Warum sich die DEG mit offenem Brief selbst ins Bein schießt
Auch nach vielen Jahren im DEL-Zirkus kann man sich doch immer wieder wundern. Zum Beispiel über den Niedergang der DEG. Ich kann mich noch sehr gut an Zeiten erinnern, als die DEG das Aushängeschild der gesamten Sportart war. Wer auf Eishockey stand, was fast automatisch auch DEG-Fan, sofern er nicht gerade in der Stadt mit der großen Kirche 35 Kilometer südlich lebte.
Am Freitag zog ich mir das DEGbakel auf Premiere rein. Schlimm, wie die Spieler sich vom eigenen Tor entfernten, um Ahren Spylo Platz zu machen. Noch schlimmer, wie alle nach links schauten, während ihnen rechts der Puck reingelegt wurde. Aber am Allerschlimmsten war die Ratlosigkeit in den Gesichtern der Spieler, aber auch bei Nethery und Schmellenkamp. Ganz klar, die Düssis haben ein Mental-Problem, sie brauchen wieder Stimmung im Team. Aber wie bekommt man die? Aus der Mannheimer Presse wissen wir, dass die Adler wieder gewannen, nachdem Chris Hamilton sie erstmal ordentlich knuddelte. Aber wer knuddelt die Düssis? Lance Nethery hat einen Mentalcoach mit dem Hinweis abgewiesen, so einer hätte noch nie ein Tor geschossen. Das haben Trainer und Manager aber auch noch nie getan, sind die deshalb überflüssig?
Dann kam ein offener Brief von DEG-Boss Schmellenkamp, in dem er sehr ausführlich darstellte, was man in den vergangenen Jahren außerhalb der Eisfläche erreicht habe. Das ist alles gut und richtig, aber auch hier zeigt sich wieder die Ohnmacht der DEG: Wenn man auf dem Eis nicht gewinnt, spielt alles andere für den Fan nämlich keine Rolle. „Wir haben gerade gegen Duisburg verkackt, aber hey, egal, ich kann meine Karten im Internet kaufen!“ Stellt man sich so die Reaktion der Fans vor?
Denselben Fehler mit einem offenen Brief haben die Düssis schonmal in der Ära Komma gemacht. Ich wundere mich, das man nicht daraus gelernt hat. Auf Erfolge in der Geschäftsführung macht man aufmerksam, wenn der sportliche Erfolg stimmt, nur dann hören die Leute auch zu. In der aktuellen Situation jedoch wird ein solcher Brief nur als Offenbarungseid gewertet, der Schuss geht nach hinten los. Denn am Ende bleibt nur ein einziger, wunderbarer Satz aus dem langen Brief im Gedächtnis hängen: „Unser Pulver für einschneidende Maßnahmen ist nach Trainerentlassung und Verteidigereinstellung verschossen.“ Wunder gibt es immer wieder.
Schuld sind natürlich auch die Fans, die mit Grablichtern zu den Spielen erscheinen, statt ihre Mannschaft bedingungs- und kritiklos anzufeuern, so lesen sich Schmellenkamps Worte. Wer sich im Restaurant über schlechtes Essen beschwert, ist ja auch daran schuld, dass die Suppe versalzen ist. Logisch. Soll er lieber den Koch anfeuern, dann schmeckt es gleich viel besser! Okay, der Vergleich hinkt: Ein schlechtes Essen kann man zurückgehen lassen, ein schlechtes Spiel nicht.
Gruß vom wunderbare Weihnachten wünschenden Alexander Brandt
http://www.eishockeynews.de