr grün und würde mich mit einigen "Grünen" verstehen, da hast du sicher Recht

Die Frage zu beantworten finde ich sehr schwierig. Da müsste ja erstmal klar definiert sein, was genau "linksliberal" ist.
Im Allgemeinen aber ordne ich mich einfach keiner politischen Richtung oder Bewegung zu. Ich versuche möglichst "mündig" zu sein, in dem ich mir zu Themen die ich interessant, relevant und persönlich bedeutsam finde unterschiedliche Informationen suche und ansehe und mir dann eine Meinung dazu bilde. Dass die sich dann in Punkten mit politischen Parteien/Richtungen deckt ist logisch und gut, weil dann kann ich eben auch für mich entscheiden wer meine Interessen am besten vertritt und wen ich wähle oder eben nicht. Ich versuche es da ein wenig mit Kant zu halten: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner [...] Unmündigkeit."
Thane Krios hat geschrieben:Was hat dich denn zu dieser Überzeugung gebracht? Wenn ich mir weibliche und männliche Milliardäre, weibliche und männliche Unternehmerinnen und Unternehmer anschaue oder allgemein Führungskräfte anschaue, erkenne ich keinen nennenswerten Unterschied im Umgang mit Macht. Kannst du deine Behauptung mit Nachweisen stützen?
Zudem ist mir folgendes aufgefallen: Hier behauptest du, Frauen könnten mit Macht besser umgehen, schreibst ihnen also eine kollektive Wesenseigenschaft zu. Weiter unten wirst du dann behaupten, dass es von der subjektiven Selbstwahrnehmung (also einem Gefühl) abhängt, ob jemand eine Frau ist. Wenn jemand als Mann geboren wird und aufwächst und sich dann später als Frau fühlt, kann er dann ab diesem Zeitpunkt auch besser mit Macht umgehen?
Ich sehe hier einen Widerspruch.
Zum 1. Teil: Ich glaube, dass das schwer durch Nachweise stützbar sein dürfte. Wie soll man Führungsqualität messen? Profit alleine ist es nicht...Menschenführung alleine aber auch nicht, ebenso wenig wie Wachstum oder Dauer oder oder oder. Du wirst auch immer positive und negative Beispiele finden und anbringen können.
Es gibt jedoch Studien, die versuchen das zu untersuchen...je nach Ansatz und Betrachtungsweise mit unterschiedlichen Ergebnissen. Ich habe auch stets nur von meinen Überzeugungen und Ansichten geschrieben, nicht von Fakten. Eigene Erfahrungen spielen da ebenso eine Rolle, wie die von Bekannten, wie Eindrücke aus Medien und Presse...ich kann dir da keine Zahlen oder Belege nennen...ein Punkt ist vielleicht einfach auch der Umstand, dass jetzt sehr lange Zeit überwiegend Männer "die Macht" ausgeübt haben und ich subjektiv finde, dass das (so wie es momentan steht) nicht sonderlich gelungen ist
Zum 2. Teil: Das ist ein Vermischung von Themen die bei dieser Diskussion nicht geeignet ist. Bei der eigenen Geschlechtsidentität ist ja der Grund für die Änderung des eigetragenen Geschlechtes, dass Gender (soziales Geschlecht) und Sex (biologisches Geschlecht) nicht übereinstimmen. Sollte ein Mensch das für sich feststellen, finde ich, sollte er die Möglichkeit haben, das anpassen zu lassen. Ob jedoch jemand (egal ob Mann oder Frau) als Führungsperson geeignet ist, hat nichts mit dem biologischen Geschlecht (welches im Ausweis steht und geändert werden kann) zu tun. Ich denke das liegt in erster Linie an Erziehung und Sozialisation. Somit kann durch Änderung des Geschlechtes nicht eine Änderung der persönlichen Eignung für Dieses oder Jenes folgen...
Ich sehe hier keinen Widerspruch.
Thane Krios hat geschrieben:Kinder feministischer erziehen? Dafür müsste ich wissen, was damit gemeint ist. Wenn es in die Richtung geht, dass Männer femininer erzogen werden sollen, bin ich strikt dagegen. Die Feminisierung der männlichen Jugend halte ich bereits heute für ein großes Problem. Von klein auf werden männliche Kinder hauptsächlich von Frauen betreut. Zu Hause, Krippe, Kindergarten, Grundschule etc. und lernen die Welt durch die weibliche Brille kennen. Während Jungs früher mit ihren Vätern und anderen Männern auf den Feldern waren, sind die Väter heute in ihren Berufen und leider oftmals auch aufgrund mangelnder Eigeninitiative nicht präsent genug im Leben ihrer Söhne. Herauskommen dann lauter antriebslose junge Kerle, die keine Orientierung haben, mit Frauen nicht umgehen können und mit denen insgesamt schwer eine resiliente Gesellschaft zu erhalten ist. Ich weiß, an vielen der vorgenannten Punkte will auch der Feminismus etwas ändern. Von daher bin ich hier offen.
Moment, Jungs müssen nicht femininer (im Sinne von "zu Mädchen") erzogen werden. Es geht nicht darum, dass Jungs kein Männer werden sollen/dürfen. Es geht darum, dass Jungs gute männliche Rollenvorbilder haben (was du ja auch forderst). Aber eben nicht wie vor 30 oder 50 Jahren. Männer, die Verantwortung in der Familie übernehmen, Männer, die emotionale Bezugspersonen sind, die selber Emotionen zulassen, Männer, die ihren PartnerInnen

auf Augenhöhe begegnen und in einer absolut gleichwertigen Partnerschaft leben. Männer, die ihren Jungs vorleben, dass Männer und Frauen in Familie und Beruf gleiche Verantwortung tragen und keinen (gesellschaftlich) vordefinierten Rollen folgen müssen. Dazu müssen aber erstmal diese Männer (und auch Frauen) verstehen, dass der Feminismus eben diese Unterschiede abbauen möchte. Leider verändern sich erwachsenen Menschen nur sehr langsam und viele gar nicht. Deshalb ist es in meinen Augen wichtig, dass die Jungs von heute das von Beginn an so lernen, damit es selbstverständlich ist.
Der hintere Teil deiner Ausführung mit den antriebslosen Jungs ist mir dann einfach zu plakativ und soll glaube ich primäre provozieren
Thane Krios hat geschrieben:Zum Thema Educate your sons: Ich glaube Gewalt gegen Frauen ist in unserem Kulturkreis eine der verpöntesten Vergehen, die es gibt. Eine theoretische Bildung ist hier also nicht geeignet. Gewalt gegen Frauen geht in unserem Kulturkreis überwiegend von Männern aus, die selbst Gewalterfahrungen gemacht haben. Hier braucht es einen Mix aus harten Strafen und ausreichender Therapieangebote für die Täter.
In anderen Kulturkreisen ist Gewalt gegen Frauen hingegen akzeptiert. Das wird von den Gendertheoretikern aber gerne ignoriert, da es nicht ins Weltbild passt.
Dazu würden mich aber jetzt auch deine Zahlen interessieren?
Weshalb soll Bildung da nicht helfen? Das verstehe ich nicht. Deine eigenes Argument bekräftigt doch genau die Lösung durch Bildung. Wenn ich weiß was richtig/erlaubt und was falsch ist, nur dann kann ich auch erkennen, wenn mir selber Unrecht getan wird und kann das für mich als solches Abspeichern. Wenn ich denke, es ist schon okay wenn Zuhause mal die Hand ausrutscht, dann ist doch die Chance dass ich das reproduziere viel höher.
Andere Kulturkreise hier als Argument zu bringen, leitet glaube ich fehl. Die Zahlen sind auch ohne "andere Kulturkreise" bei uns deutlich zu hoch. Das hat damit wenig zu tun.
Thane Krios hat geschrieben:Das Gender Dream Gap halte ich für unkorrekt. Jungen Mädchen wird heute beigebracht, dass sie alles können. Mit entsprechend aufgeblasenem Ego laufen dann auch viele herum.
Du kannst nicht wissenschaftliche Studien pauschal als "unkorrekt" bezeichnen, nur weil sie nicht in deine Denkvorstellung passen

Die Gender-Dream-Gap ist wissenschaftlich erhoben worden.
hier als Zusammenfassung, die entsprechenden Studien sind dann im Artikel verlinkt.
https://alltagsfeminismus.de/blog/the-dream-gap/
Thane Krios hat geschrieben:Die Aussage, dass Öl- und Rüstungskonzerne die Welt regieren, würde ich pauschal nicht teilen. Es ist noch nicht lange her, als man für die Aussage, dass die Pharmaindustrie die Welt regiert, zum Leerdenker erklärt wurde. Immer so, wie es gerade passt?
Aber selbstverständlich haben die Konzerne große Macht und Einfluss, das will ich nicht leugnen. Nur, was willst du damit sagen? Dass die männlichen Exemplare an der Spitze dieser Konzerne die Welt stellvertretend für ihre Geschlechtsgenossen dominieren und regieren? Halte ich für Blödsinn, da es dem einfachen Mann überhaupt nichts bringt, dass beispielsweise ein Mann Vorstandsvorsitzender von Aramco ist.
Es mögen auch noch andere Branchen als die von mir genannten sein. Ich verstehe meine Aussagen hier nicht als absolut und vollständig. Männliche Exemplare an der Spitze dieser Konzerne dominieren die Welt nicht stellvertretend für ihre Geschlechtsgenossen. Sie tun dies für sich. Dass dadurch dann Vorteile für gleichgeschlechtliche Personen abspringen führt quasi zu einer Reproduktion.
Ich verweise hier nochmal auf den Begriff der Petromaskulinität. Lies dich da mal für ein paar Minuten ein oder hör einen Podcast. Da ist einfach soviel wahres dran, das kannst auch du nicht von der Hand weisen.
Thane Krios hat geschrieben:Eine Frage: Sagt dir der Begriff "Otherkin" was? Das sind Menschen, die sich als nicht menschlich identifizieren. Sie glauben, sie seien Tiere, Fabelwesen oder Gegenstände. Manche halten sich für Knödel, Autos, Rehe oder Drachen. Sollte man seinen Status nicht auch dahingehend ändern dürfen? Darf ich mich im Personenstandsregister als Auto eintragen? Sollte man sich nicht zum Knödel umoperieren dürfen? Tut doch niemandem weh?
Diese Leute haben psychische Probleme. Man hilft ihnen nicht, indem man ihren Wünschen nachkommt. Nicht ihre Körper sind das Problem, sondern die Psyche. Das gilt für Magersüchtige, für Otherkin genauso wie für Transpersonen.
Bis zu diesem letzten Abschnitt war ich echt auch noch Bereit hier Zeit zu investieren...dieser dient jetzt aber wieder nur der Provokation. Keiner kann sich "Tier" als Geschlecht in seine Pass eintragen lassen. Womöglich ist das ein Problem der Psyche, womöglich auch einfach nur Phantasie oder Spaß...das hat mit einer ernsthaften Diskussion hier aber nichts zu tun und das ist dir bewusst!
Dass du hier Magersüchtige (schwerkranke Menschen) und Transpersonen mit in diesen Topf wirfst ist ein Stück weit auch echt Respektlos...die ist hoffentlich klar, dass Magersuch, Depression,... auch dich jederzeit treffen kann...zur Geschlechteridentität habe ich weiter oben schon geschrieben...
Viel Text, viel Zeit...danke dennoch für die (weitgehend) anständige und überwiegend sachliche Diskussion...