Dr. Strangelove hat geschrieben:
- Ich würde nie auf die Idee kommen, die eigene Mannschaft auszupfeifen; egal, wie schlecht sie auch sein mag. Aber ich kann es absolut niemandem verübeln und hatte nie mehr Verständnis dafür als gestern.
- Sich darüber aufzuregen, dass Leute im Stadion singen, werde ich immer bescheuert finden.
Ich fasse mal die beiden Punkte zusammen. Eigentlich fand ich die Kurve nur gut, als sie gepfiffen hat. Sonst sind es drei, vier bekannte Dauergesänge, die in etwa die Wirkung eines Zuges haben, der über die Gleise fährt, während man selbst mit dem monotonen Geräusch wunderbar abschalten und einnicken kann. Unserer Kurve (ich mag natürlich einigen Unrecht tun, wenn ich so verallgemeinere) fehlt das situative Gespür. Wenn beispielsweise Broadhurst, der leider ein sehr limitierter Eishockeyspieler ist, der aber immer Einsatz zeigt, mal wieder das Tor nicht trifft, dann würden den Pfiffe nur noch weiter verunsichern. Wenn aber Payerl im Schongang in Richtung Zweikampf rutscht, um selbigen doch nicht zu bestreiten, dann gehört der bei jeder Aktion so laut ausgepfiffen, dass er schon vor Angst so etwas wie Bewegung entwickelt. Es ist immer entscheidend, was der Spieler für die Mannschaft leistet. Für Broadhurst müsste man Sigl auspfeifen, da die Verpflichtung in der sich stellenden Situation einfach stümperhaft war. Wenn Unmut und Pfiffe das Kollektiv treffen, ist das zwar nicht angenehm, aber sicher eher Ansporn als Motivationskiller. Entscheidend ist die Situation. Und so überragend der Fanzuspruch trotz der schwachen Darbietungen ist, so sind die Reaktionen der Kurve eher zweitligatauglich, was dann ja auch passt.
Ich pfeife übrigens auch nicht und ich habe es auch noch nie gemacht. Das liegt aber in erster Linie daran, dass ich es gar nicht kann. Ich könnte sehr böse summen, vielleicht versuche ich das mal
Lamb muss man seit er hier ist malträtieren wie einen kranken Esel, damit er mal die Handschuhe fallen lässt. Dafür ist er nicht der Typ, und nur, weil er der Kapitän ist, hat er der auch nicht zu sein. Das mag ich ihm nicht vorwerfen.
Natürlich nicht. Das muss er nicht, weil er Kapitän ist und er muss es auch nicht, wenn er nicht der Typ dazu ist. Und grundsätzlich sind die Zeiten ja auch vorbei, in der jede Mannschaft glaubte, einen Goon in ihren Reihen haben zu müssen. Was aber durchaus möglich ist, dass da immer noch vier Spieler sind, die gemeinsam zeigen können, was sie von dieser Aktion halten. Zudem sind solche Fouls nicht selten das Signal, die Galligkeit im Spiel zu erhöhen. Unter die Haut gehen kann man auch ohne Faustkampf. Wobei ich Blut natürlich mag. Nach Mitternacht
Ich bin tatsächlich nach wie vor der Meinung, dass es nicht daran liegt, dass da jemand im Team nicht will, oder sich nicht anstrengt. Einen Zweikampf kann man aber nur führen, wenn man rein kommt, und ein Großteil der Mannschaft ist aktuell nicht mal dazu in der Lage.
Da bin ich zwiegespalten. In einen Zweikampf kann man nur kommen, wenn man in einen Zweikampf geht. Und da greift dann nicht das Argument, kein entsprechender Körperspieler zu sein. Und in dieser Mannschaft sind derzeit zu viele Spieler unterwegs, die den bedingungslosen Einsatz scheuen.
Das Team ist offensichtlich komplett verunsichert. Und mit jedem Gegentor, jedem verlorenen Zweikampf, jeder versprungenen Scheibe und jedem verlorenen Laufduell wird die Verunsicherung größer.
Natürlich ist das so. Aber dieser Argumentation folgend gäbe es nur eine Abwärtsspirale und nicht die Umkehr derselben. Da geht es dann eben darum, Tore zu erzwingen, sich mehr zu plagen, mehr zu investieren. Nur so kann man Schlechtes zu Gutem wenden. Und ganz ehrlich, wenn die Verunsicherung wächst, weil man ein Laufduell verliert, sollte man schon mal erst sich selbst hinterfragen, ob man genug investiert hat. Das macht aus einer Schnecke noch keinen Sprinter, aber entscheidend ist das persönliche Limit. Und wann, wenn nicht in solchen Situationen, muss man sich an dieses Limit quälen?
Suikkanen ist nicht schuld; das Spiel macht aber umso deutlicher, dass Russell es auch nicht gewesen ist.
Russel bekommt hier erstaunlich wenig verbale Prügel und ich glaube, dass auch viele ihn nicht als die Ursache der Misere sehen. Aber trotzdem konnte man auch als Laie einige Dinge erkennen, die unter ihm und von ihm aus nicht richtig liefen. Das macht Suikkanen natürlich nicht automatisch zu einem besseren Coach, aber der Wechsel war absolut notwendig. Ob der zu spät kam, ist wohl eine Sache der Interpretation und liegt auch am Bewertungszeitpunkt. Die ersten Spiele nach der Pause sprachen für den Weg, Russel zu halten, jetzt muss man sagen, dass der Wechsel eindeutig zu spät kam. Zumal man Suikkanen eben die Möglichkeit nahm, ein paar Tage in Ruhe Dinge zu ändern.
Und dann noch eine kleine Anmerkung zur Situation um Sigl. Was mich noch mehr stört als die Aussage zur "mittelfristigen bis langfristigen Installation eines Sportdirektors" ist die Aussage, dass darüber heiß diskutiert wird. Eine heiße Diskussion erfordert gegensätzliche Meinungen. Und wie man nach diesen letzten Jahren immer noch der Meinung sein kann, auf eine derartige Position verzichten zu können, zeugt schon von erschreckender Ahnungslosigkeit oder entsprechenden Allmachtsphantasien, je nach Standpunkt.
Sigl muss natürlich nicht zurücktreten. Er ist Gesellschafter und hat viel bewirkt. Der andauernde Schnitzel-Kalauer ist Blödsinn, weil es die schon seit Jahren nicht mehr gibt. Was aber sein MUSS, ist, dass Sigl vom operativen Sportgeschäft zukünftig die Finger lässt. Es gab in den vergangenen Jahren so viele Beispiele von schlechtem Scouting, Listenverpflichtungen, Fehleinschätzungen und offensichtlichem Murks aufgrund fehlender Expertise, dass eigentlich gar keine Frage diesbezüglich aufkommen darf. Und wenn es mittels Druck von Sponsoren und anderer im Club tätigen Personen geschieht. Hier DARF es nicht so weitergehen.