Keine Eintagsfliege
Alexander Weiß geht es super. Der 20-Jährige Eisbären-Stürmer könnte eigentlich in Höhen schweben. In den bisher insgesamt acht Partien der Eisbären Berlin brachte es der Youngster auf vier Tore und drei Assist.
Alles scheint wie immer bei Alexander Weiß zu sein. Trotz dem eines seiner Tore auf der Eisbären-Internetseite abzurufen ist und einige Berliner Tageszeitungen ihn schon zum „Shooting-Star“ erklärten, ist Alexander Weiß auf dem Boden geblieben. „Ich denke aber schon, dass einige hier in Hohenschönhausen meinen Namen kennen und vielleicht wissen jetzt auch einige meiner Nachbarn, dass ich Eishockey bei den Eisbären spiele.“, verriet er am Rande der Oberligapartie der Eisbären Juniors gegen den ESV Kaufbeuren . Dort beobachtete er seinen drei Jahre jüngeren Bruder Daniel Weiß, der es mit Sicherheit seinem „Älteren“ einmal nachmachen will.
Dass sich Alexander Weiß im DEL-Team der Eisbären bisher behaupten konnte, liegt nicht nur an seinem Talent. Bereits in der vergangenen Saison gelang ihm der Sprung in die deutsche Eliteliga. Allerdings zählte dies für ihn nicht, um sich im Sommer auf die faule Haut zu legen. Er stand, nach dem Ausscheiden aus der Playoff-Qualifikation Anfang März, noch bis in den April hinein auf dem Eis und trainierte. „Danach ging es am 22. Mai weiter, mit täglich vier Stunden intensivem Training.“, resümierte Weiß über seine Sommerbeschäftigung, in der er „so gut gearbeitet hat, wie nie zuvor“.
Dieses Trainingsprogramm war von den Ex-Eishockeyprofis Steffen Ziesche und Derek Mayer, sowie dem aus dem Eisschnelllauf stammenden Fitnesstrainer Alfred Kraus entwickelt und überwacht worden. „Es war ein anspruchsvolles neues Krafttraining für die Arme und Beine dabei.“, was zumindest die körperlichen Grundlagen verbesserte, das Vertrauen in die eigene Physis brachte.
Um das nötige Selbstvertrauen zu erlangen, hilft Eisbären-Chefcoach Don Jackson nach. „Es ist nicht nur bei mir so, sondern auch beim ganzen Team. Don erlaubt uns Fehler zu machen. Aber auch nur, wenn er sieht, dass wir auch hart arbeiten. Dieses hilft mir weiter, mich auf dem Eis auch mal was zu trauen.“ Und das ist offensichtlich. Selbstbewusst kämpft er sich manchmal durch die gegnerische Abwehr, kann aber auch schnell von Defensive auf Offensive umschalten.
Mit Sven Felski klappte das schon einmal ganz gut. Da die beiden schnell auf den Kufen sind, hatte in dieser 2 auf 1 Situation nicht nur der gegnerische Verteidiger, sondern auch der Torwart das Nachsehen, als Weiß dem Eisbären-Urgestein Felski zum Torerfolg auflegte.
Einen spektakulären Treffer landete er beim Spiel gegen Wolfsburg, als er sich in der Drehung den Puck durch die Beine selber auflegte und dann im Fallen in das Gehäuse einschoss.
Alexander Weiß profitiert aber auch vom Spiel seiner Reihenkollegen. Diese sind meist erfahrene Spieler, von denen er auch während des Spiels viel lernt. „Sie spielen oft einen guten und schlauen Pass und setzen mich dadurch auch in Szene.“, gibt er bereitwillig zu.
Obwohl Alex, wie er meist im Sportforum genannt wird, es nicht selber zugeben will, aber einen großen Anteil an solchen Situationen hat er auch selber. Weiß besitzt augenscheinlich die Intelligenz und das Verständnis dafür, sich nicht nur in Szene setzen zu lassen, sondern auch selbst für Aktionen zu sorgen.
Don Jackson ließ unter der Woche schon einmal anklingen, dass er über die Leistungen von Alexander Weiß noch nicht urteilen will. Auch lobt der Coach den Youngster nicht über den grünen Klee. Er wolle noch die nächsten zwanzig Spieltage schauen, wie er sich entwickelt.
Dadurch lässt sich der Nachwuchsstürmer aber nicht irritieren. „Ich weiß wie hart ich im Sommer trainiert habe und ich weiß auch, wie ich jetzt trainiere. Auch das gibt mir Vertrauen. In ein Tief kommt jeder Spieler mal, aber auch da kommt man wieder raus.“
Für Fitnesstrainer Alfred Kraus, der kurzzeitig beim Gespräch zwischen Hockeyweb-Redakteur Oliver Koch und Alexander Weiß vorbeischaute, ist die Sache glasklar: „Wer im Sommer elf Wochen lang so hart und kontinuierlich trainiert hat, der ist keine Eintagsfliege!“
Dass Alex auch weiter keinen Höhenflug bekommt, dafür sorgt der Zimmerkollege auf Auswärtsfahrten, bzw. Mannschaftskollege Florian Busch. „Der Buschi ist für mich irgendwie ein Vorbild. Er ist nur zwei Jahre älter als ich und hat schon viel erreicht und auch erlebt. Der sagt mir dann auch schon immer vorbeugend, dass ich auf dem Teppich bleiben soll, wenn ich ein gutes Spiel hatte“.
Eigentlich wären die beiden auch in der Nationalmannschaft ein gutes Gespann. „Ich bin ja noch jung, gerade erst aus der U20 raus. Mit etwas Geduld bekomme ich vielleicht meine Chance. Mein Ziel ist aber, bei der WM 2010 im eigenen Land für Deutschland aufzulaufen.“.
Alexander Weiß ist also ein Faustpfand für die Zukunft, ein Perspektivspieler, welcher aber in der Gegenwart schon gut einschlägt. Kein Wunder, dass es ihm super geht.
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