„Wir sind stolz auf unser Team“, sind sich Fans und Verantwortliche einig
Straubing Tigers begeistern auch gegen die Eisbären Berlin mit unbändigem Kampfgeist
Verdienter 4:3-Sieg nach Verlängerung gegen deutschen Meister – Umfrageergebnis beeindruckt
(wel/mb) Aufsteiger gegen Meister – von diesem scheinbar klaren Kräfteverhältnis sah man gestern am Straubinger Pulverturm gar nichts. Am Ende feierten die Tigers einen verdienten 4:3 (1:1, 2:0, 0:2, 1:0)-Sieg nach Verlängerung und bestätigten damit eindrucksvoll die Umfrage des Abo-Senders Premiere. Der hatte im Rahmen der gestrigen Live-Übertragung seine Zuseher gefragt, ob Straubing eine Bereicherung für die DEL sei. Endergebnis: Satte 92 Prozent stimmten mit ja.
Was die Straubinger Truppe gestern abend bot, riss die begeisterten Fans immer wieder zu Szenenapplaus hin, teilweise gab es stehende Ovationen auf offener Strecke. Gestützt auf einen - wie immer - starken Mike Bales und eine souverän agierende Defensive spielten sich die Tigers teilweise in einen Rausch und boten wohl eine der besten Partien in der diesjährigen DEL-Saison.
Im Schlussdrittel gingen den Straubingern aber angesichts der Strapazen der letzten Tage die Kräfte aus und das bestraften die Berliner eiskalt. Aber die Tigers kämpften sich zurück und sicherten sich in der Verlängerung noch den Zusatzpunkt und begeisterten neben den Fans auch ihren Trainer: „Diese Mannschaft mit ihrer Einstellung und ihrem Willen überrascht uns immer wieder und ich denke die gesamte Mannschaft und die ganze Region kann stolz sein auf dieses Team.“ Auch Gäste-Coach Pierre Pagé gratulierte: „Straubing hat sich den Sieg verdient. Wir sind seit dem Spengler Cup zu unkonstant. Straubing hat über 60 Minuten sehr hart gearbeitet und diese harte Arbeit geht meiner Mannschaft derzeit ein wenig ab.“
Die Eisbären mussten ganz schön frieren – diesen Eindruck hatte man zumindest, wenn man sie in den ersten Sekunden übers Eis flitzen sah. Doch nach deren 58 war erst einmal Schluss, nachdem eine herausgesprungene Plexiglasscheibe eine mehrminütige Unterbrechung verursachte. Dann waren gleich die Tigers dran: Erst prüfte Calvin Elfring Daniar Dshunussow (2.), dann schoss Christian Retzer den Berliner Keeper mit einem Hammer fast aus dessen Schlittschuhen. Insgesamt hatte der Abschnitt aber zwei Gesichter: Bei fünf-gegen-fünf dominierten klar die Gäste, die sich mit ihrem schnellen Kombinationsspiel immer wieder gute Möglichkeiten herausspielten und nach einem schulbuchmäßigen Konter in der siebten Minute durch Andy Roach auch das verdiente 1:0 erzielten. Alexander Weiß hatte in der elften Minute sogar das 2:0 auf dem Schläger.
Gab es aber Überzahl – und das gab es dank der konsequenten Regelauslegung des slowakischen Schiedsrichters Konc in diesem Abschnitt häufig – zeigten die Tigers ihr Können. Sepp Lehner besorgte in der 13. Minute mit einem Hammer von der blauen Linie den Ausgleich. Trevor Gallant traf in der 18. Minute den Puck nicht richtig, sonst hätte es da schon 2:1 geheißen.
Mittelabschnitt begeistert Fans
Dafür brauchten die Tigers im zweiten Abschnitt nur 14 Sekunden. Immer noch in Überzahl, marschierte Jason Dunham allein auf Dshunussow zu. Dieser parierte zwar den Schuss, der Berliner Steve Walker stand jedoch so unglücklich, dass der Puck von seinem Schlittschuh aus über die Linie ging – auch weil er dann noch zweimal über den Puck schlug. Die Gäste rannten nun wütend an, doch die Tigers hatten sich mittlerweile bei gleicher Spieleranzahl gefangen. Nur in Unterzahl wurde es gefährlich, aber da stand ja noch Mike Bales, der erst Denis Pedersons Gewaltschuss entschärfte (27.), dann den Nachschuss parierte und schließlich den zweiten Nachschuss von Roach per Spagat von der Linie kratzte. Die Überzahl war kaum vorbei, als die Tigers wieder nach vorne wirbelten und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn Dunham spielte erst hinter dem Tor zwei Berliner schwindlig, hatte dann das Auge für Billy Trew, der frei vor dem Tor Dshunussow zum 3:1 (30.) überwand.
Bereits hier hatte der Berliner Keeper nicht gut ausgesehen und ein weiterer Fehler von ihm hätte fast zum nächsten Tor geführt – David Lundbohm schaffte es allerdings, am Tor vorbeizuschießen, obwohl Dshunussow ihm im Fallen das Tor meterweit öffnete (34.). Fehler war auch das Stichwort für die Straubinger Bank, die bei Unterzahl einen Wechselfehler produzierte. Doch die Tigers überstanden mit großartigem Kampf die eineinhalbminutige Unterzahl – auch weil Bales großartig gegen Jeff Jilson und Deron Quint rettete. Sekunden vor der Drittelpause hätte es sogar 4:1 stehen können, aber Cam Severson traf nur den Pfosten.
Lange Zeit brannte im Schlussdrittel vor dem Straubinger Kasten nicht viel an und die Tigers hatten sogar die ein oder andere gute Kontermöglichkeit. Als die Straubinger Defensive dann aber doch einmal einen Fehler machte und einen Augenblick nicht aufpasste, schlugen die Gäste knapp neun Minuten vor dem Ende zu. Quint vollstreckte am langen Eck nach einem Walker-Querpass – fast eine Duplizität des ersten Berliner Tores.
Die Straubinger waren nun mit ihren Kräften sichtlich am Ende. Und die Berliner setzten nun nach und kamen in Überzahl in der 56. Minute tatsächlich zum Ausgleich. Ustorf fälschte einen Jillson-Schuss unhaltbar ab. Die Tigers wackelten nun gewaltig, brachten aber das Unentschieden über die Zeit und retteten sich in die Verlängerung, wo sie in Überzahl beginnen durften. Dieses Powerplay konnten sie zwar noch nicht nutzen, aber nur Sekunden später war es dann doch soweit: eine traumhafte Puckstaffette über Norgren und Kinch vollendete Tobias Abstreiter am langen Eck mit seinem ersten Treffer nach seiner langen Verletzungspause.
Straubing Tigers: Bales - Kinch, Retzer; Elfrinbg, Lehner; Norgren,
Casparsson - Lundbohm, Chouinard, Severson; Trew, Gallant, Dunham; P. Abstreiter, T. Abstreier, Oswald; Daschner, Wilhelm, Jocher;
Eisbären Berlin: Dshunussow - Roach, Quint; Jillson, C. Jarrett; Baxmann, Kramer; Wharton, Thomas; Weiß, Walker, Pederson; Müller, Beaufait, Felski; Braun, Rankel, P. Jarrett; Fairchild, Ustorf, Martens;
Tore: 0:1 (7:20) Roach (Beaufait), 1:1 (13:10) Lehner (Dunham,5-4), 2:1 (20:14) Dunham (Elfring, Lehner, 5-4), 3:1 (29:40 Trew (Dunham), 3:2 (51:23) Quint (Walker), 3:3 (55:26) Ustorf (Jillson, Fairchild - 5-4), 4:3 (62:05) T. Abstreiter (Kinch, Norgren);
Strafen: 14 - 12;
Schiedsrichter: Konc (Slowakei, HSR); Gasda, Höck;
Zuschauer: 4112
Quelle:
http://www.straubing-tigers.de