29.11.06 - 12:00 Uhr
Meistertrainer Max Merkel gestorben
Max Merkel, der Meistertrainer, ist in der Nacht von auf Mittwoch in seinem Haus in Putzbrunn verstorben. Das teilte seine Frau Marion am Mittwochmorgen mit. Merkel, der am 7. Dezember seinen 88. Geburtstag gefeiert hätte, war zuletzt krankheitsbedingt nicht mehr an die Öffentlichkeit getreten. Die Löwen werden beim Auswärtsspiel in Unterhaching am Sonntag, 3. Dezember 2006, 14 Uhr, mit Trauerflor auflaufen.
Der Wiener trainierte von 62-66 1860 – bis heute die erfolgreichste Zeit der Löwen. Diese Ära begann mit einem Titel. In der Saison 1962/63 gewannen die Sechziger die Süddeutsche Meisterschaft, qualifizierten sich – im Gegensatz zum FC München – für die neu gegründete Bundesliga. Es folgte der Pokalsieg 64, die Finalteilnahme im Europapokal der Pokalsieger 65 und als Höhepunkt die Deutsche Meisterschaft 66. Ein halbes Jahr später, am Abend des 15.12.66, wurde Merkel bei den Löwen entlassen. Er hatte sich mit einem Großteil der Spieler überworfen. Nach seiner Münchner Zeit gewann der Wiener noch mit dem 1. FC Nürnberg den nationalen Titel (6

, wurde mit Atletico Madrid Meister (73) und Pokalsieger (72). In der Saison 74/75 kehrte er nochmals zu den Löwen zurück, verpasste aber den Aufstieg. Die Trainerkarriere begann bei Rapid, aus deren Jugend er stammte und wo er zuvor als Spieler tätig war (46-54). Gleich in seinem ersten Jahr holte er den Titel (57). Über Den Haag und Dortmund kam er zu den Löwen. In Deutschland trainierte er außerdem Schalke, Augsburg und Karlsruhe. Als Spieler absolvierte er ein Spiel für Deutschland (39) und 13 Jahre später eins für Österreich (52). Neben seiner sportlichen Karriere machte er in den 80er Jahren als Kolumnist einen Namen. Seine Sprüche waren bei Lesern beliebt, bei Trainern, Spielern und Funktionären gefürchtet. Über Letztere sagte er einst: „Die wissen nicht einmal, daß im Ball Luft ist. Die glauben doch, der springt, weil ein Frosch drin ist.“ „Mit Zuckerbrot und Peitsche“, hieß das erste Buch, das 68 erschien. „Dieser Titel gibt seine Mentalität wieder“, sagt Manni Wagner über seinen ehemaligen Coach. „Er war für 60 der richtige Trainer zur richtigen Zeit, hat die erfolgreiche Mannschaft mitgeformt. Die Löwen verdanken ihm viel.“ Er habe die Spieler heiß gemacht, sei ein Motivator gewesen. Sein knallhartes Training war gefürchtet. „Manchmal hat er es etwas übertrieben. Wir hatten dann am Spieltag schwere Beine, waren aber technisch so gut, daß wir dies kompensieren konnten“, erzählt Wagner. Der Kontakt mit dem Ex-Coach sei abgerissen, obwohl er in Putzbrunn lebte. Die diversen Jubiläumsfeiern mit der Mannschaft von früher sagte er ab. Er polarisierte immer, auch in seiner Zeit bei 1860. Auf die Turner und Leichtathleten schimpfte er permanent, wenn sie beim Fußball mitreden wollten. Dabei engagierte er mit Dieter Urbach einen Kugelstoßer als Konditionstrainer. Er galt als innovativer Coach, war seiner Zeit in vielen Dingen voraus. Als erster führte er das Trainingslager vor den Spielen ein. Von Donnerstag bis Samstag zog er die Mannschaft zusammen. Und „wir waren die ersten, die im Winter mit Strumpfhosen gespielt haben“, erzählt Wagner von einer weiteren Neuerung unter Merkel. Im Gegensatz zu anderen Trainern war bei ihm ein Bierchen nach dem Training nicht grundsätzlich verpönt. „Bei 1860 hab’ ich mal die Alkoholiker gegen die Nichtalkoholiker spielen lassen. Die Alkoholiker haben 8:1 gewonnen. Da hab’ i g’sogt: Buam sauft’s weiter.“ Mit Max Merkel ist ein Unikum und eine Legende gestorben. Die Löwen-Familie trauert um ihren Meistertrainer, der in München eine zweite Heimat fand. Den TSV 1860 bezeichnete Merkel einst als seine schönste Trainerstation. „Da war’s herrlich, als ich zum ersten Mal bei 1860 war.“ Merkel hinterlässt Frau Marion und seine 34jährige Tochter Maxi.
Weitere Sprüche: (über Rüdiger Abramczik) „Er wird nie Kopfweh bekommen, weil er seinen Kopf nie zum
Denken benutzen wird. Ehe er Nationalspieler wird, werde ich Sänger an der Metropolitan
Opera.“
„Der Basler spielt wie eine Parkuhr. Er steht nur rum und die Bayern stopfen Geld rein.“
(über Diego Maradona

„Der kann aus 50 Metern Entfernung mit dem Ball eine Telefonnummer wählen.\"
„Jede Straßenbahn in Uerdingen hat mehr Anhänger als Bayer 05.“
„Der Dettmar Cramer hat doch nur den Schwarzen im Senegal beigebracht, wie man Kakteen umdribbelt.“
„In Dänemark habe ich nur Eier und Butter geholt, aber keine Fußballer.“
„Udo Lattek haben sie das Blut abgenommen. Ergebnis: Reiner Alkohol, verschmutzt durch rote Blutkörperchen.“
„Fußball? Ein Spiel auch zum Denken. Nur leider hat man dafür noch keine Tabletten erfunden.“
„Im Fußball ist es wie bei der Liebe. Was vorher ist, kann auch sehr schön sein, aber es ist nur Händchenhalten. Der Ball muss hinein.“